ten, u. s. w. vorfallen, untersuchen und ent- scheiden sollen. Verstehen sie es selbst nicht, so müssen sie hierinnen mit fremden Augen und Ohren sehen und hören, und zwar den Müllern, Feldmessern, Bau-Meistern und andern der- gleichen Leuten in ihrer Kunst Glauben zustel- len, inzwischen aber bedauren, daß sie aus Mangel der Unterweisung der Mathematic nicht selbst dergleichen Sachen examiniren mögen, und so können sich auch die Heren Me- dici, Philosophi, Hauß-Wirthe, Handwercks- Leute, u. s. w. derselben mit guten Vortheil be- dienen. Wer von dem Nutzen der mathema- tischen Wissenschafften mehr Nachricht ver- langt, kan das von mir An. 1713. davon in Druck gegebene Tractätgen nachschlagen.
§. 21. Da nun der Nutzen der Mathema- tic klar und unwidersprechlich ist, so solten grosse Herren darauff bedacht seyn, daß auch junge Leute auf Schulen einige Unterweisung in dergleichen Wissenschafften bekämen, damit sie hernach, wenn sie auff die Universitäten zö- gen, einen praegustum davon hätten und diesel- bigen weiter excoliren könten. Daher wäre drauff zu sehen, daß alle Tage eine gewisse Stunde die Mathesis dociret würde, die dieje- nigen Schüler, die darzu Lust und Naturell hätten, besuchen könten und also auch ein solcher
Schul-
ten, u. ſ. w. vorfallen, unterſuchen und ent- ſcheiden ſollen. Verſtehen ſie es ſelbſt nicht, ſo muͤſſen ſie hierinnen mit fremden Augen und Ohren ſehen und hoͤren, und zwar den Muͤllern, Feldmeſſern, Bau-Meiſtern und andern der- gleichen Leuten in ihrer Kunſt Glauben zuſtel- len, inzwiſchen aber bedauren, daß ſie aus Mangel der Unterweiſung der Mathematic nicht ſelbſt dergleichen Sachen examiniren moͤgen, und ſo koͤnnen ſich auch die Heren Me- dici, Philoſophi, Hauß-Wirthe, Handwercks- Leute, u. ſ. w. derſelben mit guten Vortheil be- dienen. Wer von dem Nutzen der mathema- tiſchen Wiſſenſchafften mehr Nachricht ver- langt, kan das von mir An. 1713. davon in Druck gegebene Tractaͤtgen nachſchlagen.
§. 21. Da nun der Nutzen der Mathema- tic klar und unwiderſprechlich iſt, ſo ſolten groſſe Herren darauff bedacht ſeyn, daß auch junge Leute auf Schulen einige Unterweiſung in dergleichen Wiſſenſchafften bekaͤmen, damit ſie hernach, wenn ſie auff die Univerſitaͤten zoͤ- gen, einen præguſtum davon haͤtten und dieſel- bigen weiter excoliren koͤnten. Daher waͤre drauff zu ſehen, daß alle Tage eine gewiſſe Stunde die Matheſis dociret wuͤrde, die dieje- nigen Schuͤler, die darzu Luſt und Naturell haͤtten, beſuchen koͤnten und alſo auch ein ſolcher
Schul-
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ten, u. ſ. w. vorfallen, unterſuchen und ent-
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ſo muͤſſen ſie hierinnen mit fremden Augen und
Ohren ſehen und hoͤren, und zwar den Muͤllern,
Feldmeſſern, Bau-Meiſtern und andern der-
gleichen Leuten in ihrer Kunſt Glauben zuſtel-
len, inzwiſchen aber bedauren, daß ſie aus
Mangel der Unterweiſung der Mathematic
nicht ſelbſt dergleichen Sachen examiniren
moͤgen, und ſo koͤnnen ſich auch die Heren Me-
dici, Philoſophi, Hauß-Wirthe, Handwercks-
Leute, u. ſ. w. derſelben mit guten Vortheil be-
dienen. Wer von dem Nutzen der mathema-
tiſchen Wiſſenſchafften mehr Nachricht ver-
langt, kan das von mir An. 1713. davon in
Druck gegebene Tractaͤtgen nachſchlagen.
§. 21. Da nun der Nutzen der Mathema-
tic klar und unwiderſprechlich iſt, ſo ſolten
groſſe Herren darauff bedacht ſeyn, daß auch
junge Leute auf Schulen einige Unterweiſung
in dergleichen Wiſſenſchafften bekaͤmen, damit
ſie hernach, wenn ſie auff die Univerſitaͤten zoͤ-
gen, einen præguſtum davon haͤtten und dieſel-
bigen weiter excoliren koͤnten. Daher waͤre
drauff zu ſehen, daß alle Tage eine gewiſſe
Stunde die Matheſis dociret wuͤrde, die dieje-
nigen Schuͤler, die darzu Luſt und Naturell
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/412>, abgerufen am 24.11.2024.
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