Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



Umstände zu bestraffen. Diejenigen, die es
anzeigen, sind mit einem Tranck-Gelde, so aus
dem bereitesten Vermögen des Denuncianten
zu nehmen ist, zu belohnen, die es aber verhal-
ten, müssen, wenn es auskömmt, eben so viel
Straffe geben, als der, der mißgehandelt.

§. 6. Wenn an Kirch-Höfen und Kirchen
etwas zu bauen und zu bessern, muß ein ieder
Einwohner und Unterthaner iedes Orts mit al-
lem Fleiß dazu helffen, das Seinige, und was
ihm nach Proportion zuerkannt, darzu gerne
beytragen. Wer sich darinnen nicht gebühr-
lich, gehorsamlich und als ein Christe erzeiget,
den muß man einige Tage ins Gefängniß werf-
fen. Die Kirchen-Vorsteher oder Kirch-Vä-
ter müssen dahin sehen, daß das GOttes-Hauß
und der Kirch-Hof fein sauber, rein und wohl
verwahrt gehalten, die Pfarre, Scheunen und
Aecker in Acht genommen und in guter Besse-
rung erhalten werden.

§. 7. Desgleichen muß ein ieder Unter-
than, wenn die Pfarre und Schul-Gebäude
verfallen und baufällig werden, zu Aufbauung
derselben, wo es Herkommens ist, fleißig
helffen, das Seinige nach aller Gebühr willig
und gerne thun, und sich darzu nicht lange auf-
fordern und treiben lassen, bey Straffe Obrig-
keitlichen Gefängnisses. Wenn nun solche

ver-
S s 3



Umſtaͤnde zu beſtraffen. Diejenigen, die es
anzeigen, ſind mit einem Tranck-Gelde, ſo aus
dem bereiteſten Vermoͤgen des Denuncianten
zu nehmen iſt, zu belohnen, die es aber verhal-
ten, muͤſſen, wenn es auskoͤmmt, eben ſo viel
Straffe geben, als der, der mißgehandelt.

§. 6. Wenn an Kirch-Hoͤfen und Kirchen
etwas zu bauen und zu beſſern, muß ein ieder
Einwohner und Unterthaner iedes Orts mit al-
lem Fleiß dazu helffen, das Seinige, und was
ihm nach Proportion zuerkannt, darzu gerne
beytragen. Wer ſich darinnen nicht gebuͤhr-
lich, gehorſamlich und als ein Chriſte erzeiget,
den muß man einige Tage ins Gefaͤngniß werf-
fen. Die Kirchen-Vorſteher oder Kirch-Vaͤ-
ter muͤſſen dahin ſehen, daß das GOttes-Hauß
und der Kirch-Hof fein ſauber, rein und wohl
verwahrt gehalten, die Pfarre, Scheunen und
Aecker in Acht genommen und in guter Beſſe-
rung erhalten werden.

§. 7. Desgleichen muß ein ieder Unter-
than, wenn die Pfarre und Schul-Gebaͤude
verfallen und baufaͤllig werden, zu Aufbauung
derſelben, wo es Herkommens iſt, fleißig
helffen, das Seinige nach aller Gebuͤhr willig
und gerne thun, und ſich darzu nicht lange auf-
fordern und treiben laſſen, bey Straffe Obrig-
keitlichen Gefaͤngniſſes. Wenn nun ſolche

ver-
S s 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0665" n="645"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> Um&#x017F;ta&#x0364;nde zu be&#x017F;traffen. Diejenigen, die es<lb/>
anzeigen, &#x017F;ind mit einem Tranck-Gelde, &#x017F;o aus<lb/>
dem bereite&#x017F;ten Vermo&#x0364;gen des <hi rendition="#aq">Denunciant</hi>en<lb/>
zu nehmen i&#x017F;t, zu belohnen, die es aber verhal-<lb/>
ten, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wenn es ausko&#x0364;mmt, eben &#x017F;o viel<lb/>
Straffe geben, als der, der mißgehandelt.</p><lb/>
        <p>§. 6. Wenn an Kirch-Ho&#x0364;fen und Kirchen<lb/>
etwas zu bauen und zu be&#x017F;&#x017F;ern, muß ein ieder<lb/>
Einwohner und Unterthaner iedes Orts mit al-<lb/>
lem Fleiß dazu helffen, das Seinige, und was<lb/>
ihm nach <hi rendition="#aq">Proportion</hi> zuerkannt, darzu gerne<lb/>
beytragen. Wer &#x017F;ich darinnen nicht gebu&#x0364;hr-<lb/>
lich, gehor&#x017F;amlich und als ein Chri&#x017F;te erzeiget,<lb/>
den muß man einige Tage ins Gefa&#x0364;ngniß werf-<lb/>
fen. Die Kirchen-Vor&#x017F;teher oder Kirch-Va&#x0364;-<lb/>
ter mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en dahin &#x017F;ehen, daß das GOttes-Hauß<lb/>
und der Kirch-Hof fein &#x017F;auber, rein und wohl<lb/>
verwahrt gehalten, die Pfarre, Scheunen und<lb/>
Aecker in Acht genommen und in guter Be&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
rung erhalten werden.</p><lb/>
        <p>§. 7. Desgleichen muß ein ieder Unter-<lb/>
than, wenn die Pfarre und Schul-Geba&#x0364;ude<lb/>
verfallen und baufa&#x0364;llig werden, zu Aufbauung<lb/>
der&#x017F;elben, wo es Herkommens i&#x017F;t, fleißig<lb/>
helffen, das Seinige nach aller Gebu&#x0364;hr willig<lb/>
und gerne thun, und &#x017F;ich darzu nicht lange auf-<lb/>
fordern und treiben la&#x017F;&#x017F;en, bey Straffe Obrig-<lb/>
keitlichen Gefa&#x0364;ngni&#x017F;&#x017F;es. Wenn nun &#x017F;olche<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S s 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[645/0665] Umſtaͤnde zu beſtraffen. Diejenigen, die es anzeigen, ſind mit einem Tranck-Gelde, ſo aus dem bereiteſten Vermoͤgen des Denuncianten zu nehmen iſt, zu belohnen, die es aber verhal- ten, muͤſſen, wenn es auskoͤmmt, eben ſo viel Straffe geben, als der, der mißgehandelt. §. 6. Wenn an Kirch-Hoͤfen und Kirchen etwas zu bauen und zu beſſern, muß ein ieder Einwohner und Unterthaner iedes Orts mit al- lem Fleiß dazu helffen, das Seinige, und was ihm nach Proportion zuerkannt, darzu gerne beytragen. Wer ſich darinnen nicht gebuͤhr- lich, gehorſamlich und als ein Chriſte erzeiget, den muß man einige Tage ins Gefaͤngniß werf- fen. Die Kirchen-Vorſteher oder Kirch-Vaͤ- ter muͤſſen dahin ſehen, daß das GOttes-Hauß und der Kirch-Hof fein ſauber, rein und wohl verwahrt gehalten, die Pfarre, Scheunen und Aecker in Acht genommen und in guter Beſſe- rung erhalten werden. §. 7. Desgleichen muß ein ieder Unter- than, wenn die Pfarre und Schul-Gebaͤude verfallen und baufaͤllig werden, zu Aufbauung derſelben, wo es Herkommens iſt, fleißig helffen, das Seinige nach aller Gebuͤhr willig und gerne thun, und ſich darzu nicht lange auf- fordern und treiben laſſen, bey Straffe Obrig- keitlichen Gefaͤngniſſes. Wenn nun ſolche ver- S s 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/665
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/665>, abgerufen am 22.11.2024.