derzeit davor gehalten worden, es sey kein Re- gent und Fürst so hoch begabet, weise und ver- ständig, daß er anderer Leute Rath entbehren könne. Und gleichwie es schändlich stehet, wenn ein Herr ohne Verstand und Klugheit dahin gehet, alles an seine Diener läßt, und den blossen Nahmen und Titel eines Regenten be- hält; Also ist es auch sehr schädlich und ge- winnet schlechten Ausgang, wenn ein Regente ohne Rath verständiger Leute nach eignen Kopffe handelt, oder die Rathschläge zwar hö- ret, aber seine Gedancken allezeit für die besten hält, und sich schämet, einem andern, ob er gleich bessere und vernünfftigere Vorschläge thut, zu folgen.
§. 16. Darum ist es eine grosse Tugend an einem Regenten, wenn er in allen wichtigen Sachen, deren er sich unterfänget, daran seine und der Seinigen Ehre, Nutzen und Wohl- stand, und dann die Wohlfarth des Landes und deßen Zugehörungen, oder auch eines und an- dern Unterthanen Leib, Ehre und Gut gele- gen, reiflichen vernünfftigen Rath von seinen darzu bestellten vornehmsten Dienern, geist- oder weltlichen, oder nach Gelegenheit denen Land-Ständen, und nicht etwan von geringen Hoff-Bedienten oder Ohrenbläsern, in guter Geheim zu rechter Zeit, wenn der Sache noch
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derzeit davor gehalten worden, es ſey kein Re- gent und Fuͤrſt ſo hoch begabet, weiſe und ver- ſtaͤndig, daß er anderer Leute Rath entbehren koͤnne. Und gleichwie es ſchaͤndlich ſtehet, wenn ein Herr ohne Verſtand und Klugheit dahin gehet, alles an ſeine Diener laͤßt, und den bloſſen Nahmen und Titel eines Regenten be- haͤlt; Alſo iſt es auch ſehr ſchaͤdlich und ge- winnet ſchlechten Ausgang, wenn ein Regente ohne Rath verſtaͤndiger Leute nach eignen Kopffe handelt, oder die Rathſchlaͤge zwar hoͤ- ret, aber ſeine Gedancken allezeit fuͤr die beſten haͤlt, und ſich ſchaͤmet, einem andern, ob er gleich beſſere und vernuͤnfftigere Vorſchlaͤge thut, zu folgen.
§. 16. Darum iſt es eine groſſe Tugend an einem Regenten, wenn er in allen wichtigen Sachen, deren er ſich unterfaͤnget, daran ſeine und der Seinigen Ehre, Nutzen und Wohl- ſtand, und dann die Wohlfarth des Landes und deßen Zugehoͤrungen, oder auch eines und an- dern Unterthanen Leib, Ehre und Gut gele- gen, reiflichen vernuͤnfftigen Rath von ſeinen darzu beſtellten vornehmſten Dienern, geiſt- oder weltlichen, oder nach Gelegenheit denen Land-Staͤnden, und nicht etwan von geringen Hoff-Bedienten oder Ohrenblaͤſern, in guter Geheim zu rechter Zeit, wenn der Sache noch
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derzeit davor gehalten worden, es ſey kein Re-
gent und Fuͤrſt ſo hoch begabet, weiſe und ver-
ſtaͤndig, daß er anderer Leute Rath entbehren
koͤnne. Und gleichwie es ſchaͤndlich ſtehet,
wenn ein Herr ohne Verſtand und Klugheit
dahin gehet, alles an ſeine Diener laͤßt, und den
bloſſen Nahmen und Titel eines Regenten be-
haͤlt; Alſo iſt es auch ſehr ſchaͤdlich und ge-
winnet ſchlechten Ausgang, wenn ein Regente
ohne Rath verſtaͤndiger Leute nach eignen
Kopffe handelt, oder die Rathſchlaͤge zwar hoͤ-
ret, aber ſeine Gedancken allezeit fuͤr die beſten
haͤlt, und ſich ſchaͤmet, einem andern, ob er
gleich beſſere und vernuͤnfftigere Vorſchlaͤge
thut, zu folgen.
§. 16. Darum iſt es eine groſſe Tugend
an einem Regenten, wenn er in allen wichtigen
Sachen, deren er ſich unterfaͤnget, daran ſeine
und der Seinigen Ehre, Nutzen und Wohl-
ſtand, und dann die Wohlfarth des Landes und
deßen Zugehoͤrungen, oder auch eines und an-
dern Unterthanen Leib, Ehre und Gut gele-
gen, reiflichen vernuͤnfftigen Rath von ſeinen
darzu beſtellten vornehmſten Dienern, geiſt-
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Hoff-Bedienten oder Ohrenblaͤſern, in guter
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/70>, abgerufen am 21.11.2024.
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