Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



mistischen Bücher oder die von Goldmachen
handeln, indem solche Bücher zu nichts anders
dienen, als daß sie ihre Leser ums Geld und um
die Zeit bringen, und öffters die Leute verwir-
ren, daß sie sich einbilden, sie wollen aus der-
gleichen Schrifften Gold machen, und wenn sie
nun dieselben gantz und gar durchstudiret und
experimentiret, so wissen sie, wenn sie fertig
seynd, einmahl so viel als das andere, und ha-
ben an Statt des Goldes einen Koth erhascht.
Jch muß mich manchmahl wundern, daß die
Leute so einfältig sind, und dergleichen Schrifft
mit solcher Begierde lesen und kauffen, da sie
doch leicht gedencken könten, daß diejenigen,
die das Goldmachen verstünden, (dafern es an-
ders wahre Alchymisten giebt, die mit Vor-
theil in der Welt Gold verfertigen können) nicht
so einfältig seyn, und es in Schrifften, die die
Leute vor etliche Groschen kauffen, entdecken
würden. (9.) Die gewisse Nachrichten vom
Lande kund machen, die zu desselben Disrenom-
mee
gereichen oder bey gewissen Zeiten und Um-
ständen dem Landes-Herrn praejudicirlich seyn.
(10.) Die Hexerey- und Zauberey-Bücher und
andere dergleichen abergläubische Schrifften,
es sey nun, daß sie die Teufels Künste recht leh-
ren oder Unwahrheiten in sich halten, die Leser
betrügen und ihnen die Zeit verderben, als Cla-

vicu-



miſtiſchen Buͤcher oder die von Goldmachen
handeln, indem ſolche Buͤcher zu nichts anders
dienen, als daß ſie ihre Leſer ums Geld und um
die Zeit bringen, und oͤffters die Leute verwir-
ren, daß ſie ſich einbilden, ſie wollen aus der-
gleichen Schrifften Gold machen, und wenn ſie
nun dieſelben gantz und gar durchſtudiret und
experimentiret, ſo wiſſen ſie, wenn ſie fertig
ſeynd, einmahl ſo viel als das andere, und ha-
ben an Statt des Goldes einen Koth erhaſcht.
Jch muß mich manchmahl wundern, daß die
Leute ſo einfaͤltig ſind, und dergleichen Schrifft
mit ſolcher Begierde leſen und kauffen, da ſie
doch leicht gedencken koͤnten, daß diejenigen,
die das Goldmachen verſtuͤnden, (dafern es an-
ders wahre Alchymiſten giebt, die mit Vor-
theil in der Welt Gold verfertigen koͤnnen) nicht
ſo einfaͤltig ſeyn, und es in Schrifften, die die
Leute vor etliche Groſchen kauffen, entdecken
wuͤrden. (9.) Die gewiſſe Nachrichten vom
Lande kund machen, die zu deſſelben Disrenom-
mée
gereichen oder bey gewiſſen Zeiten und Um-
ſtaͤnden dem Landes-Herrn præjudicirlich ſeyn.
(10.) Die Hexerey- und Zauberey-Buͤcher und
andere dergleichen aberglaͤubiſche Schrifften,
es ſey nun, daß ſie die Teufels Kuͤnſte recht leh-
ren oder Unwahrheiten in ſich halten, die Leſer
betruͤgen und ihnen die Zeit verderben, als Cla-

vicu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0467" n="447"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw><hi rendition="#aq">mi&#x017F;ti</hi>&#x017F;chen Bu&#x0364;cher oder die von Goldmachen<lb/>
handeln, indem &#x017F;olche Bu&#x0364;cher zu nichts anders<lb/>
dienen, als daß &#x017F;ie ihre Le&#x017F;er ums Geld und um<lb/>
die Zeit bringen, und o&#x0364;ffters die Leute verwir-<lb/>
ren, daß &#x017F;ie &#x017F;ich einbilden, &#x017F;ie wollen aus der-<lb/>
gleichen Schrifften Gold machen, und wenn &#x017F;ie<lb/>
nun die&#x017F;elben gantz und gar durch&#x017F;tudiret und<lb/><hi rendition="#aq">experimenti</hi>ret, &#x017F;o wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie, wenn &#x017F;ie fertig<lb/>
&#x017F;eynd, einmahl &#x017F;o viel als das andere, und ha-<lb/>
ben an Statt des Goldes einen Koth erha&#x017F;cht.<lb/>
Jch muß mich manchmahl wundern, daß die<lb/>
Leute &#x017F;o einfa&#x0364;ltig &#x017F;ind, und dergleichen Schrifft<lb/>
mit &#x017F;olcher Begierde le&#x017F;en und kauffen, da &#x017F;ie<lb/>
doch leicht gedencken ko&#x0364;nten, daß diejenigen,<lb/>
die das Goldmachen ver&#x017F;tu&#x0364;nden, (dafern es an-<lb/>
ders wahre <hi rendition="#aq">Alchymi&#x017F;t</hi>en giebt, die mit Vor-<lb/>
theil in der Welt Gold verfertigen ko&#x0364;nnen) nicht<lb/>
&#x017F;o einfa&#x0364;ltig &#x017F;eyn, und es in Schrifften, die die<lb/>
Leute vor etliche Gro&#x017F;chen kauffen, entdecken<lb/>
wu&#x0364;rden. (9.) Die gewi&#x017F;&#x017F;e Nachrichten vom<lb/>
Lande kund machen, die zu de&#x017F;&#x017F;elben <hi rendition="#aq">Disrenom-<lb/>
mée</hi> gereichen oder bey gewi&#x017F;&#x017F;en Zeiten und Um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nden dem Landes-Herrn <hi rendition="#aq">præjudici</hi>rlich &#x017F;eyn.<lb/>
(10.) Die Hexerey- und Zauberey-Bu&#x0364;cher und<lb/>
andere dergleichen abergla&#x0364;ubi&#x017F;che Schrifften,<lb/>
es &#x017F;ey nun, daß &#x017F;ie die Teufels Ku&#x0364;n&#x017F;te recht leh-<lb/>
ren oder Unwahrheiten in &#x017F;ich halten, die Le&#x017F;er<lb/>
betru&#x0364;gen und ihnen die Zeit verderben, als <hi rendition="#aq">Cla-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">vicu-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[447/0467] miſtiſchen Buͤcher oder die von Goldmachen handeln, indem ſolche Buͤcher zu nichts anders dienen, als daß ſie ihre Leſer ums Geld und um die Zeit bringen, und oͤffters die Leute verwir- ren, daß ſie ſich einbilden, ſie wollen aus der- gleichen Schrifften Gold machen, und wenn ſie nun dieſelben gantz und gar durchſtudiret und experimentiret, ſo wiſſen ſie, wenn ſie fertig ſeynd, einmahl ſo viel als das andere, und ha- ben an Statt des Goldes einen Koth erhaſcht. Jch muß mich manchmahl wundern, daß die Leute ſo einfaͤltig ſind, und dergleichen Schrifft mit ſolcher Begierde leſen und kauffen, da ſie doch leicht gedencken koͤnten, daß diejenigen, die das Goldmachen verſtuͤnden, (dafern es an- ders wahre Alchymiſten giebt, die mit Vor- theil in der Welt Gold verfertigen koͤnnen) nicht ſo einfaͤltig ſeyn, und es in Schrifften, die die Leute vor etliche Groſchen kauffen, entdecken wuͤrden. (9.) Die gewiſſe Nachrichten vom Lande kund machen, die zu deſſelben Disrenom- mée gereichen oder bey gewiſſen Zeiten und Um- ſtaͤnden dem Landes-Herrn præjudicirlich ſeyn. (10.) Die Hexerey- und Zauberey-Buͤcher und andere dergleichen aberglaͤubiſche Schrifften, es ſey nun, daß ſie die Teufels Kuͤnſte recht leh- ren oder Unwahrheiten in ſich halten, die Leſer betruͤgen und ihnen die Zeit verderben, als Cla- vicu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/467
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/467>, abgerufen am 22.11.2024.