Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



Vernunfft sie schon gantz über den Hauffen
geschmissen, wiewohl auch einige Gesetze
hiermit conformiren. Denn dieses siehet
man aus §. 49. der Sächsischen Erledigung
der neuen Landes-Gebrechen Rubr. von Justi-
ti
en Sachen mit folgenden Worten: Damit
aber zum Neun- und viertzigsten in künfftigen
dergleichen zweiffelhaffte Meynungen nach-
bleiben und allenthalben eine Gewißheit
und Gleichheit im Sprechen seyn möge, so
ordnen und setzen wir hiermit befehlende, daß
kein Collegium Juridicum Macht haben soll,
in denen Puncten, welche nicht mit deutlichen
Worten in Constitutionibus, Landes-Ge-
richts- und Policey-Ordnungen exprimiret,
sondern per consequentias und Folgerungen
daraus gezogen werden wollen, vor sich ohne un-
ser Vorwissen wider das andere Collegium
ex interpretatione
einige observanz zu ma-
chen, sondern es sollen uns dergleichen Casus du-
bii
jedesmahl aus denen hinc inde angezoge-
nen rationibus juris eingesendet und mit Zuzie-
hung der getreuen Landschafft dieselben deci-
di
ret werden.

§. 30. Es ist denen Juristen bekandt, daß
es hin und wieder zweiffelhaffte Puncta Juris
giebt, darüber pro und contra disputiret wird.
Es könten und solten aber mit leichter Mühe

deci-



Vernunfft ſie ſchon gantz uͤber den Hauffen
geſchmiſſen, wiewohl auch einige Geſetze
hiermit conformiren. Denn dieſes ſiehet
man aus §. 49. der Saͤchſiſchen Erledigung
der neuen Landes-Gebrechen Rubr. von Juſti-
ti
en Sachen mit folgenden Worten: Damit
aber zum Neun- und viertzigſten in kuͤnfftigen
dergleichen zweiffelhaffte Meynungen nach-
bleiben und allenthalben eine Gewißheit
und Gleichheit im Sprechen ſeyn moͤge, ſo
ordnen und ſetzen wir hiermit befehlende, daß
kein Collegium Juridicum Macht haben ſoll,
in denen Puncten, welche nicht mit deutlichen
Worten in Conſtitutionibus, Landes-Ge-
richts- und Policey-Ordnungen exprimiret,
ſondern per conſequentias und Folgerungen
daraus gezogen werden wollen, vor ſich ohne un-
ſer Vorwiſſen wider das andere Collegium
ex interpretatione
einige obſervanz zu ma-
chen, ſondern es ſollen uns dergleichen Caſus du-
bii
jedesmahl aus denen hinc inde angezoge-
nen rationibus juris eingeſendet und mit Zuzie-
hung der getreuen Landſchafft dieſelben deci-
di
ret werden.

§. 30. Es iſt denen Juriſten bekandt, daß
es hin und wieder zweiffelhaffte Puncta Juris
giebt, daruͤber pro und contra diſputiret wird.
Es koͤnten und ſolten aber mit leichter Muͤhe

deci-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0624" n="604"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> Vernunfft &#x017F;ie &#x017F;chon gantz u&#x0364;ber den Hauffen<lb/>
ge&#x017F;chmi&#x017F;&#x017F;en, wiewohl auch einige Ge&#x017F;etze<lb/>
hiermit <hi rendition="#aq">conformi</hi>ren. Denn die&#x017F;es &#x017F;iehet<lb/>
man aus §. 49. der Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen Erledigung<lb/>
der neuen Landes-Gebrechen <hi rendition="#aq">Rubr.</hi> von <hi rendition="#aq">Ju&#x017F;ti-<lb/>
ti</hi>en Sachen mit folgenden Worten: Damit<lb/>
aber zum Neun- und viertzig&#x017F;ten in ku&#x0364;nfftigen<lb/>
dergleichen zweiffelhaffte Meynungen nach-<lb/>
bleiben und allenthalben eine Gewißheit<lb/>
und Gleichheit im Sprechen &#x017F;eyn mo&#x0364;ge, &#x017F;o<lb/>
ordnen und &#x017F;etzen wir hiermit befehlende, daß<lb/>
kein <hi rendition="#aq">Collegium Juridicum</hi> Macht haben &#x017F;oll,<lb/>
in denen Puncten, welche nicht mit deutlichen<lb/>
Worten in <hi rendition="#aq">Con&#x017F;titutionibus,</hi> Landes-Ge-<lb/>
richts- und Policey-Ordnungen <hi rendition="#aq">exprimi</hi>ret,<lb/>
&#x017F;ondern <hi rendition="#aq">per con&#x017F;equentias</hi> und Folgerungen<lb/>
daraus gezogen werden wollen, vor &#x017F;ich ohne un-<lb/>
&#x017F;er Vorwi&#x017F;&#x017F;en wider das andere <hi rendition="#aq">Collegium<lb/>
ex interpretatione</hi> einige <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervanz</hi> zu ma-<lb/>
chen, &#x017F;ondern es &#x017F;ollen uns dergleichen <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;us du-<lb/>
bii</hi> jedesmahl aus denen <hi rendition="#aq">hinc inde</hi> angezoge-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">rationibus juris</hi> einge&#x017F;endet und mit Zuzie-<lb/>
hung der getreuen Land&#x017F;chafft die&#x017F;elben <hi rendition="#aq">deci-<lb/>
di</hi>ret werden.</p><lb/>
        <p>§. 30. Es i&#x017F;t denen Juri&#x017F;ten bekandt, daß<lb/>
es hin und wieder zweiffelhaffte <hi rendition="#aq">Puncta Juris</hi><lb/>
giebt, daru&#x0364;ber <hi rendition="#aq">pro</hi> und <hi rendition="#aq">contra di&#x017F;puti</hi>ret wird.<lb/>
Es ko&#x0364;nten und &#x017F;olten aber mit leichter Mu&#x0364;he<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">deci-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[604/0624] Vernunfft ſie ſchon gantz uͤber den Hauffen geſchmiſſen, wiewohl auch einige Geſetze hiermit conformiren. Denn dieſes ſiehet man aus §. 49. der Saͤchſiſchen Erledigung der neuen Landes-Gebrechen Rubr. von Juſti- tien Sachen mit folgenden Worten: Damit aber zum Neun- und viertzigſten in kuͤnfftigen dergleichen zweiffelhaffte Meynungen nach- bleiben und allenthalben eine Gewißheit und Gleichheit im Sprechen ſeyn moͤge, ſo ordnen und ſetzen wir hiermit befehlende, daß kein Collegium Juridicum Macht haben ſoll, in denen Puncten, welche nicht mit deutlichen Worten in Conſtitutionibus, Landes-Ge- richts- und Policey-Ordnungen exprimiret, ſondern per conſequentias und Folgerungen daraus gezogen werden wollen, vor ſich ohne un- ſer Vorwiſſen wider das andere Collegium ex interpretatione einige obſervanz zu ma- chen, ſondern es ſollen uns dergleichen Caſus du- bii jedesmahl aus denen hinc inde angezoge- nen rationibus juris eingeſendet und mit Zuzie- hung der getreuen Landſchafft dieſelben deci- diret werden. §. 30. Es iſt denen Juriſten bekandt, daß es hin und wieder zweiffelhaffte Puncta Juris giebt, daruͤber pro und contra diſputiret wird. Es koͤnten und ſolten aber mit leichter Muͤhe deci-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/624
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/624>, abgerufen am 22.11.2024.