seiner Nahrung und meisten Verrichtung zu achten. Zum Exempel, kriegerische und räu- berische Völcker werden ihre Kinder fürnehm- lich von Jugend auf zu Krieges-Ubungen gewöh- nen. Die sich der See-Farth nähren, wer- den sie bald zu schwimmen, fischen und schiffen, andere anders, anführen. Betrachten wir aber den Zustand unsers Vaterlandes teutscher Nation, so ist zwar derselbe sehr veränderlich, also, daß den wenigsten Eltern bekannt oder ge- wiß fürgesetzt ist, worzu sie ihre Kinder, sonder- lich die Söhne, erziehen wollen, die meisten stel- len es auf die Zuneigung des Kindes selbst und auf die begebenden Fälle und Gelegenheiten. Ein ieder aber, der ein Christ und seiner Ver- nunfft mächtig ist, hat gleichwohl zu wünschen und dahin zu trachten, daß seine Kinder in zar- ten Jahren, da sie ohne das zu andern Verrich- tungen unbequem seyn, in der Christlichen Re- ligion wohl unterrichtet und auch zu solchen Dingen angeführet werden, deren sie sich in al- len Ständen, darein sie etwan GOtt dermahl- einst setzen möchte, wohl und nützlich gebrauchen können. Welches denn vornehmlich durch gute Unterrichtung in den Schulen, darinnen solche Dinge getrieben werden, zu geschehen pfleget. S. des Herrn von Seckendorffs Teut- schen Fürsten-Staat, pag. 304.
§. 2.
ſeiner Nahrung und meiſten Verrichtung zu achten. Zum Exempel, kriegeriſche und raͤu- beriſche Voͤlcker werden ihre Kinder fuͤrnehm- lich von Jugend auf zu Krieges-Ubungen gewoͤh- nen. Die ſich der See-Farth naͤhren, wer- den ſie bald zu ſchwimmen, fiſchen und ſchiffen, andere anders, anfuͤhren. Betrachten wir aber den Zuſtand unſers Vaterlandes teutſcher Nation, ſo iſt zwar derſelbe ſehr veraͤnderlich, alſo, daß den wenigſten Eltern bekannt oder ge- wiß fuͤrgeſetzt iſt, worzu ſie ihre Kinder, ſonder- lich die Soͤhne, erziehen wollen, die meiſten ſtel- len es auf die Zuneigung des Kindes ſelbſt und auf die begebenden Faͤlle und Gelegenheiten. Ein ieder aber, der ein Chriſt und ſeiner Ver- nunfft maͤchtig iſt, hat gleichwohl zu wuͤnſchen und dahin zu trachten, daß ſeine Kinder in zar- ten Jahren, da ſie ohne das zu andern Verrich- tungen unbequem ſeyn, in der Chriſtlichen Re- ligion wohl unterrichtet und auch zu ſolchen Dingen angefuͤhret werden, deren ſie ſich in al- len Staͤnden, darein ſie etwan GOtt dermahl- einſt ſetzen moͤchte, wohl und nuͤtzlich gebrauchen koͤnnen. Welches denn vornehmlich durch gute Unterrichtung in den Schulen, darinnen ſolche Dinge getrieben werden, zu geſchehen pfleget. S. des Herrn von Seckendorffs Teut- ſchen Fuͤrſten-Staat, pag. 304.
§. 2.
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ſeiner Nahrung und meiſten Verrichtung zu
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beriſche Voͤlcker werden ihre Kinder fuͤrnehm-
lich von Jugend auf zu Krieges-Ubungen gewoͤh-
nen. Die ſich der See-Farth naͤhren, wer-
den ſie bald zu ſchwimmen, fiſchen und ſchiffen,
andere anders, anfuͤhren. Betrachten wir
aber den Zuſtand unſers Vaterlandes teutſcher
Nation, ſo iſt zwar derſelbe ſehr veraͤnderlich,
alſo, daß den wenigſten Eltern bekannt oder ge-
wiß fuͤrgeſetzt iſt, worzu ſie ihre Kinder, ſonder-
lich die Soͤhne, erziehen wollen, die meiſten ſtel-
len es auf die Zuneigung des Kindes ſelbſt und
auf die begebenden Faͤlle und Gelegenheiten.
Ein ieder aber, der ein Chriſt und ſeiner Ver-
nunfft maͤchtig iſt, hat gleichwohl zu wuͤnſchen
und dahin zu trachten, daß ſeine Kinder in zar-
ten Jahren, da ſie ohne das zu andern Verrich-
tungen unbequem ſeyn, in der Chriſtlichen Re-
ligion wohl unterrichtet und auch zu ſolchen
Dingen angefuͤhret werden, deren ſie ſich in al-
len Staͤnden, darein ſie etwan GOtt dermahl-
einſt ſetzen moͤchte, wohl und nuͤtzlich gebrauchen
koͤnnen. Welches denn vornehmlich durch
gute Unterrichtung in den Schulen, darinnen
ſolche Dinge getrieben werden, zu geſchehen
pfleget. S. des Herrn von Seckendorffs Teut-
ſchen Fuͤrſten-Staat, pag. 304.
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/386>, abgerufen am 21.11.2024.
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