Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



Weil solches zur Sicherheit des gantzen Dorffs
und Bequemlichkeit eines ieden Einwohners ge-
reicht, so wird keiner sich hiervon ausschliessen
können noch wollen. Dafern dieses geschicht,
kan nebst Göttlichen Beystande manch Un-
glück praecaviret werden.

§. 35. Es ist von der Obrigkeit Sorge zu
tragen, daß ein iedes Dorff mit Wasser verse-
hen sey, und wo kein Wasser ist, da sind, dafern
die Gelegenheit des Orts nicht inpracticable,
Brunnen zu graben, und dieselben allezeit rein-
lich zu halten, auch wohl zu verwahren, daß
nicht etwan Leute oder Vieh, sonderlich zur
Nacht-Zeit, hinein fallen mögen. Jngleichen
ist dahin zu sehen, daß dieselben alle Jahr geräu-
met werden, und die Eymer und Brunnen-Ha-
cken allezeit da und in guten Stande seyn, da-
mit man sich derselben zur Zeit der Feuers-
Brünste bedienen könne.

§. 36. Es pflegen einige auf den Dörffern
sich des Kessel-Bier-Brauens anzumassen:
Da aber hierdurch die Brau-Nahrung der
Städte geschwächt wird, so ist das Kessel-Bier-
Brauen bey scharffer Straffe von der Obrig-
keit zu verbieten, und denen, die sich hierüber
betreten lassen, müssen die Kessel genommen
werden.

§. 37. Alle Bauers-Leute und Untertha-

nen,
T t 2



Weil ſolches zur Sicherheit des gantzen Dorffs
und Bequemlichkeit eines ieden Einwohners ge-
reicht, ſo wird keiner ſich hiervon ausſchlieſſen
koͤnnen noch wollen. Dafern dieſes geſchicht,
kan nebſt Goͤttlichen Beyſtande manch Un-
gluͤck præcaviret werden.

§. 35. Es iſt von der Obrigkeit Sorge zu
tragen, daß ein iedes Dorff mit Waſſer verſe-
hen ſey, und wo kein Waſſer iſt, da ſind, dafern
die Gelegenheit des Orts nicht inpracticable,
Brunnen zu graben, und dieſelben allezeit rein-
lich zu halten, auch wohl zu verwahren, daß
nicht etwan Leute oder Vieh, ſonderlich zur
Nacht-Zeit, hinein fallen moͤgen. Jngleichen
iſt dahin zu ſehen, daß dieſelben alle Jahr geraͤu-
met werden, und die Eymer und Brunnen-Ha-
cken allezeit da und in guten Stande ſeyn, da-
mit man ſich derſelben zur Zeit der Feuers-
Bruͤnſte bedienen koͤnne.

§. 36. Es pflegen einige auf den Doͤrffern
ſich des Keſſel-Bier-Brauens anzumaſſen:
Da aber hierdurch die Brau-Nahrung der
Staͤdte geſchwaͤcht wird, ſo iſt das Keſſel-Bier-
Brauen bey ſcharffer Straffe von der Obrig-
keit zu verbieten, und denen, die ſich hieruͤber
betreten laſſen, muͤſſen die Keſſel genommen
werden.

§. 37. Alle Bauers-Leute und Untertha-

nen,
T t 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0679" n="659"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> Weil &#x017F;olches zur Sicherheit des gantzen Dorffs<lb/>
und Bequemlichkeit eines ieden Einwohners ge-<lb/>
reicht, &#x017F;o wird keiner &#x017F;ich hiervon aus&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ko&#x0364;nnen noch wollen. Dafern die&#x017F;es ge&#x017F;chicht,<lb/>
kan neb&#x017F;t Go&#x0364;ttlichen Bey&#x017F;tande manch Un-<lb/>
glu&#x0364;ck <hi rendition="#aq">præcavi</hi>ret werden.</p><lb/>
        <p>§. 35. Es i&#x017F;t von der Obrigkeit Sorge zu<lb/>
tragen, daß ein iedes Dorff mit Wa&#x017F;&#x017F;er ver&#x017F;e-<lb/>
hen &#x017F;ey, und wo kein Wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t, da &#x017F;ind, dafern<lb/>
die Gelegenheit des Orts nicht <hi rendition="#aq">inpracticable,</hi><lb/>
Brunnen zu graben, und die&#x017F;elben allezeit rein-<lb/>
lich zu halten, auch wohl zu verwahren, daß<lb/>
nicht etwan Leute oder Vieh, &#x017F;onderlich zur<lb/>
Nacht-Zeit, hinein fallen mo&#x0364;gen. Jngleichen<lb/>
i&#x017F;t dahin zu &#x017F;ehen, daß die&#x017F;elben alle Jahr gera&#x0364;u-<lb/>
met werden, und die Eymer und Brunnen-Ha-<lb/>
cken allezeit da und in guten Stande &#x017F;eyn, da-<lb/>
mit man &#x017F;ich der&#x017F;elben zur Zeit der Feuers-<lb/>
Bru&#x0364;n&#x017F;te bedienen ko&#x0364;nne.</p><lb/>
        <p>§. 36. Es pflegen einige auf den Do&#x0364;rffern<lb/>
&#x017F;ich des Ke&#x017F;&#x017F;el-Bier-Brauens anzuma&#x017F;&#x017F;en:<lb/>
Da aber hierdurch die Brau-Nahrung der<lb/>
Sta&#x0364;dte ge&#x017F;chwa&#x0364;cht wird, &#x017F;o i&#x017F;t das Ke&#x017F;&#x017F;el-Bier-<lb/>
Brauen bey &#x017F;charffer Straffe von der Obrig-<lb/>
keit zu verbieten, und denen, die &#x017F;ich hieru&#x0364;ber<lb/>
betreten la&#x017F;&#x017F;en, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Ke&#x017F;&#x017F;el genommen<lb/>
werden.</p><lb/>
        <p>§. 37. Alle Bauers-Leute und Untertha-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T t 2</fw><fw place="bottom" type="catch">nen,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[659/0679] Weil ſolches zur Sicherheit des gantzen Dorffs und Bequemlichkeit eines ieden Einwohners ge- reicht, ſo wird keiner ſich hiervon ausſchlieſſen koͤnnen noch wollen. Dafern dieſes geſchicht, kan nebſt Goͤttlichen Beyſtande manch Un- gluͤck præcaviret werden. §. 35. Es iſt von der Obrigkeit Sorge zu tragen, daß ein iedes Dorff mit Waſſer verſe- hen ſey, und wo kein Waſſer iſt, da ſind, dafern die Gelegenheit des Orts nicht inpracticable, Brunnen zu graben, und dieſelben allezeit rein- lich zu halten, auch wohl zu verwahren, daß nicht etwan Leute oder Vieh, ſonderlich zur Nacht-Zeit, hinein fallen moͤgen. Jngleichen iſt dahin zu ſehen, daß dieſelben alle Jahr geraͤu- met werden, und die Eymer und Brunnen-Ha- cken allezeit da und in guten Stande ſeyn, da- mit man ſich derſelben zur Zeit der Feuers- Bruͤnſte bedienen koͤnne. §. 36. Es pflegen einige auf den Doͤrffern ſich des Keſſel-Bier-Brauens anzumaſſen: Da aber hierdurch die Brau-Nahrung der Staͤdte geſchwaͤcht wird, ſo iſt das Keſſel-Bier- Brauen bey ſcharffer Straffe von der Obrig- keit zu verbieten, und denen, die ſich hieruͤber betreten laſſen, muͤſſen die Keſſel genommen werden. §. 37. Alle Bauers-Leute und Untertha- nen, T t 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/679
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 659. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/679>, abgerufen am 29.06.2024.