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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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sey, ist unnöthig hier zu exprimiren, indem diesel-
bige denen, die sich zu dergleichen Sachen ge-
brauchen lassen, schon zur Gnüge bekant sind.

§. 22. Es pflegen die Regenten ihre Gesandten
nicht allein zu instruiren, daß sie die Geschäffte, so
sie ihnen wegen einer gewissen Angelegenheit auf-
getragen, besorgen und expediren, sondern auch
an demselben Hofe oder in dem Lande auf alle Art
und Weise directe und indirecte, so viel ihnen
möglich, den Nutzen und die Ehre ihres Landes-
Herrn befördern, und was demselben zuwider,
durch Vorstellungen bey Hofe, Sollicitationen
und auf andere Art abstellen, oder doch ihrem
Principal berichten sollen. Daher müssen sie sich
hüten, daß sie bey gewissen Zusammenkünfften,
Visiten, Spatzierfahrten, u. s. w. den Rang nnd
der Praecedenz ihrer Principalen auf keine Weise
etwas vergeben, sondern solche toures aussinnen,
dadurch sie sich bestmöglichst menagiren. Sie
müssen Acht haben, daß in den Schrifften, so in
derselben Provintz, da sie sich aufhalten, heraus
kommen, nichts disrenomirliches und wider das
Interesse ihrer Principalen lauffend, gesetzet wer-
de, daß sie auch ihre Landes-Leute, wenn sie in ei-
nem und andern einige Verdrießlichkeiten wider
ihr Verschulden ausstehen müssen, vertheidigen
und schützen, iedoch diejenigen, die sich durch la-
sterhaffte Bezeugungen selbst mit allem Recht
Ungemach zugezogen, nicht in ihre Protection auf-
nehmen.

§. 23. Es muß ein Regent in seines Abgesand-
ten Rechnung passiren lassen, daß derselbe offne

Taf-



ſey, iſt unnoͤthig hier zu exprimiren, indem dieſel-
bige denen, die ſich zu dergleichen Sachen ge-
brauchen laſſen, ſchon zur Gnuͤge bekant ſind.

§. 22. Es pflegen die Regenten ihre Geſandten
nicht allein zu inſtruiren, daß ſie die Geſchaͤffte, ſo
ſie ihnen wegen einer gewiſſen Angelegenheit auf-
getragen, beſorgen und expediren, ſondern auch
an demſelben Hofe oder in dem Lande auf alle Art
und Weiſe directe und indirecte, ſo viel ihnen
moͤglich, den Nutzen und die Ehre ihres Landes-
Herrn befoͤrdern, und was demſelben zuwider,
durch Vorſtellungen bey Hofe, Sollicitationen
und auf andere Art abſtellen, oder doch ihrem
Principal berichten ſollen. Daher muͤſſen ſie ſich
huͤten, daß ſie bey gewiſſen Zuſammenkuͤnfften,
Viſiten, Spatzierfahrten, u. ſ. w. den Rang nnd
der Præcedenz ihrer Principalen auf keine Weiſe
etwas vergeben, ſondern ſolche toures ausſinnen,
dadurch ſie ſich beſtmoͤglichſt menagiren. Sie
muͤſſen Acht haben, daß in den Schrifften, ſo in
derſelben Provintz, da ſie ſich aufhalten, heraus
kommen, nichts disrenomirliches und wider das
Intereſſe ihrer Principalen lauffend, geſetzet wer-
de, daß ſie auch ihre Landes-Leute, wenn ſie in ei-
nem und andern einige Verdrießlichkeiten wider
ihr Verſchulden ausſtehen muͤſſen, vertheidigen
und ſchuͤtzen, iedoch diejenigen, die ſich durch la-
ſterhaffte Bezeugungen ſelbſt mit allem Recht
Ungemach zugezogen, nicht in ihre Protection auf-
nehmen.

§. 23. Es muß ein Regent in ſeines Abgeſand-
ten Rechnung pasſiren laſſen, daß derſelbe offne

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[1471/1491] ſey, iſt unnoͤthig hier zu exprimiren, indem dieſel- bige denen, die ſich zu dergleichen Sachen ge- brauchen laſſen, ſchon zur Gnuͤge bekant ſind. §. 22. Es pflegen die Regenten ihre Geſandten nicht allein zu inſtruiren, daß ſie die Geſchaͤffte, ſo ſie ihnen wegen einer gewiſſen Angelegenheit auf- getragen, beſorgen und expediren, ſondern auch an demſelben Hofe oder in dem Lande auf alle Art und Weiſe directe und indirecte, ſo viel ihnen moͤglich, den Nutzen und die Ehre ihres Landes- Herrn befoͤrdern, und was demſelben zuwider, durch Vorſtellungen bey Hofe, Sollicitationen und auf andere Art abſtellen, oder doch ihrem Principal berichten ſollen. Daher muͤſſen ſie ſich huͤten, daß ſie bey gewiſſen Zuſammenkuͤnfften, Viſiten, Spatzierfahrten, u. ſ. w. den Rang nnd der Præcedenz ihrer Principalen auf keine Weiſe etwas vergeben, ſondern ſolche toures ausſinnen, dadurch ſie ſich beſtmoͤglichſt menagiren. Sie muͤſſen Acht haben, daß in den Schrifften, ſo in derſelben Provintz, da ſie ſich aufhalten, heraus kommen, nichts disrenomirliches und wider das Intereſſe ihrer Principalen lauffend, geſetzet wer- de, daß ſie auch ihre Landes-Leute, wenn ſie in ei- nem und andern einige Verdrießlichkeiten wider ihr Verſchulden ausſtehen muͤſſen, vertheidigen und ſchuͤtzen, iedoch diejenigen, die ſich durch la- ſterhaffte Bezeugungen ſelbſt mit allem Recht Ungemach zugezogen, nicht in ihre Protection auf- nehmen. §. 23. Es muß ein Regent in ſeines Abgeſand- ten Rechnung pasſiren laſſen, daß derſelbe offne Taf-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1491>, abgerufen am 16.06.2024.