der seyn wird, so mischen sie entweder Persona- lien mit ein, die gar nicht zur Sache gehören, oder bringen dabey entweder solche tölpische und ungeschliffene expressiones, oder aber sol- che höhnische Redens-Arten vor, daß alle Leute sehen, wie ihr Raisonement nicht auf die Un- tersuchung der Wahrheit gegründet ist, son- dern aus Neid, einem Autori, deßen Schriff- ten, ihrer üblen Vorstellungen ungeachtet, den- noch Approbation gefunden, Tort zu thun. Sie haben desto bessere Gelegenheit zu calum- niren, weil sie ihre Nahmen vor die Journale nicht setzen, und sich auch hernach ihrer eigenen Arbeit schämen, wenn andere Leute sie als Au- tores kennen lernen.
§. 16. Es sind die Mißbräuche mancher Journale mehr als zu bekannt. Manche Au- tores loben nur diejenigen Schrifften, die von ihren Herrn Verlegern in Verlag genommen werden, oder wenn die Gelehrten etwan sonst ihre guten Cameraden sind, oder ihnen ein schön gebunden Exemplar zu geschickt. Hinge- gen machen sie die andern herunter, manchmahl aus keiner andern raison, als weil ihre Verle- ger mit einem andern Buchführer, der die Schrifft, die sie recensiren in Verlag genom- men, nicht wohl dran sind, oder etwan sonst aus einiger Partheylichkeit. Es nehmen sich sol-
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der ſeyn wird, ſo miſchen ſie entweder Perſona- lien mit ein, die gar nicht zur Sache gehoͤren, oder bringen dabey entweder ſolche toͤlpiſche und ungeſchliffene expreſſiones, oder aber ſol- che hoͤhniſche Redens-Arten vor, daß alle Leute ſehen, wie ihr Raiſonement nicht auf die Un- terſuchung der Wahrheit gegruͤndet iſt, ſon- dern aus Neid, einem Autori, deßen Schriff- ten, ihrer uͤblen Vorſtellungen ungeachtet, den- noch Approbation gefunden, Tort zu thun. Sie haben deſto beſſere Gelegenheit zu calum- niren, weil ſie ihre Nahmen vor die Journale nicht ſetzen, und ſich auch hernach ihrer eigenen Arbeit ſchaͤmen, wenn andere Leute ſie als Au- tores kennen lernen.
§. 16. Es ſind die Mißbraͤuche mancher Journale mehr als zu bekannt. Manche Au- tores loben nur diejenigen Schrifften, die von ihren Herrn Verlegern in Verlag genommen werden, oder wenn die Gelehrten etwan ſonſt ihre guten Cameraden ſind, oder ihnen ein ſchoͤn gebunden Exemplar zu geſchickt. Hinge- gen machen ſie die andern herunter, manchmahl aus keiner andern raiſon, als weil ihre Verle- ger mit einem andern Buchfuͤhrer, der die Schrifft, die ſie recenſiren in Verlag genom- men, nicht wohl dran ſind, oder etwan ſonſt aus einiger Partheylichkeit. Es nehmen ſich ſol-
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der ſeyn wird, ſo miſchen ſie entweder Perſona-
lien mit ein, die gar nicht zur Sache gehoͤren,
oder bringen dabey entweder ſolche toͤlpiſche
und ungeſchliffene expreſſiones, oder aber ſol-
che hoͤhniſche Redens-Arten vor, daß alle Leute
ſehen, wie ihr Raiſonement nicht auf die Un-
terſuchung der Wahrheit gegruͤndet iſt, ſon-
dern aus Neid, einem Autori, deßen Schriff-
ten, ihrer uͤblen Vorſtellungen ungeachtet, den-
noch Approbation gefunden, Tort zu thun.
Sie haben deſto beſſere Gelegenheit zu calum-
niren, weil ſie ihre Nahmen vor die Journale
nicht ſetzen, und ſich auch hernach ihrer eigenen
Arbeit ſchaͤmen, wenn andere Leute ſie als Au-
tores kennen lernen.
§. 16. Es ſind die Mißbraͤuche mancher
Journale mehr als zu bekannt. Manche Au-
tores loben nur diejenigen Schrifften, die von
ihren Herrn Verlegern in Verlag genommen
werden, oder wenn die Gelehrten etwan ſonſt
ihre guten Cameraden ſind, oder ihnen ein
ſchoͤn gebunden Exemplar zu geſchickt. Hinge-
gen machen ſie die andern herunter, manchmahl
aus keiner andern raiſon, als weil ihre Verle-
ger mit einem andern Buchfuͤhrer, der die
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/477>, abgerufen am 22.11.2024.
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