den ordentlichen Predigern des Orts, wo sie sich auffhalten, durch predigen und catechisi- ren ihre Arbeit erleichtern, zu dem Ministerio sich geschickt machen, und in Stille seyn und hoffen ihre vocationes zu erwarten.
§. 47. Es ist bekannt, daß das catechisiren so wohl bey Alten als Jungen, wenn es mit ge- höriger Ordnung, Deutlichkeit und Fleiß vor- genommen wird, einen grössern Nutzen schafft als das Predigen selbst. Denn die Leute wer- den bey dem chatechisiren in stets währender Auffmercksamkeit erhalten, da sie hingegen bey den Predigten die Gedancken bald hier bald da- hin herum flattern lassen. Die Catechisationes sind auch deutlicher, indem die Lehren göttli- ches Worts besser erkläret werden, sie können das erklärte zu Hause bey den Jhrigen besser wiederhohlen als bey den Predigen; Es con- nectiren auch offtermahls die Materien bey dem catechisiren besser als bey den Predigten. Wenn man aber erweget, daß die Priester so wohl in Städten als auff den Dörffern mit ih- ren ordentlichen Amts-Verrichtungen so viel zu thun haben, daß sie die Catechisationes un- möglich mit gehörigen Fleiß unternehmen kön- nen, so wäre zu wünschen, daß in den grossen Städten eigene Catecheten gesetzet würden, die alle Tage oder doch zu unterschiedenen mahlen
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den ordentlichen Predigern des Orts, wo ſie ſich auffhalten, durch predigen und catechiſi- ren ihre Arbeit erleichtern, zu dem Miniſterio ſich geſchickt machen, und in Stille ſeyn und hoffen ihre vocationes zu erwarten.
§. 47. Es iſt bekannt, daß das catechiſiren ſo wohl bey Alten als Jungen, wenn es mit ge- hoͤriger Ordnung, Deutlichkeit und Fleiß vor- genommen wird, einen groͤſſern Nutzen ſchafft als das Predigen ſelbſt. Denn die Leute wer- den bey dem chatechiſiren in ſtets waͤhrender Auffmerckſamkeit erhalten, da ſie hingegen bey den Predigten die Gedancken bald hier bald da- hin herum flattern laſſen. Die Catechiſationes ſind auch deutlicher, indem die Lehren goͤttli- ches Worts beſſer erklaͤret werden, ſie koͤnnen das erklaͤrte zu Hauſe bey den Jhrigen beſſer wiederhohlen als bey den Predigen; Es con- nectiren auch offtermahls die Materien bey dem catechiſiren beſſer als bey den Predigten. Wenn man aber erweget, daß die Prieſter ſo wohl in Staͤdten als auff den Doͤrffern mit ih- ren ordentlichen Amts-Verrichtungen ſo viel zu thun haben, daß ſie die Catechiſationes un- moͤglich mit gehoͤrigen Fleiß unternehmen koͤn- nen, ſo waͤre zu wuͤnſchen, daß in den groſſen Staͤdten eigene Catecheten geſetzet wuͤrden, die alle Tage oder doch zu unterſchiedenen mahlen
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den ordentlichen Predigern des Orts, wo ſie
ſich auffhalten, durch predigen und catechiſi-
ren ihre Arbeit erleichtern, zu dem Miniſterio
ſich geſchickt machen, und in Stille ſeyn und
hoffen ihre vocationes zu erwarten.
§. 47. Es iſt bekannt, daß das catechiſiren
ſo wohl bey Alten als Jungen, wenn es mit ge-
hoͤriger Ordnung, Deutlichkeit und Fleiß vor-
genommen wird, einen groͤſſern Nutzen ſchafft
als das Predigen ſelbſt. Denn die Leute wer-
den bey dem chatechiſiren in ſtets waͤhrender
Auffmerckſamkeit erhalten, da ſie hingegen bey
den Predigten die Gedancken bald hier bald da-
hin herum flattern laſſen. Die Catechiſationes
ſind auch deutlicher, indem die Lehren goͤttli-
ches Worts beſſer erklaͤret werden, ſie koͤnnen
das erklaͤrte zu Hauſe bey den Jhrigen beſſer
wiederhohlen als bey den Predigen; Es con-
nectiren auch offtermahls die Materien bey
dem catechiſiren beſſer als bey den Predigten.
Wenn man aber erweget, daß die Prieſter ſo
wohl in Staͤdten als auff den Doͤrffern mit ih-
ren ordentlichen Amts-Verrichtungen ſo viel zu
thun haben, daß ſie die Catechiſationes un-
moͤglich mit gehoͤrigen Fleiß unternehmen koͤn-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/319>, abgerufen am 21.11.2024.
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