Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



che Leute vor, von Büchern aus allen Facultä-
ten zu judiciren, da sie manchmahl zu der Zeit,
wenn sie anfangen, Journale zu schreiben, nicht
in einer Wissenschafft einer eintzigen Facultät
recht gegründet sind. Ein anders ists, wenn
einige gelehrte Leute zugleich an einem gewissen
Journal arbeiten, und da ein jeder diejenigen
Schrifften, die in sein Metier lauffen, recensi-
ret; Sie machen manchmahl grosse Extracte
von Büchern, die etliche Bogen starck sind, und
die ein jeder selbst gleich lesen und kauffen kan;
Hingegen trifft man bißweilen kostbahre Bü-
cher in Buchläden an, davon viel Journalisten
nichts gesagt; Der oeconomischen Schrifften
erwehnen sie gantz und gar nicht und hingegen
excediren sie bey den critischen und philologi-
schen. Da nun gescheute Leute diese und viele
andere bey vielen Journalen noch mehr vorkom-
mende Fehler bemercken, so fängt ihr Credit
ziemlicher Maßen an in der Welt zu fallen, da
zumahl einer die meisten Journale entbehren
kan, nachdem einige Gelehrte die rühmliche Ar-
beit der gelehrten Zeitungen auf der Universität
Leipzig angefangen, als aus welchen man eine
weit vollkommene Notiz der Bücher erlangen
kan, als aus vielen Journalen.

§. 17. Jch könte mich hierbey noch länger
auffhalten, wenn ich nicht besorgte, daß ich

schon



che Leute vor, von Buͤchern aus allen Facultaͤ-
ten zu judiciren, da ſie manchmahl zu der Zeit,
wenn ſie anfangen, Journale zu ſchreiben, nicht
in einer Wiſſenſchafft einer eintzigen Facultaͤt
recht gegruͤndet ſind. Ein anders iſts, wenn
einige gelehrte Leute zugleich an einem gewiſſen
Journal arbeiten, und da ein jeder diejenigen
Schrifften, die in ſein Metier lauffen, recenſi-
ret; Sie machen manchmahl groſſe Extracte
von Buͤchern, die etliche Bogen ſtarck ſind, und
die ein jeder ſelbſt gleich leſen und kauffen kan;
Hingegen trifft man bißweilen koſtbahre Buͤ-
cher in Buchlaͤden an, davon viel Journaliſten
nichts geſagt; Der oeconomiſchen Schrifften
erwehnen ſie gantz und gar nicht und hingegen
excediren ſie bey den critiſchen und philologi-
ſchen. Da nun geſcheute Leute dieſe und viele
andere bey vielen Journalen noch mehr vorkom-
mende Fehler bemercken, ſo faͤngt ihr Credit
ziemlicher Maßen an in der Welt zu fallen, da
zumahl einer die meiſten Journale entbehren
kan, nachdem einige Gelehrte die ruͤhmliche Ar-
beit der gelehrten Zeitungen auf der Univerſitaͤt
Leipzig angefangen, als aus welchen man eine
weit vollkommene Notiz der Buͤcher erlangen
kan, als aus vielen Journalen.

§. 17. Jch koͤnte mich hierbey noch laͤnger
auffhalten, wenn ich nicht beſorgte, daß ich

ſchon
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0478" n="458"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> che Leute vor, von Bu&#x0364;chern aus allen <hi rendition="#aq">Facul</hi>ta&#x0364;-<lb/>
ten zu <hi rendition="#aq">judici</hi>ren, da &#x017F;ie manchmahl zu der Zeit,<lb/>
wenn &#x017F;ie anfangen, <hi rendition="#aq">Journale</hi> zu &#x017F;chreiben, nicht<lb/>
in einer Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft einer eintzigen <hi rendition="#aq">Facul</hi>ta&#x0364;t<lb/>
recht gegru&#x0364;ndet &#x017F;ind. Ein anders i&#x017F;ts, wenn<lb/>
einige gelehrte Leute zugleich an einem gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#aq">Journal</hi> arbeiten, und da ein jeder diejenigen<lb/>
Schrifften, die in &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Metier</hi> lauffen, <hi rendition="#aq">recen&#x017F;i-</hi><lb/>
ret; Sie machen manchmahl gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Extracte</hi><lb/>
von Bu&#x0364;chern, die etliche Bogen &#x017F;tarck &#x017F;ind, und<lb/>
die ein jeder &#x017F;elb&#x017F;t gleich le&#x017F;en und kauffen kan;<lb/>
Hingegen trifft man bißweilen ko&#x017F;tbahre Bu&#x0364;-<lb/>
cher in Buchla&#x0364;den an, davon viel <hi rendition="#aq">Journali</hi>&#x017F;ten<lb/>
nichts ge&#x017F;agt; Der <hi rendition="#aq">oeconomi</hi>&#x017F;chen Schrifften<lb/>
erwehnen &#x017F;ie gantz und gar nicht und hingegen<lb/><hi rendition="#aq">excedi</hi>ren &#x017F;ie bey den <hi rendition="#aq">criti</hi>&#x017F;chen und <hi rendition="#aq">philologi-</hi><lb/>
&#x017F;chen. Da nun ge&#x017F;cheute Leute die&#x017F;e und viele<lb/>
andere bey vielen <hi rendition="#aq">Journal</hi>en noch mehr vorkom-<lb/>
mende Fehler bemercken, &#x017F;o fa&#x0364;ngt ihr Credit<lb/>
ziemlicher Maßen an in der Welt zu fallen, da<lb/>
zumahl einer die mei&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Journale</hi> entbehren<lb/>
kan, nachdem einige Gelehrte die ru&#x0364;hmliche Ar-<lb/>
beit der gelehrten Zeitungen auf der Univer&#x017F;ita&#x0364;t<lb/>
Leipzig angefangen, als aus welchen man eine<lb/>
weit vollkommene <hi rendition="#aq">Notiz</hi> der Bu&#x0364;cher erlangen<lb/>
kan, als aus vielen <hi rendition="#aq">Journal</hi>en.</p><lb/>
        <p>§. 17. Jch ko&#x0364;nte mich hierbey noch la&#x0364;nger<lb/>
auffhalten, wenn ich nicht be&#x017F;orgte, daß ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chon</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[458/0478] che Leute vor, von Buͤchern aus allen Facultaͤ- ten zu judiciren, da ſie manchmahl zu der Zeit, wenn ſie anfangen, Journale zu ſchreiben, nicht in einer Wiſſenſchafft einer eintzigen Facultaͤt recht gegruͤndet ſind. Ein anders iſts, wenn einige gelehrte Leute zugleich an einem gewiſſen Journal arbeiten, und da ein jeder diejenigen Schrifften, die in ſein Metier lauffen, recenſi- ret; Sie machen manchmahl groſſe Extracte von Buͤchern, die etliche Bogen ſtarck ſind, und die ein jeder ſelbſt gleich leſen und kauffen kan; Hingegen trifft man bißweilen koſtbahre Buͤ- cher in Buchlaͤden an, davon viel Journaliſten nichts geſagt; Der oeconomiſchen Schrifften erwehnen ſie gantz und gar nicht und hingegen excediren ſie bey den critiſchen und philologi- ſchen. Da nun geſcheute Leute dieſe und viele andere bey vielen Journalen noch mehr vorkom- mende Fehler bemercken, ſo faͤngt ihr Credit ziemlicher Maßen an in der Welt zu fallen, da zumahl einer die meiſten Journale entbehren kan, nachdem einige Gelehrte die ruͤhmliche Ar- beit der gelehrten Zeitungen auf der Univerſitaͤt Leipzig angefangen, als aus welchen man eine weit vollkommene Notiz der Buͤcher erlangen kan, als aus vielen Journalen. §. 17. Jch koͤnte mich hierbey noch laͤnger auffhalten, wenn ich nicht beſorgte, daß ich ſchon

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/478
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/478>, abgerufen am 26.06.2024.