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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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ich in dem ersten Capitul dieses Tractats ange-
führet. Da die Schrifften, welche die pru-
dentiam publicam specialem
eines Landes
abhandeln, nicht gar wohl zum Vorschein kom-
men dürffen, solche aber einem jungen Printzen
am nöthigsten ist, so muß ein geschickter Hof-
Meister durch fleißiges Nachsinnen und mühsa-
me Untersuchung allerhand factorum zum Be-
huff seines Printzen die regulas prudentiae
specialis
in Ordnung bringen. Jedoch wä-
re diese Anweisung nicht wohl eher vorzuneh-
men, als biß der Printz die annos discretionis
erlangt, daß er selbst geschickt ist, nachzusinnen
und die Sachen zu examiniren, man sich auch
auff seine Verschwiegenheit und Verstand ver-
lassen könne. Denn es ist kein Zweiffel, daß der-
gleichen Arbeit sonst dem Hof-Meister, wenn
die Leute erfahren würden, daß er manches vor
ein Gebrechen der Republic und vor einen Miß-
brauch hielte, das doch so lange schon im
Schwang gewesen und manchen Leuten so viel
Vortheil brächte, ziemlichen Haß bey denen,
die durch eine Verbesserung dieser Stücke und
Abstellung solcher Mißbräuche einigen Scha-
den lidten, zu wege bringen würde. Es könte
der Hof-Meister, weil man wenig general und
special-politische Compendia und Systemata
hat, die was taugen, diejenigen Schrifften, die

gewisse



ich in dem erſten Capitul dieſes Tractats ange-
fuͤhret. Da die Schrifften, welche die pru-
dentiam publicam ſpecialem
eines Landes
abhandeln, nicht gar wohl zum Vorſchein kom-
men duͤrffen, ſolche aber einem jungen Printzen
am noͤthigſten iſt, ſo muß ein geſchickter Hof-
Meiſter durch fleißiges Nachſinnen und muͤhſa-
me Unterſuchung allerhand factorum zum Be-
huff ſeines Printzen die regulas prudentiæ
ſpecialis
in Ordnung bringen. Jedoch waͤ-
re dieſe Anweiſung nicht wohl eher vorzuneh-
men, als biß der Printz die annos diſcretionis
erlangt, daß er ſelbſt geſchickt iſt, nachzuſinnen
und die Sachen zu examiniren, man ſich auch
auff ſeine Verſchwiegenheit und Verſtand ver-
laſſen koͤnne. Denn es iſt kein Zweiffel, daß der-
gleichen Arbeit ſonſt dem Hof-Meiſter, wenn
die Leute erfahren wuͤrden, daß er manches vor
ein Gebrechen der Republic und vor einen Miß-
brauch hielte, das doch ſo lange ſchon im
Schwang geweſen und manchen Leuten ſo viel
Vortheil braͤchte, ziemlichen Haß bey denen,
die durch eine Verbeſſerung dieſer Stuͤcke und
Abſtellung ſolcher Mißbraͤuche einigen Scha-
den lidten, zu wege bringen wuͤrde. Es koͤnte
der Hof-Meiſter, weil man wenig general und
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hat, die was taugen, diejenigen Schrifften, die

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[158/0178] ich in dem erſten Capitul dieſes Tractats ange- fuͤhret. Da die Schrifften, welche die pru- dentiam publicam ſpecialem eines Landes abhandeln, nicht gar wohl zum Vorſchein kom- men duͤrffen, ſolche aber einem jungen Printzen am noͤthigſten iſt, ſo muß ein geſchickter Hof- Meiſter durch fleißiges Nachſinnen und muͤhſa- me Unterſuchung allerhand factorum zum Be- huff ſeines Printzen die regulas prudentiæ ſpecialis in Ordnung bringen. Jedoch waͤ- re dieſe Anweiſung nicht wohl eher vorzuneh- men, als biß der Printz die annos diſcretionis erlangt, daß er ſelbſt geſchickt iſt, nachzuſinnen und die Sachen zu examiniren, man ſich auch auff ſeine Verſchwiegenheit und Verſtand ver- laſſen koͤnne. Denn es iſt kein Zweiffel, daß der- gleichen Arbeit ſonſt dem Hof-Meiſter, wenn die Leute erfahren wuͤrden, daß er manches vor ein Gebrechen der Republic und vor einen Miß- brauch hielte, das doch ſo lange ſchon im Schwang geweſen und manchen Leuten ſo viel Vortheil braͤchte, ziemlichen Haß bey denen, die durch eine Verbeſſerung dieſer Stuͤcke und Abſtellung ſolcher Mißbraͤuche einigen Scha- den lidten, zu wege bringen wuͤrde. Es koͤnte der Hof-Meiſter, weil man wenig general und ſpecial-politiſche Compendia und Syſtemata hat, die was taugen, diejenigen Schrifften, die gewiſſe

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/178>, abgerufen am 21.11.2024.