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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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§. 11. Es ist niemand in den Rath zu neh-
men, er sey denn ehrlicher Geburt und Herkom-
mens, eines Christl. untadelhafften Lebens und
Wandels und an demselben Orte, wo er das
Obrigkeitliche Ambt führen soll, mit einem ei-
gnen Hause und Hofe zu seiner Wohnung ange-
sessen, wie auch einigen andern unbeweglichen
Gütern beeignet und beerbet. Es müssen
leiblicher Vater und Sohn, auch Bluts-Freun-
de biß zum dritten Grad exclusive, auch nicht
leicht zweyer Schwester-Männer in ein
Mittel des Rath-Stuhls erwehlet werden.
Jn den Städten, wo der Rath aus zwey
oder drey Mitteln bestehet, muß ausser gemei-
nen Policey-Sachen, in wichtigen die gantze
Stadt und Bürgerschafft angehenden Dingen
kein Schluß gültig seyn, es wären denn die
Raths-Personen aus allen Mitteln gehöret, und
von ihnen durch die meisten Stimmen ein
Schluß gefaßt; Was andrer Gestalt geschlos-
sen und gehandelt wird, ist vor nichtig und un-
kräfftig zu achten.

§. 12. Es müssen auch die Räthe in Städ-
ten die Bürger und Einwohner in ihrem Anlie-
gen gnüglich hören, die Sachen nicht liederlich
tractiren und so fort zum Recht verweisen, son-
dern allen möglichen Fleiß anwenden, die Jr-
rungen, so sich zwischen den Bürgern entspin-

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§. 11. Es iſt niemand in den Rath zu neh-
men, er ſey denn ehrlicher Geburt und Herkom-
mens, eines Chriſtl. untadelhafften Lebens und
Wandels und an demſelben Orte, wo er das
Obrigkeitliche Ambt fuͤhren ſoll, mit einem ei-
gnen Hauſe und Hofe zu ſeiner Wohnung ange-
ſeſſen, wie auch einigen andern unbeweglichen
Guͤtern beeignet und beerbet. Es muͤſſen
leiblicher Vater und Sohn, auch Bluts-Freun-
de biß zum dritten Grad excluſivè, auch nicht
leicht zweyer Schweſter-Maͤnner in ein
Mittel des Rath-Stuhls erwehlet werden.
Jn den Staͤdten, wo der Rath aus zwey
oder drey Mitteln beſtehet, muß auſſer gemei-
nen Policey-Sachen, in wichtigen die gantze
Stadt und Buͤrgerſchafft angehenden Dingen
kein Schluß guͤltig ſeyn, es waͤren denn die
Raths-Perſonen aus allen Mitteln gehoͤret, und
von ihnen durch die meiſten Stimmen ein
Schluß gefaßt; Was andrer Geſtalt geſchloſ-
ſen und gehandelt wird, iſt vor nichtig und un-
kraͤfftig zu achten.

§. 12. Es muͤſſen auch die Raͤthe in Staͤd-
ten die Buͤrger und Einwohner in ihrem Anlie-
gen gnuͤglich hoͤren, die Sachen nicht liederlich
tractiren und ſo fort zum Recht verweiſen, ſon-
dern allen moͤglichen Fleiß anwenden, die Jr-
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[617/0637] §. 11. Es iſt niemand in den Rath zu neh- men, er ſey denn ehrlicher Geburt und Herkom- mens, eines Chriſtl. untadelhafften Lebens und Wandels und an demſelben Orte, wo er das Obrigkeitliche Ambt fuͤhren ſoll, mit einem ei- gnen Hauſe und Hofe zu ſeiner Wohnung ange- ſeſſen, wie auch einigen andern unbeweglichen Guͤtern beeignet und beerbet. Es muͤſſen leiblicher Vater und Sohn, auch Bluts-Freun- de biß zum dritten Grad excluſivè, auch nicht leicht zweyer Schweſter-Maͤnner in ein Mittel des Rath-Stuhls erwehlet werden. Jn den Staͤdten, wo der Rath aus zwey oder drey Mitteln beſtehet, muß auſſer gemei- nen Policey-Sachen, in wichtigen die gantze Stadt und Buͤrgerſchafft angehenden Dingen kein Schluß guͤltig ſeyn, es waͤren denn die Raths-Perſonen aus allen Mitteln gehoͤret, und von ihnen durch die meiſten Stimmen ein Schluß gefaßt; Was andrer Geſtalt geſchloſ- ſen und gehandelt wird, iſt vor nichtig und un- kraͤfftig zu achten. §. 12. Es muͤſſen auch die Raͤthe in Staͤd- ten die Buͤrger und Einwohner in ihrem Anlie- gen gnuͤglich hoͤren, die Sachen nicht liederlich tractiren und ſo fort zum Recht verweiſen, ſon- dern allen moͤglichen Fleiß anwenden, die Jr- rungen, ſo ſich zwiſchen den Buͤrgern entſpin- nen, Q q 5

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/637>, abgerufen am 22.11.2024.