tiviret, der Con Rector aber etwan in der teut- schen Oratorie und Poesie etwas rechts ge- than: ein anderer von den Schul-Collegen in Griechischen und Hebräischen excelliret, noch ein anderer in Geographicis und in der Histo- rie das Seinige praestiret, oder sich auff Ma- thesin appliciret. Denn so können die Schüler allesamt so wohl in den Haupt-Studiis als auch Neben-Wissenschafften, die zur Zierde und zum bene esse gehören, unterrichtet werden, und ein jeder von ihnen erwehlet denn hernach gewisse privat-Stunden bey diesem oder je- nem, nachdem er sich seiner inclination oder ü- brigen Umständen und Lebens-Art nach auff diese oder jene Wissenschafft besonders und hauptsächlich legen will.
§. 12. Es wäre an vielen Orten eine Revi- sion und Visitation in den Schulen höchstnö- thig, weil in den meisten gewaltige Mißbräuche bey Lehrenden und Lernenden eingerissen, die billig abgeschafft werden könten und solten. Vornehmlich wären die Schul-Ordnungen gantz und gar zu reformiren: Die Instructio- nes vor die Schul-Bedienten anders abzufas- sen und die Lectiones gantz anders einzuthei- len, indem sich die Zeiten von ein 30,40,50 Jah- ren her, da viele Schul-Ordnungen gemachet worden, gantz und gar geändert, die Wissen-
schaff-
tiviret, der Con Rector aber etwan in der teut- ſchen Oratorie und Poeſie etwas rechts ge- than: ein anderer von den Schul-Collegen in Griechiſchen und Hebraͤiſchen excelliret, noch ein anderer in Geographicis und in der Hiſto- rie das Seinige præſtiret, oder ſich auff Ma- theſin appliciret. Denn ſo koͤnnen die Schuͤler alleſamt ſo wohl in den Haupt-Studiis als auch Neben-Wiſſenſchafften, die zur Zierde und zum bene eſſe gehoͤren, unterrichtet werden, und ein jeder von ihnen erwehlet denn hernach gewiſſe privat-Stunden bey dieſem oder je- nem, nachdem er ſich ſeiner inclination oder uͤ- brigen Umſtaͤnden und Lebens-Art nach auff dieſe oder jene Wiſſenſchafft beſonders und hauptſaͤchlich legen will.
§. 12. Es waͤre an vielen Orten eine Revi- ſion und Viſitation in den Schulen hoͤchſtnoͤ- thig, weil in den meiſten gewaltige Mißbraͤuche bey Lehrenden und Lernenden eingeriſſen, die billig abgeſchafft werden koͤnten und ſolten. Vornehmlich waͤren die Schul-Ordnungen gantz und gar zu reformiren: Die Inſtructio- nes vor die Schul-Bedienten anders abzufaſ- ſen und die Lectiones gantz anders einzuthei- len, indem ſich die Zeiten von ein 30,40,50 Jah- ren her, da viele Schul-Ordnungen gemachet worden, gantz und gar geaͤndert, die Wiſſen-
ſchaff-
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tiviret, der Con Rector aber etwan in der teut-
ſchen Oratorie und Poeſie etwas rechts ge-
than: ein anderer von den Schul-Collegen
in Griechiſchen und Hebraͤiſchen excelliret, noch
ein anderer in Geographicis und in der Hiſto-
rie das Seinige præſtiret, oder ſich auff Ma-
theſin appliciret. Denn ſo koͤnnen die Schuͤler
alleſamt ſo wohl in den Haupt-Studiis als auch
Neben-Wiſſenſchafften, die zur Zierde und
zum bene eſſe gehoͤren, unterrichtet werden,
und ein jeder von ihnen erwehlet denn hernach
gewiſſe privat-Stunden bey dieſem oder je-
nem, nachdem er ſich ſeiner inclination oder uͤ-
brigen Umſtaͤnden und Lebens-Art nach auff
dieſe oder jene Wiſſenſchafft beſonders und
hauptſaͤchlich legen will.
§. 12. Es waͤre an vielen Orten eine Revi-
ſion und Viſitation in den Schulen hoͤchſtnoͤ-
thig, weil in den meiſten gewaltige Mißbraͤuche
bey Lehrenden und Lernenden eingeriſſen, die
billig abgeſchafft werden koͤnten und ſolten.
Vornehmlich waͤren die Schul-Ordnungen
gantz und gar zu reformiren: Die Inſtructio-
nes vor die Schul-Bedienten anders abzufaſ-
ſen und die Lectiones gantz anders einzuthei-
len, indem ſich die Zeiten von ein 30,40,50 Jah-
ren her, da viele Schul-Ordnungen gemachet
worden, gantz und gar geaͤndert, die Wiſſen-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/399>, abgerufen am 21.11.2024.
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