Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



einhohlet, und entziehet sich bey manchen Fällen ei-
ner schweren Verantwortung, die er sonst etwan,
wenn er es nach seinem eigenen Gefallen einge-
richtet, hätte auszustehen gehabt.

§. 20. Ein vernünfftiger Regent hütet sich, daß
er nicht seinen Abgesandten und Minister zu solchen
Dingen braucht, die so wohl ihn als auch den
Ambassadeur in Miß-Credit und Disrenommee
setzen möchte, als etwan zu Excitirung oder Fo-
menti
rung einiger Rebellionen im Lande, die zur
Avantage des Landes-Herrn ausschlagen könten.
Es sind dergleichen Sachen, die wider GOtt und
die natürl. Erbarkeit seyn, so wohl einem Landes-
Herrn als einem Minister, der wichtige Staats-
Negotia tractiren soll, wenn er sich zu solchen in-
fam
en Handlungen mit gebrauchen läst, höchst
disrenomirlich, und wenn es public wird, hat ein
Minister die gröste Beschimpffung und Arretirung
seiner Person, der Regent aber nichts anders
denn eine rechtmäßige Ankündigung eines Krie-
ges von demjenigen Staate, in welchem durch
seine Hülffe die Rebellion hat erreget werden
sollen, zu erwarten.

§. 21. Da auch ein Gesandter seinem Princi-
palen allerhand geheime Nachrichten, die nicht
public werden sollen, zu berichten hat, so muß der
Landes-Herr eine gewisse geheime Art zu schrei-
ben, die entweder gar nicht, oder doch sehr
schwerlich zu dechifriren ist, mit ihm abreden, daß
er hernach diejenigen Dinge, die er zu wissen be-
gehret, auf die Art von ihm erfahren und entde-
cken könne. Welche Invention aber die beste

sey,



einhohlet, und entziehet ſich bey manchen Faͤllen ei-
ner ſchweren Verantwortung, die er ſonſt etwan,
wenn er es nach ſeinem eigenen Gefallen einge-
richtet, haͤtte auszuſtehen gehabt.

§. 20. Ein vernuͤnfftiger Regent huͤtet ſich, daß
er nicht ſeinen Abgeſandten und Miniſter zu ſolchen
Dingen braucht, die ſo wohl ihn als auch den
Ambaſſadeur in Miß-Credit und Disrenommee
ſetzen moͤchte, als etwan zu Excitirung oder Fo-
menti
rung einiger Rebellionen im Lande, die zur
Avantage des Landes-Herrn ausſchlagen koͤnten.
Es ſind dergleichen Sachen, die wider GOtt und
die natuͤrl. Erbarkeit ſeyn, ſo wohl einem Landes-
Herrn als einem Miniſter, der wichtige Staats-
Negotia tractiren ſoll, wenn er ſich zu ſolchen in-
fam
en Handlungen mit gebrauchen laͤſt, hoͤchſt
disrenomirlich, und wenn es public wird, hat ein
Miniſter die groͤſte Beſchimpffung und Arretirung
ſeiner Perſon, der Regent aber nichts anders
denn eine rechtmaͤßige Ankuͤndigung eines Krie-
ges von demjenigen Staate, in welchem durch
ſeine Huͤlffe die Rebellion hat erreget werden
ſollen, zu erwarten.

§. 21. Da auch ein Geſandter ſeinem Princi-
palen allerhand geheime Nachrichten, die nicht
public werden ſollen, zu berichten hat, ſo muß der
Landes-Herr eine gewiſſe geheime Art zu ſchrei-
ben, die entweder gar nicht, oder doch ſehr
ſchwerlich zu dechifriren iſt, mit ihm abreden, daß
er hernach diejenigen Dinge, die er zu wiſſen be-
gehret, auf die Art von ihm erfahren und entde-
cken koͤnne. Welche Invention aber die beſte

ſey,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1490" n="1470"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> einhohlet, und entziehet &#x017F;ich bey manchen Fa&#x0364;llen ei-<lb/>
ner &#x017F;chweren Verantwortung, die er &#x017F;on&#x017F;t etwan,<lb/>
wenn er es nach &#x017F;einem eigenen Gefallen einge-<lb/>
richtet, ha&#x0364;tte auszu&#x017F;tehen gehabt.</p><lb/>
        <p>§. 20. Ein vernu&#x0364;nfftiger Regent hu&#x0364;tet &#x017F;ich, daß<lb/>
er nicht &#x017F;einen Abge&#x017F;andten und <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;ter</hi> zu &#x017F;olchen<lb/>
Dingen braucht, die &#x017F;o wohl ihn als auch den<lb/><hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeur</hi> in Miß-<hi rendition="#aq">Credit</hi> und <hi rendition="#aq">Disrenommee</hi><lb/>
&#x017F;etzen mo&#x0364;chte, als etwan zu <hi rendition="#aq">Exciti</hi>rung oder <hi rendition="#aq">Fo-<lb/>
menti</hi>rung einiger Rebellionen im Lande, die zur<lb/><hi rendition="#aq">Avantage</hi> des Landes-Herrn aus&#x017F;chlagen ko&#x0364;nten.<lb/>
Es &#x017F;ind dergleichen Sachen, die wider GOtt und<lb/>
die natu&#x0364;rl. Erbarkeit &#x017F;eyn, &#x017F;o wohl einem Landes-<lb/>
Herrn als einem <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;ter,</hi> der wichtige Staats-<lb/><hi rendition="#aq">Negotia tracti</hi>ren &#x017F;oll, wenn er &#x017F;ich zu &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">in-<lb/>
fam</hi>en Handlungen mit gebrauchen la&#x0364;&#x017F;t, ho&#x0364;ch&#x017F;t<lb/><hi rendition="#aq">disrenomir</hi>lich, und wenn es <hi rendition="#aq">public</hi> wird, hat ein<lb/><hi rendition="#aq">Mini&#x017F;ter</hi> die gro&#x0364;&#x017F;te Be&#x017F;chimpffung und <hi rendition="#aq">Arreti</hi>rung<lb/>
&#x017F;einer Per&#x017F;on, der Regent aber nichts anders<lb/>
denn eine rechtma&#x0364;ßige Anku&#x0364;ndigung eines Krie-<lb/>
ges von demjenigen Staate, in welchem durch<lb/>
&#x017F;eine Hu&#x0364;lffe die Rebellion hat erreget werden<lb/>
&#x017F;ollen, zu erwarten.</p><lb/>
        <p>§. 21. Da auch ein Ge&#x017F;andter &#x017F;einem Princi-<lb/>
palen allerhand geheime Nachrichten, die nicht<lb/><hi rendition="#aq">public</hi> werden &#x017F;ollen, zu berichten hat, &#x017F;o muß der<lb/>
Landes-Herr eine gewi&#x017F;&#x017F;e geheime Art zu &#x017F;chrei-<lb/>
ben, die entweder gar nicht, oder doch &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;chwerlich zu <hi rendition="#aq">dechifri</hi>ren i&#x017F;t, mit ihm abreden, daß<lb/>
er hernach diejenigen Dinge, die er zu wi&#x017F;&#x017F;en be-<lb/>
gehret, auf die Art von ihm erfahren und entde-<lb/>
cken ko&#x0364;nne. Welche <hi rendition="#aq">Invention</hi> aber die be&#x017F;te<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ey,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1470/1490] einhohlet, und entziehet ſich bey manchen Faͤllen ei- ner ſchweren Verantwortung, die er ſonſt etwan, wenn er es nach ſeinem eigenen Gefallen einge- richtet, haͤtte auszuſtehen gehabt. §. 20. Ein vernuͤnfftiger Regent huͤtet ſich, daß er nicht ſeinen Abgeſandten und Miniſter zu ſolchen Dingen braucht, die ſo wohl ihn als auch den Ambaſſadeur in Miß-Credit und Disrenommee ſetzen moͤchte, als etwan zu Excitirung oder Fo- mentirung einiger Rebellionen im Lande, die zur Avantage des Landes-Herrn ausſchlagen koͤnten. Es ſind dergleichen Sachen, die wider GOtt und die natuͤrl. Erbarkeit ſeyn, ſo wohl einem Landes- Herrn als einem Miniſter, der wichtige Staats- Negotia tractiren ſoll, wenn er ſich zu ſolchen in- famen Handlungen mit gebrauchen laͤſt, hoͤchſt disrenomirlich, und wenn es public wird, hat ein Miniſter die groͤſte Beſchimpffung und Arretirung ſeiner Perſon, der Regent aber nichts anders denn eine rechtmaͤßige Ankuͤndigung eines Krie- ges von demjenigen Staate, in welchem durch ſeine Huͤlffe die Rebellion hat erreget werden ſollen, zu erwarten. §. 21. Da auch ein Geſandter ſeinem Princi- palen allerhand geheime Nachrichten, die nicht public werden ſollen, zu berichten hat, ſo muß der Landes-Herr eine gewiſſe geheime Art zu ſchrei- ben, die entweder gar nicht, oder doch ſehr ſchwerlich zu dechifriren iſt, mit ihm abreden, daß er hernach diejenigen Dinge, die er zu wiſſen be- gehret, auf die Art von ihm erfahren und entde- cken koͤnne. Welche Invention aber die beſte ſey,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1490
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1490>, abgerufen am 23.11.2024.