Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



ctionibus publicis vorgeschrieben worden, ge-
ändert werden, weil wir in den heutigen Zeiten,
da die Wissenschafften immer mehr und mehr
excoliret, bey den meisten Disciplinen weit bes-
sere Autores haben, als diejenigen, die von den
Vorfahren verordnet und zu erklären anbe-
fohlen. Wiewohl es bey der Wahl der neuern
ziemliche Contradictiones setzen dürffte, und
würde sich der Neid und die Eigen-Liebe, wenn
von gelehrten Leuten andere vorgeschlagen wer-
den solten, vortrefflich hierbey spüren lassen.

§. 13. Es wäre wohl gethan, wenn auf de-
nen Universitäten ein Professor oeconomiae
bestellet würde, der die Studiosos in den vor-
nehmsten, was zu der Stadt- und Landes-
Wirthschafft gereichet, unterrichtete, und gehö-
ret solches billig mit unter die Fehler der Uni-
versit
äten. Es ist auch kein Zweifel, daß wenn
an Höfen dißfalls gehörige Vorstellung geschä-
he, man solche höchst-nöthige und dem gantzen
Lande ersprießliche Profession etabliren würde.
Nun meynen zwar einige, es würde schwer
seyn einen Mann zu finden, der sich zu einer sol-
chen Profession schickte, denn er müste nebst
der oeconomischen Wissenschafft doch Studia
haben, theils, daß er seine Sache mit einer be-
quemen Methode und guten Art vorzutragen
wisse, theils auch, daß er sowohl bey seinen

Colle-



ctionibus publicis vorgeſchrieben worden, ge-
aͤndert werden, weil wir in den heutigen Zeiten,
da die Wiſſenſchafften immer mehr und mehr
excoliret, bey den meiſten Diſciplinen weit beſ-
ſere Autores haben, als diejenigen, die von den
Vorfahren verordnet und zu erklaͤren anbe-
fohlen. Wiewohl es bey der Wahl der neuern
ziemliche Contradictiones ſetzen duͤrffte, und
wuͤrde ſich der Neid und die Eigen-Liebe, wenn
von gelehrten Leuten andere vorgeſchlagen wer-
den ſolten, vortrefflich hierbey ſpuͤren laſſen.

§. 13. Es waͤre wohl gethan, wenn auf de-
nen Univerſitaͤten ein Profeſſor œconomiæ
beſtellet wuͤrde, der die Studioſos in den vor-
nehmſten, was zu der Stadt- und Landes-
Wirthſchafft gereichet, unterrichtete, und gehoͤ-
ret ſolches billig mit unter die Fehler der Uni-
verſit
aͤten. Es iſt auch kein Zweifel, daß wenn
an Hoͤfen dißfalls gehoͤrige Vorſtellung geſchaͤ-
he, man ſolche hoͤchſt-noͤthige und dem gantzen
Lande erſprießliche Profeſſion établiren wuͤrde.
Nun meynen zwar einige, es wuͤrde ſchwer
ſeyn einen Mann zu finden, der ſich zu einer ſol-
chen Profeſſion ſchickte, denn er muͤſte nebſt
der œconomiſchen Wiſſenſchafft doch Studia
haben, theils, daß er ſeine Sache mit einer be-
quemen Methode und guten Art vorzutragen
wiſſe, theils auch, daß er ſowohl bey ſeinen

Colle-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0428" n="408"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw><hi rendition="#aq">ctionibus publicis</hi> vorge&#x017F;chrieben worden, ge-<lb/>
a&#x0364;ndert werden, weil wir in den heutigen Zeiten,<lb/>
da die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften immer mehr und mehr<lb/><hi rendition="#aq">excoli</hi>ret, bey den mei&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Di&#x017F;ciplin</hi>en weit be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ere <hi rendition="#aq">Autores</hi> haben, als diejenigen, die von den<lb/>
Vorfahren verordnet und zu erkla&#x0364;ren anbe-<lb/>
fohlen. Wiewohl es bey der Wahl der neuern<lb/>
ziemliche <hi rendition="#aq">Contradictiones</hi> &#x017F;etzen du&#x0364;rffte, und<lb/>
wu&#x0364;rde &#x017F;ich der Neid und die Eigen-Liebe, wenn<lb/>
von gelehrten Leuten andere vorge&#x017F;chlagen wer-<lb/>
den &#x017F;olten, vortrefflich hierbey &#x017F;pu&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>§. 13. Es wa&#x0364;re wohl gethan, wenn auf de-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">Univer&#x017F;i</hi>ta&#x0364;ten ein <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;or &#x0153;conomiæ</hi><lb/>
be&#x017F;tellet wu&#x0364;rde, der die <hi rendition="#aq">Studio&#x017F;os</hi> in den vor-<lb/>
nehm&#x017F;ten, was zu der Stadt- und Landes-<lb/>
Wirth&#x017F;chafft gereichet, unterrichtete, und geho&#x0364;-<lb/>
ret &#x017F;olches billig mit unter die Fehler der <hi rendition="#aq">Uni-<lb/>
ver&#x017F;it</hi>a&#x0364;ten. Es i&#x017F;t auch kein Zweifel, daß wenn<lb/>
an Ho&#x0364;fen dißfalls geho&#x0364;rige Vor&#x017F;tellung ge&#x017F;cha&#x0364;-<lb/>
he, man &#x017F;olche ho&#x0364;ch&#x017F;t-no&#x0364;thige und dem gantzen<lb/>
Lande er&#x017F;prießliche <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ion établi</hi>ren wu&#x0364;rde.<lb/>
Nun meynen zwar einige, es wu&#x0364;rde &#x017F;chwer<lb/>
&#x017F;eyn einen Mann zu finden, der &#x017F;ich zu einer &#x017F;ol-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ion</hi> &#x017F;chickte, denn er mu&#x0364;&#x017F;te neb&#x017F;t<lb/>
der <hi rendition="#aq">&#x0153;conomi</hi>&#x017F;chen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft doch <hi rendition="#aq">Studia</hi><lb/>
haben, theils, daß er &#x017F;eine Sache mit einer be-<lb/>
quemen <hi rendition="#aq">Methode</hi> und guten Art vorzutragen<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e, theils auch, daß er &#x017F;owohl bey &#x017F;einen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Colle-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[408/0428] ctionibus publicis vorgeſchrieben worden, ge- aͤndert werden, weil wir in den heutigen Zeiten, da die Wiſſenſchafften immer mehr und mehr excoliret, bey den meiſten Diſciplinen weit beſ- ſere Autores haben, als diejenigen, die von den Vorfahren verordnet und zu erklaͤren anbe- fohlen. Wiewohl es bey der Wahl der neuern ziemliche Contradictiones ſetzen duͤrffte, und wuͤrde ſich der Neid und die Eigen-Liebe, wenn von gelehrten Leuten andere vorgeſchlagen wer- den ſolten, vortrefflich hierbey ſpuͤren laſſen. §. 13. Es waͤre wohl gethan, wenn auf de- nen Univerſitaͤten ein Profeſſor œconomiæ beſtellet wuͤrde, der die Studioſos in den vor- nehmſten, was zu der Stadt- und Landes- Wirthſchafft gereichet, unterrichtete, und gehoͤ- ret ſolches billig mit unter die Fehler der Uni- verſitaͤten. Es iſt auch kein Zweifel, daß wenn an Hoͤfen dißfalls gehoͤrige Vorſtellung geſchaͤ- he, man ſolche hoͤchſt-noͤthige und dem gantzen Lande erſprießliche Profeſſion établiren wuͤrde. Nun meynen zwar einige, es wuͤrde ſchwer ſeyn einen Mann zu finden, der ſich zu einer ſol- chen Profeſſion ſchickte, denn er muͤſte nebſt der œconomiſchen Wiſſenſchafft doch Studia haben, theils, daß er ſeine Sache mit einer be- quemen Methode und guten Art vorzutragen wiſſe, theils auch, daß er ſowohl bey ſeinen Colle-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/428
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/428>, abgerufen am 25.11.2024.