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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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§. 6. Nebst den Reden ist auch das Schrei-
ben öffters zu üben, damit er nicht allein die
von Fürstlichen Personen ihm zugeschriebenen
Hand-Briefe dereinsten selbst beantworten,
sondern auch von den Concepten seiner Secre-
tari
en zu urtheilen geschickt seyn möge, und
nicht in diesem Stück nöthig habe, mit frem-
den Augen zu sehen oder mit fremden Ohren zu
hören. Er ist dieserhalb in den Curialien,
wie sie bey der geheimden Cantzeley seines
Hauses bräuchlich sind, zu unterrichten, und
sind ihm gute und wohl ausgearbeitete Con-
cepte vorzulegen, damit er sich solche bekandt
mache und den stylum curiae daraus erlerne.
Es sind denen Printzen die von Herrn Lünig
publicirte Stadt-Schreiben, die er in seiner
teutschen Reichs-Cantzeley zusammen colligi-
ret hat, zu recommendiren, als aus welchen
sie, wie ein geschicktes Schreiben abzufassen,
gar wohl erlernen können.

§. 7. Es ist bey der Auferziehung der mei-
sten Printzen so eingeführt, daß sie in ihrer Ju-
gend die Lateinische Sprache erlernen müssen,
theils weil dieselbige überhaupt diejenige
Sprache, die unter denen, so sich vor andern in
Wissenschafften distinguiren wollen und sollen,
Mode ist, theils auch, weil dieselbige noch bey
unterschiedenen publiquen Sanctionen und

Ver-


§. 6. Nebſt den Reden iſt auch das Schrei-
ben oͤffters zu uͤben, damit er nicht allein die
von Fuͤrſtlichen Perſonen ihm zugeſchriebenen
Hand-Briefe dereinſten ſelbſt beantworten,
ſondern auch von den Concepten ſeiner Secre-
tari
en zu urtheilen geſchickt ſeyn moͤge, und
nicht in dieſem Stuͤck noͤthig habe, mit frem-
den Augen zu ſehen oder mit fremden Ohren zu
hoͤren. Er iſt dieſerhalb in den Curialien,
wie ſie bey der geheimden Cantzeley ſeines
Hauſes braͤuchlich ſind, zu unterrichten, und
ſind ihm gute und wohl ausgearbeitete Con-
cepte vorzulegen, damit er ſich ſolche bekandt
mache und den ſtylum curiæ daraus erlerne.
Es ſind denen Printzen die von Herrn Luͤnig
publicirte Stadt-Schreiben, die er in ſeiner
teutſchen Reichs-Cantzeley zuſammen colligi-
ret hat, zu recommendiren, als aus welchen
ſie, wie ein geſchicktes Schreiben abzufaſſen,
gar wohl erlernen koͤnnen.

§. 7. Es iſt bey der Auferziehung der mei-
ſten Printzen ſo eingefuͤhrt, daß ſie in ihrer Ju-
gend die Lateiniſche Sprache erlernen muͤſſen,
theils weil dieſelbige uͤberhaupt diejenige
Sprache, die unter denen, ſo ſich vor andern in
Wiſſenſchafften diſtinguiren wollen und ſollen,
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[142/0162] §. 6. Nebſt den Reden iſt auch das Schrei- ben oͤffters zu uͤben, damit er nicht allein die von Fuͤrſtlichen Perſonen ihm zugeſchriebenen Hand-Briefe dereinſten ſelbſt beantworten, ſondern auch von den Concepten ſeiner Secre- tarien zu urtheilen geſchickt ſeyn moͤge, und nicht in dieſem Stuͤck noͤthig habe, mit frem- den Augen zu ſehen oder mit fremden Ohren zu hoͤren. Er iſt dieſerhalb in den Curialien, wie ſie bey der geheimden Cantzeley ſeines Hauſes braͤuchlich ſind, zu unterrichten, und ſind ihm gute und wohl ausgearbeitete Con- cepte vorzulegen, damit er ſich ſolche bekandt mache und den ſtylum curiæ daraus erlerne. Es ſind denen Printzen die von Herrn Luͤnig publicirte Stadt-Schreiben, die er in ſeiner teutſchen Reichs-Cantzeley zuſammen colligi- ret hat, zu recommendiren, als aus welchen ſie, wie ein geſchicktes Schreiben abzufaſſen, gar wohl erlernen koͤnnen. §. 7. Es iſt bey der Auferziehung der mei- ſten Printzen ſo eingefuͤhrt, daß ſie in ihrer Ju- gend die Lateiniſche Sprache erlernen muͤſſen, theils weil dieſelbige uͤberhaupt diejenige Sprache, die unter denen, ſo ſich vor andern in Wiſſenſchafften diſtinguiren wollen und ſollen, Mode iſt, theils auch, weil dieſelbige noch bey unterſchiedenen publiquen Sanctionen und Ver-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/162>, abgerufen am 18.12.2024.