rioribus sich ein oder zweymahl daran verbren- net, und nicht zum Effect kommen kan, überdieß wegen des unfehlbaren Hasses, Verläumdung und Verfolgung deren, die sich der Parition ent- ziehen wollen, noch gleichsam ihr Spott ist, der- selbe wird verdrossen und laß, und läst es ent- weder aus dieser Ursache gehen, wie es gehet, oder weil er siehet, daß nur übel ärger wird, wenn er einen neuen Lappen auf das alte Loch setzen will, welcher es nicht gar bedecken kan, sondern weiter um sich reißt. Es werden die Policey-Ordnungen an manchen Orten so ver- ächtlich gehalten, daß es heist: Die Policey- Ordnungen würden darzu gegeben, daß sie nicht gehalten würden.
§. 7. Nachdem die Gottesfurcht ein An- fang aller Weißheit, durch welche wohl regie- ret, auch ein still und ruhig Leben geführet wird, und ohne dieselbe nichts bestehet, auch keine gu- te Policey angestellet noch erhalten werden kan, so ist iedermann in den Policey-Ordnungen Landes-väterlich und treulich zu ermahnen, daß er sich der wahren Furcht GOttes befleißige, sein Wort liebe und gerne höre, die öffentlichen Predigten nicht versäume, und beydes in Kir- chen und zu Hause stetige Busse und gute Wer- cke, als Früchte des allein seligmachenden Glaubens thue, und sich nicht selbst betrüge, als
wäre
rioribus ſich ein oder zweymahl daran verbren- net, und nicht zum Effect kommen kan, uͤberdieß wegen des unfehlbaren Haſſes, Verlaͤumdung und Verfolgung deren, die ſich der Parition ent- ziehen wollen, noch gleichſam ihr Spott iſt, der- ſelbe wird verdroſſen und laß, und laͤſt es ent- weder aus dieſer Urſache gehen, wie es gehet, oder weil er ſiehet, daß nur uͤbel aͤrger wird, wenn er einen neuen Lappen auf das alte Loch ſetzen will, welcher es nicht gar bedecken kan, ſondern weiter um ſich reißt. Es werden die Policey-Ordnungen an manchen Orten ſo ver- aͤchtlich gehalten, daß es heiſt: Die Policey- Ordnungen wuͤrden darzu gegeben, daß ſie nicht gehalten wuͤrden.
§. 7. Nachdem die Gottesfurcht ein An- fang aller Weißheit, durch welche wohl regie- ret, auch ein ſtill und ruhig Leben gefuͤhret wird, und ohne dieſelbe nichts beſtehet, auch keine gu- te Policey angeſtellet noch erhalten werden kan, ſo iſt iedermann in den Policey-Ordnungen Landes-vaͤterlich und treulich zu ermahnen, daß er ſich der wahren Furcht GOttes befleißige, ſein Wort liebe und gerne hoͤre, die oͤffentlichen Predigten nicht verſaͤume, und beydes in Kir- chen und zu Hauſe ſtetige Buſſe und gute Wer- cke, als Fruͤchte des allein ſeligmachenden Glaubens thue, und ſich nicht ſelbſt betruͤge, als
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rioribus ſich ein oder zweymahl daran verbren-
net, und nicht zum Effect kommen kan, uͤberdieß
wegen des unfehlbaren Haſſes, Verlaͤumdung
und Verfolgung deren, die ſich der Parition ent-
ziehen wollen, noch gleichſam ihr Spott iſt, der-
ſelbe wird verdroſſen und laß, und laͤſt es ent-
weder aus dieſer Urſache gehen, wie es gehet,
oder weil er ſiehet, daß nur uͤbel aͤrger wird,
wenn er einen neuen Lappen auf das alte Loch
ſetzen will, welcher es nicht gar bedecken kan,
ſondern weiter um ſich reißt. Es werden die
Policey-Ordnungen an manchen Orten ſo ver-
aͤchtlich gehalten, daß es heiſt: Die Policey-
Ordnungen wuͤrden darzu gegeben, daß ſie
nicht gehalten wuͤrden.
§. 7. Nachdem die Gottesfurcht ein An-
fang aller Weißheit, durch welche wohl regie-
ret, auch ein ſtill und ruhig Leben gefuͤhret wird,
und ohne dieſelbe nichts beſtehet, auch keine gu-
te Policey angeſtellet noch erhalten werden kan,
ſo iſt iedermann in den Policey-Ordnungen
Landes-vaͤterlich und treulich zu ermahnen, daß
er ſich der wahren Furcht GOttes befleißige,
ſein Wort liebe und gerne hoͤre, die oͤffentlichen
Predigten nicht verſaͤume, und beydes in Kir-
chen und zu Hauſe ſtetige Buſſe und gute Wer-
cke, als Fruͤchte des allein ſeligmachenden
Glaubens thue, und ſich nicht ſelbſt betruͤge, als
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/634>, abgerufen am 22.11.2024.
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