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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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te actiones, seinem dirigirenden Willen nach,
nicht bekümmert, sondern sie handthieren läst,
wie sie wollen. Sie aestia[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ren auch wohl an-
dere, die sich, und zwar mit allem Recht, Beden-
cken machen, durch diese oder jene Personen, die-
se oder jene gottlose Wege ihr interesse zu be-
fördern, vor einfältige Leute, die ihre Sachen
gar nicht recht anzustellen wüsten. Jhre
Haupt-Absicht ist nicht die Ehre GOttes oder
die ewige Glückseeligkeit, sondern das Inter-
esse.
Dieses ist ihr Gott, den sie in ihrem
Hertzen von gantzer Seelen und von allen
Kräfften lieben. Diesem leisten sie den Dienst
mit willigem Gehorsam, und zwar öffters mit
vieler Arbeit, saurem Schweiß, mühsamen
fatiguen und nächtlichen Wachen. Dieses ist
ihre Seele, vor derer Conservation sie besorgt
sind, ihr Himmel und ihre Seeligkeit, in der sie
beständigst zu leben wünschten, ihr Zweck, wor-
nach alle ihre Gedancken zielen, und darnach
sie alle ihre actiones anstellen.

§. 6. Gleichwie nun die Temperamente
und menschlichen Neigungen unterschieden
sind, also erweiset sich auch das eigene Interesse
auf unterschiedene Art. Bey einigen ist es
der Geitz und Liebe zum Gelde, bey andern der
Ehrgeitz, noch bey andern eine gewisse Art der
Wollust, als entweder die Passion zum Frauen-

zim-



te actiones, ſeinem dirigirenden Willen nach,
nicht bekuͤmmert, ſondern ſie handthieren laͤſt,
wie ſie wollen. Sie æſtia[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ren auch wohl an-
dere, die ſich, und zwar mit allem Recht, Beden-
cken machen, durch dieſe oder jene Perſonen, die-
ſe oder jene gottloſe Wege ihr intereſſe zu be-
foͤrdern, vor einfaͤltige Leute, die ihre Sachen
gar nicht recht anzuſtellen wuͤſten. Jhre
Haupt-Abſicht iſt nicht die Ehre GOttes oder
die ewige Gluͤckſeeligkeit, ſondern das Inter-
eſſe.
Dieſes iſt ihr Gott, den ſie in ihrem
Hertzen von gantzer Seelen und von allen
Kraͤfften lieben. Dieſem leiſten ſie den Dienſt
mit willigem Gehorſam, und zwar oͤffters mit
vieler Arbeit, ſaurem Schweiß, muͤhſamen
fatiguen und naͤchtlichen Wachen. Dieſes iſt
ihre Seele, vor derer Conſervation ſie beſorgt
ſind, ihr Himmel und ihre Seeligkeit, in der ſie
beſtaͤndigſt zu leben wuͤnſchten, ihr Zweck, wor-
nach alle ihre Gedancken zielen, und darnach
ſie alle ihre actiones anſtellen.

§. 6. Gleichwie nun die Temperamente
und menſchlichen Neigungen unterſchieden
ſind, alſo erweiſet ſich auch das eigene Intereſſe
auf unterſchiedene Art. Bey einigen iſt es
der Geitz und Liebe zum Gelde, bey andern der
Ehrgeitz, noch bey andern eine gewiſſe Art der
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[8/0028] te actiones, ſeinem dirigirenden Willen nach, nicht bekuͤmmert, ſondern ſie handthieren laͤſt, wie ſie wollen. Sie æſtia_ren auch wohl an- dere, die ſich, und zwar mit allem Recht, Beden- cken machen, durch dieſe oder jene Perſonen, die- ſe oder jene gottloſe Wege ihr intereſſe zu be- foͤrdern, vor einfaͤltige Leute, die ihre Sachen gar nicht recht anzuſtellen wuͤſten. Jhre Haupt-Abſicht iſt nicht die Ehre GOttes oder die ewige Gluͤckſeeligkeit, ſondern das Inter- eſſe. Dieſes iſt ihr Gott, den ſie in ihrem Hertzen von gantzer Seelen und von allen Kraͤfften lieben. Dieſem leiſten ſie den Dienſt mit willigem Gehorſam, und zwar oͤffters mit vieler Arbeit, ſaurem Schweiß, muͤhſamen fatiguen und naͤchtlichen Wachen. Dieſes iſt ihre Seele, vor derer Conſervation ſie beſorgt ſind, ihr Himmel und ihre Seeligkeit, in der ſie beſtaͤndigſt zu leben wuͤnſchten, ihr Zweck, wor- nach alle ihre Gedancken zielen, und darnach ſie alle ihre actiones anſtellen. §. 6. Gleichwie nun die Temperamente und menſchlichen Neigungen unterſchieden ſind, alſo erweiſet ſich auch das eigene Intereſſe auf unterſchiedene Art. Bey einigen iſt es der Geitz und Liebe zum Gelde, bey andern der Ehrgeitz, noch bey andern eine gewiſſe Art der Wolluſt, als entweder die Paſſion zum Frauen- zim-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/28>, abgerufen am 21.11.2024.