ich in dem ersten Capitul dieses Tractats ange- führet. Da die Schrifften, welche die pru- dentiam publicam specialem eines Landes abhandeln, nicht gar wohl zum Vorschein kom- men dürffen, solche aber einem jungen Printzen am nöthigsten ist, so muß ein geschickter Hof- Meister durch fleißiges Nachsinnen und mühsa- me Untersuchung allerhand factorum zum Be- huff seines Printzen die regulas prudentiae specialis in Ordnung bringen. Jedoch wä- re diese Anweisung nicht wohl eher vorzuneh- men, als biß der Printz die annos discretionis erlangt, daß er selbst geschickt ist, nachzusinnen und die Sachen zu examiniren, man sich auch auff seine Verschwiegenheit und Verstand ver- lassen könne. Denn es ist kein Zweiffel, daß der- gleichen Arbeit sonst dem Hof-Meister, wenn die Leute erfahren würden, daß er manches vor ein Gebrechen der Republic und vor einen Miß- brauch hielte, das doch so lange schon im Schwang gewesen und manchen Leuten so viel Vortheil brächte, ziemlichen Haß bey denen, die durch eine Verbesserung dieser Stücke und Abstellung solcher Mißbräuche einigen Scha- den lidten, zu wege bringen würde. Es könte der Hof-Meister, weil man wenig general und special-politische Compendia und Systemata hat, die was taugen, diejenigen Schrifften, die
gewisse
ich in dem erſten Capitul dieſes Tractats ange- fuͤhret. Da die Schrifften, welche die pru- dentiam publicam ſpecialem eines Landes abhandeln, nicht gar wohl zum Vorſchein kom- men duͤrffen, ſolche aber einem jungen Printzen am noͤthigſten iſt, ſo muß ein geſchickter Hof- Meiſter durch fleißiges Nachſinnen und muͤhſa- me Unterſuchung allerhand factorum zum Be- huff ſeines Printzen die regulas prudentiæ ſpecialis in Ordnung bringen. Jedoch waͤ- re dieſe Anweiſung nicht wohl eher vorzuneh- men, als biß der Printz die annos diſcretionis erlangt, daß er ſelbſt geſchickt iſt, nachzuſinnen und die Sachen zu examiniren, man ſich auch auff ſeine Verſchwiegenheit und Verſtand ver- laſſen koͤnne. Denn es iſt kein Zweiffel, daß der- gleichen Arbeit ſonſt dem Hof-Meiſter, wenn die Leute erfahren wuͤrden, daß er manches vor ein Gebrechen der Republic und vor einen Miß- brauch hielte, das doch ſo lange ſchon im Schwang geweſen und manchen Leuten ſo viel Vortheil braͤchte, ziemlichen Haß bey denen, die durch eine Verbeſſerung dieſer Stuͤcke und Abſtellung ſolcher Mißbraͤuche einigen Scha- den lidten, zu wege bringen wuͤrde. Es koͤnte der Hof-Meiſter, weil man wenig general und ſpecial-politiſche Compendia und Syſtemata hat, die was taugen, diejenigen Schrifften, die
gewiſſe
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0178"n="158"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> ich in dem erſten Capitul dieſes <hirendition="#aq">Tractats</hi> ange-<lb/>
fuͤhret. Da die Schrifften, welche die <hirendition="#aq">pru-<lb/>
dentiam publicam ſpecialem</hi> eines Landes<lb/>
abhandeln, nicht gar wohl zum Vorſchein kom-<lb/>
men duͤrffen, ſolche aber einem jungen Printzen<lb/>
am noͤthigſten iſt, ſo muß ein geſchickter Hof-<lb/>
Meiſter durch fleißiges Nachſinnen und muͤhſa-<lb/>
me Unterſuchung allerhand <hirendition="#aq">factorum</hi> zum Be-<lb/>
huff ſeines Printzen die <hirendition="#aq">regulas prudentiæ<lb/>ſpecialis</hi> in Ordnung bringen. Jedoch waͤ-<lb/>
re dieſe Anweiſung nicht wohl eher vorzuneh-<lb/>
men, als biß der Printz die <hirendition="#aq">annos diſcretionis</hi><lb/>
erlangt, daß er ſelbſt geſchickt iſt, nachzuſinnen<lb/>
und die Sachen zu <hirendition="#aq">examini</hi>ren, man ſich auch<lb/>
auff ſeine Verſchwiegenheit und Verſtand ver-<lb/>
laſſen koͤnne. Denn es iſt kein Zweiffel, daß der-<lb/>
gleichen Arbeit ſonſt dem Hof-Meiſter, wenn<lb/>
die Leute erfahren wuͤrden, daß er manches vor<lb/>
ein Gebrechen der Republic und vor einen Miß-<lb/>
brauch hielte, das doch ſo lange ſchon im<lb/>
Schwang geweſen und manchen Leuten ſo viel<lb/>
Vortheil braͤchte, ziemlichen Haß bey denen,<lb/>
die durch eine Verbeſſerung dieſer Stuͤcke und<lb/>
Abſtellung ſolcher Mißbraͤuche einigen Scha-<lb/>
den lidten, zu wege bringen wuͤrde. Es koͤnte<lb/>
der Hof-Meiſter, weil man wenig <hirendition="#aq">general</hi> und<lb/><hirendition="#aq">ſpecial-politi</hi>ſche <hirendition="#aq">Compendia</hi> und <hirendition="#aq">Syſtemata</hi><lb/>
hat, die was taugen, diejenigen Schrifften, die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gewiſſe</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[158/0178]
ich in dem erſten Capitul dieſes Tractats ange-
fuͤhret. Da die Schrifften, welche die pru-
dentiam publicam ſpecialem eines Landes
abhandeln, nicht gar wohl zum Vorſchein kom-
men duͤrffen, ſolche aber einem jungen Printzen
am noͤthigſten iſt, ſo muß ein geſchickter Hof-
Meiſter durch fleißiges Nachſinnen und muͤhſa-
me Unterſuchung allerhand factorum zum Be-
huff ſeines Printzen die regulas prudentiæ
ſpecialis in Ordnung bringen. Jedoch waͤ-
re dieſe Anweiſung nicht wohl eher vorzuneh-
men, als biß der Printz die annos diſcretionis
erlangt, daß er ſelbſt geſchickt iſt, nachzuſinnen
und die Sachen zu examiniren, man ſich auch
auff ſeine Verſchwiegenheit und Verſtand ver-
laſſen koͤnne. Denn es iſt kein Zweiffel, daß der-
gleichen Arbeit ſonſt dem Hof-Meiſter, wenn
die Leute erfahren wuͤrden, daß er manches vor
ein Gebrechen der Republic und vor einen Miß-
brauch hielte, das doch ſo lange ſchon im
Schwang geweſen und manchen Leuten ſo viel
Vortheil braͤchte, ziemlichen Haß bey denen,
die durch eine Verbeſſerung dieſer Stuͤcke und
Abſtellung ſolcher Mißbraͤuche einigen Scha-
den lidten, zu wege bringen wuͤrde. Es koͤnte
der Hof-Meiſter, weil man wenig general und
ſpecial-politiſche Compendia und Syſtemata
hat, die was taugen, diejenigen Schrifften, die
gewiſſe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/178>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.