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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Disputen entstehen, so müssen sie dieselbigen
schlichten und beylegen. Jnsonderheit müssen sie,
wenn einige Furcht oder Gefahr erwächset, daß
die Tractaten abgebrochen werden möchten, pro-
spici
ren, daß sie entweder fortgesetzet, oder doch
zum wenigsten wieder reassumiret werden.

§. 27. Das dritte Stück ist der Friedens-
Schluß. Es ist bekant gnug, daß entweder von
den Mediateurs oder einem von den streitenden
Partheyen, oder auch von allen beyden, erstlich
ein Friedens-Project verfertiget werde; dieses
wird den Partheyen communiciret, und dem-
selben so lange zugesetzet und abgenommen, oder
auch auch neue Formulen substituiret, bis sie
endlich alle consentiren und auf die Art den Frie-
den schliessen. Hierauff unterschreiben so wohl
die Mediateurs als auch die Partheyen das Frie-
dens-Instrument. Es ist zweifelhafft, ob wider
den Willen der Mediateurs der Friede geschlos-
sen und auch ohne sie unterschrieben werden kön-
te. Da aber derselbe nur durch den Willen der
Partheyen erwehlet wird, und sie kein Interesse
darbey habe, so können die Partheyen auch oh-
ne sie das Friedens-Negotium zu Stande brin-
gen und unterschreiben. Nach diesem erfolget
die Ratification der Principalen. Die Ceremo-
ni
en, die hierbey vorkommen, sind willkührlich,
und kommen auf den Vergleich derer Partheyen

an-



Diſputen entſtehen, ſo muͤſſen ſie dieſelbigen
ſchlichten und beylegen. Jnſonderheit muͤſſen ſie,
wenn einige Furcht oder Gefahr erwaͤchſet, daß
die Tractaten abgebrochen werden moͤchten, pro-
ſpici
ren, daß ſie entweder fortgeſetzet, oder doch
zum wenigſten wieder reaſſumiret werden.

§. 27. Das dritte Stuͤck iſt der Friedens-
Schluß. Es iſt bekant gnug, daß entweder von
den Mediateurs oder einem von den ſtreitenden
Partheyen, oder auch von allen beyden, erſtlich
ein Friedens-Project verfertiget werde; dieſes
wird den Partheyen communiciret, und dem-
ſelben ſo lange zugeſetzet und abgenommen, oder
auch auch neue Formulen ſubſtituiret, bis ſie
endlich alle conſentiren und auf die Art den Frie-
den ſchlieſſen. Hierauff unterſchreiben ſo wohl
die Mediateurs als auch die Partheyen das Frie-
dens-Inſtrument. Es iſt zweifelhafft, ob wider
den Willen der Mediateurs der Friede geſchloſ-
ſen und auch ohne ſie unterſchrieben werden koͤn-
te. Da aber derſelbe nur durch den Willen der
Partheyen erwehlet wird, und ſie kein Intereſſe
darbey habe, ſo koͤnnen die Partheyen auch oh-
ne ſie das Friedens-Negotium zu Stande brin-
gen und unterſchreiben. Nach dieſem erfolget
die Ratification der Principalen. Die Ceremo-
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en, die hierbey vorkommen, ſind willkuͤhrlich,
und kommen auf den Vergleich derer Partheyen

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[1439/1459] Diſputen entſtehen, ſo muͤſſen ſie dieſelbigen ſchlichten und beylegen. Jnſonderheit muͤſſen ſie, wenn einige Furcht oder Gefahr erwaͤchſet, daß die Tractaten abgebrochen werden moͤchten, pro- ſpiciren, daß ſie entweder fortgeſetzet, oder doch zum wenigſten wieder reaſſumiret werden. §. 27. Das dritte Stuͤck iſt der Friedens- Schluß. Es iſt bekant gnug, daß entweder von den Mediateurs oder einem von den ſtreitenden Partheyen, oder auch von allen beyden, erſtlich ein Friedens-Project verfertiget werde; dieſes wird den Partheyen communiciret, und dem- ſelben ſo lange zugeſetzet und abgenommen, oder auch auch neue Formulen ſubſtituiret, bis ſie endlich alle conſentiren und auf die Art den Frie- den ſchlieſſen. Hierauff unterſchreiben ſo wohl die Mediateurs als auch die Partheyen das Frie- dens-Inſtrument. Es iſt zweifelhafft, ob wider den Willen der Mediateurs der Friede geſchloſ- ſen und auch ohne ſie unterſchrieben werden koͤn- te. Da aber derſelbe nur durch den Willen der Partheyen erwehlet wird, und ſie kein Intereſſe darbey habe, ſo koͤnnen die Partheyen auch oh- ne ſie das Friedens-Negotium zu Stande brin- gen und unterſchreiben. Nach dieſem erfolget die Ratification der Principalen. Die Ceremo- nien, die hierbey vorkommen, ſind willkuͤhrlich, und kommen auf den Vergleich derer Partheyen an-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1459>, abgerufen am 01.06.2024.