nes der Predigten zuverwerffen, noch den Prie- ster zu dissvadiren; Denn der Gebrauch und Mißbrauch, wie in allen Sachen, also auch hierinnen abgesondert werden muß. Man findet dergleichen metaphorische Redens-Ar- ten auch in der Heiligen Schrifft selbst, es ge- ben solche propositiones, wenn sie mit Ver- stande und guter Venunfft verfertiget werden, die schönste Gelegenheit zu den herrlichsten ap- plicationibus und usibus, und die dergleichen verwerffen, thun es öffters aus Unwissenheit, bißweilen auch aus einen fanatischen Eigensinn. s. das 1711. Jahr der unschuldigen Nachrich- ten pag. 136.
§. 35. Es ist denen Hrn. Theologis bekannt, wie höchlich sich vor einigen Jahren unterschie- dene Lehrer so wohl unserer Kirche als auch der Hrn. Reformirten bemühet, eine Union zu- treffen, wie dißfals viele Schrifften pro und contra gewechselt und unterschiedene Ad- dressen und Vorschläge, theils an die Evange- lischen, theils an die Reformirten Potentaten geschickt worden. Ob nun gleich eine solche Vereinigung gar sehr zu wünschen wäre, so ist sie dennoch nicht zu hoffen. Denn durch die conformität allerhand äußerlicher Hand- lungen wird die Vereinigung nicht befördert, und in den Hauptwercke will keine Parthie et-
was
nes der Predigten zuverwerffen, noch den Prie- ſter zu disſvadiren; Denn der Gebrauch und Mißbrauch, wie in allen Sachen, alſo auch hierinnen abgeſondert werden muß. Man findet dergleichen metaphoriſche Redens-Ar- ten auch in der Heiligen Schrifft ſelbſt, es ge- ben ſolche propoſitiones, wenn ſie mit Ver- ſtande und guter Venunfft verfertiget werden, die ſchoͤnſte Gelegenheit zu den herrlichſten ap- plicationibus und uſibus, und die dergleichen verwerffen, thun es oͤffters aus Unwiſſenheit, bißweilen auch aus einen fanatiſchen Eigenſinn. ſ. das 1711. Jahr der unſchuldigen Nachrich- ten pag. 136.
§. 35. Es iſt denen Hrn. Theologis bekañt, wie hoͤchlich ſich vor einigen Jahren unterſchie- dene Lehrer ſo wohl unſerer Kirche als auch der Hrn. Reformirten bemuͤhet, eine Union zu- treffen, wie dißfals viele Schrifften pro und contra gewechſelt und unterſchiedene Ad- dreſſen und Vorſchlaͤge, theils an die Evange- liſchen, theils an die Reformirten Potentaten geſchickt worden. Ob nun gleich eine ſolche Vereinigung gar ſehr zu wuͤnſchen waͤre, ſo iſt ſie dennoch nicht zu hoffen. Denn durch die conformitaͤt allerhand aͤußerlicher Hand- lungen wird die Vereinigung nicht befoͤrdert, und in den Hauptwercke will keine Parthie et-
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nes der Predigten zuverwerffen, noch den Prie-
ſter zu disſvadiren; Denn der Gebrauch und
Mißbrauch, wie in allen Sachen, alſo auch
hierinnen abgeſondert werden muß. Man
findet dergleichen metaphoriſche Redens-Ar-
ten auch in der Heiligen Schrifft ſelbſt, es ge-
ben ſolche propoſitiones, wenn ſie mit Ver-
ſtande und guter Venunfft verfertiget werden,
die ſchoͤnſte Gelegenheit zu den herrlichſten ap-
plicationibus und uſibus, und die dergleichen
verwerffen, thun es oͤffters aus Unwiſſenheit,
bißweilen auch aus einen fanatiſchen Eigenſinn.
ſ. das 1711. Jahr der unſchuldigen Nachrich-
ten pag. 136.
§. 35. Es iſt denen Hrn. Theologis bekañt,
wie hoͤchlich ſich vor einigen Jahren unterſchie-
dene Lehrer ſo wohl unſerer Kirche als auch der
Hrn. Reformirten bemuͤhet, eine Union zu-
treffen, wie dißfals viele Schrifften pro und
contra gewechſelt und unterſchiedene Ad-
dreſſen und Vorſchlaͤge, theils an die Evange-
liſchen, theils an die Reformirten Potentaten
geſchickt worden. Ob nun gleich eine ſolche
Vereinigung gar ſehr zu wuͤnſchen waͤre, ſo
iſt ſie dennoch nicht zu hoffen. Denn durch
die conformitaͤt allerhand aͤußerlicher Hand-
lungen wird die Vereinigung nicht befoͤrdert,
und in den Hauptwercke will keine Parthie et-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/306>, abgerufen am 22.11.2024.
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