Worte vernehmen, die sie zur Andacht reitzen und die Ehre GOttes befördern, im geringsten nicht zu billigen.
§. 13. Es ist allerdings sehr viel daran ge- legen, mit was vor Liedern und Lob-Gesängen, gleichwie im Hause und insonderheit, also insge- mein und in öffentlichen Versammlungen GOtt gedienet werde. Denn es ist kein Zwei- fel, daß auch Lieder, die entweder öffentlich oder privatim gesungen werden, Notae und Kenn- zeichen der Religion, wie nicht weniger öffent- liche Bekenntnisse si[verlorenes Material - 2 Zeichen fehlen]. Diesemnach haben Landes-Herren auch dahin zu sehen, daß bey den Gesang-Büchern, die man verfertiget, eine sonderliche Behutsamkeit observire und nicht eines iedweden Reim-Schmieds Gedancken vor ein solch Lied angenommen werde, welches die Kirche GOttes als ein Zeichen des Glau- bens und göttlichen Lobes erkennen soll, sondern vielmehr ein solcher beliebter Selectus der Lie- der beobachtet werde, deren Worte und Sensus alle der wahren Kirche beypflichtende anzuneh- men und vor tüchtig zu erkennen, sich nicht ent- brechen, da zumahl der Satan, als ein listiger Geist, nebst andern tausendfachen Künsten, womit er der Heerde Christi Abbruch zu thun bemühet ist, auch dieses Stratagematis sich gar wohl zu bedienen weiß, daß er unter dem Vor-
wand
Worte vernehmen, die ſie zur Andacht reitzen und die Ehre GOttes befoͤrdern, im geringſten nicht zu billigen.
§. 13. Es iſt allerdings ſehr viel daran ge- legen, mit was vor Liedern und Lob-Geſaͤngen, gleichwie im Hauſe und inſonderheit, alſo insge- mein und in oͤffentlichen Verſammlungen GOtt gedienet werde. Denn es iſt kein Zwei- fel, daß auch Lieder, die entweder oͤffentlich oder privatim geſungen werden, Notæ und Kenn- zeichen der Religion, wie nicht weniger oͤffent- liche Bekenntniſſe ſi[verlorenes Material – 2 Zeichen fehlen]. Dieſemnach haben Landes-Herren auch dahin zu ſehen, daß bey den Geſang-Buͤchern, die man verfertiget, eine ſonderliche Behutſamkeit obſervire und nicht eines iedweden Reim-Schmieds Gedancken vor ein ſolch Lied angenommen werde, welches die Kirche GOttes als ein Zeichen des Glau- bens und goͤttlichen Lobes erkennen ſoll, ſondern vielmehr ein ſolcher beliebter Selectus der Lie- der beobachtet werde, deren Worte und Senſus alle der wahren Kirche beypflichtende anzuneh- men und vor tuͤchtig zu erkennen, ſich nicht ent- brechen, da zumahl der Satan, als ein liſtiger Geiſt, nebſt andern tauſendfachen Kuͤnſten, womit er der Heerde Chriſti Abbruch zu thun bemuͤhet iſt, auch dieſes Stratagematis ſich gar wohl zu bedienen weiß, daß er unter dem Vor-
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Worte vernehmen, die ſie zur Andacht reitzen
und die Ehre GOttes befoͤrdern, im geringſten
nicht zu billigen.
§. 13. Es iſt allerdings ſehr viel daran ge-
legen, mit was vor Liedern und Lob-Geſaͤngen,
gleichwie im Hauſe und inſonderheit, alſo insge-
mein und in oͤffentlichen Verſammlungen
GOtt gedienet werde. Denn es iſt kein Zwei-
fel, daß auch Lieder, die entweder oͤffentlich oder
privatim geſungen werden, Notæ und Kenn-
zeichen der Religion, wie nicht weniger oͤffent-
liche Bekenntniſſe ſi__. Dieſemnach haben
Landes-Herren auch dahin zu ſehen, daß bey
den Geſang-Buͤchern, die man verfertiget, eine
ſonderliche Behutſamkeit obſervire und nicht
eines iedweden Reim-Schmieds Gedancken
vor ein ſolch Lied angenommen werde, welches
die Kirche GOttes als ein Zeichen des Glau-
bens und goͤttlichen Lobes erkennen ſoll, ſondern
vielmehr ein ſolcher beliebter Selectus der Lie-
der beobachtet werde, deren Worte und Senſus
alle der wahren Kirche beypflichtende anzuneh-
men und vor tuͤchtig zu erkennen, ſich nicht ent-
brechen, da zumahl der Satan, als ein liſtiger
Geiſt, nebſt andern tauſendfachen Kuͤnſten,
womit er der Heerde Chriſti Abbruch zu thun
bemuͤhet iſt, auch dieſes Stratagematis ſich gar
wohl zu bedienen weiß, daß er unter dem Vor-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/287>, abgerufen am 21.11.2024.
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