sam, wenn er gleich aus dem Galeno oder Hip- pocrate seine Theoriam herzubeten weiß, sondern er ist auch zu prüfen, ob er geschickt sey, ex tempore vor die gewöhnlichsten Kranckhei- ten nach dem Schlendrian die gewöhnlichsten Recepte zu verschreiben.
§. 38. Auff den teutschen Universitäten wer- den eine grosse Anzahl Dissertationen aus allen Facultäten geschrieben und gehalten. Nun sind zwar viele so beschaffen, daß die Wissen- schafften dadurch erläutert und excoliret wer- den, und deren Ausarbeitung einen guten Nu- tzen schafft, es sind aber auch viele drunter, die solche Themata ausführen, die von andern schon zur Gnüge durchgepeitzschet oder doch solche Materien vorstellen, die in dem menschli- chen Leben einen sehr schlechten Nutzen schaffen, und hingegen sind viel tausend Materien übrig, deren Ausarbeitung nicht allein sehr nützlich seyn würde, sondern die von andern noch gantz und gar nicht berühret worden. Jch habe an einem andern Ort bereits gedacht, daß den Herrn Philosophis sich ein grosses Feld zu vielen Materien, die sie zum disputiren erweh- len könten, öffnen würde, wenn sie anfiengen in die oeconomischen Materien zu gehen und die- selben nach physicalischen und mathematischen Principiis ausarbeiteten. Es könten solche
Dis-
ſam, wenn er gleich aus dem Galeno oder Hip- pocrate ſeine Theoriam herzubeten weiß, ſondern er iſt auch zu pruͤfen, ob er geſchickt ſey, ex tempore vor die gewoͤhnlichſten Kranckhei- ten nach dem Schlendrian die gewoͤhnlichſten Recepte zu verſchreiben.
§. 38. Auff den teutſchen Univerſitaͤten wer- den eine groſſe Anzahl Diſſertationen aus allen Facultaͤten geſchrieben und gehalten. Nun ſind zwar viele ſo beſchaffen, daß die Wiſſen- ſchafften dadurch erlaͤutert und excoliret wer- den, und deren Ausarbeitung einen guten Nu- tzen ſchafft, es ſind aber auch viele drunter, die ſolche Themata ausfuͤhren, die von andern ſchon zur Gnuͤge durchgepeitzſchet oder doch ſolche Materien vorſtellen, die in dem menſchli- chen Leben einen ſehr ſchlechten Nutzen ſchaffen, und hingegen ſind viel tauſend Materien uͤbrig, deren Ausarbeitung nicht allein ſehr nuͤtzlich ſeyn wuͤrde, ſondern die von andern noch gantz und gar nicht beruͤhret worden. Jch habe an einem andern Ort bereits gedacht, daß den Herrn Philoſophis ſich ein groſſes Feld zu vielen Materien, die ſie zum diſputiren erweh- len koͤnten, oͤffnen wuͤrde, wenn ſie anfiengen in die oeconomiſchen Materien zu gehen und die- ſelben nach phyſicaliſchen und mathematiſchen Principiis ausarbeiteten. Es koͤnten ſolche
Dis-
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ſam, wenn er gleich aus dem Galeno oder Hip-
pocrate ſeine Theoriam herzubeten weiß,
ſondern er iſt auch zu pruͤfen, ob er geſchickt ſey,
ex tempore vor die gewoͤhnlichſten Kranckhei-
ten nach dem Schlendrian die gewoͤhnlichſten
Recepte zu verſchreiben.
§. 38. Auff den teutſchen Univerſitaͤten wer-
den eine groſſe Anzahl Diſſertationen aus allen
Facultaͤten geſchrieben und gehalten. Nun
ſind zwar viele ſo beſchaffen, daß die Wiſſen-
ſchafften dadurch erlaͤutert und excoliret wer-
den, und deren Ausarbeitung einen guten Nu-
tzen ſchafft, es ſind aber auch viele drunter, die
ſolche Themata ausfuͤhren, die von andern
ſchon zur Gnuͤge durchgepeitzſchet oder doch
ſolche Materien vorſtellen, die in dem menſchli-
chen Leben einen ſehr ſchlechten Nutzen ſchaffen,
und hingegen ſind viel tauſend Materien uͤbrig,
deren Ausarbeitung nicht allein ſehr nuͤtzlich
ſeyn wuͤrde, ſondern die von andern noch gantz
und gar nicht beruͤhret worden. Jch habe
an einem andern Ort bereits gedacht, daß den
Herrn Philoſophis ſich ein groſſes Feld zu
vielen Materien, die ſie zum diſputiren erweh-
len koͤnten, oͤffnen wuͤrde, wenn ſie anfiengen in
die oeconomiſchen Materien zu gehen und die-
ſelben nach phyſicaliſchen und mathematiſchen
Principiis ausarbeiteten. Es koͤnten ſolche
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/456>, abgerufen am 22.11.2024.
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