terialien zu Verbesserung der Justitz-Ordnungen eingeschicket werden, so müssen alle diese Sa- chen von dem Landes-Herrn gewissen Personen aufgetragen werden, als nemlich zwey gelehr- ten und berühmten Theoreticis auf Universi- täten, e. g. Professoribus Juris, zwey geschick- ten Advocaten, zweyen, die in Juristen-Facul- täten und Schöppen-Stühlen sitzen, zwey Be- amten, die gewisse Aemter zu dirigiren haben, zwey Adelichen Gerichtshaltern, zwey Adeli- chen Regierungs-Räthen, die in einem Justitz- Collegio sitzen, und zwey Appellations-Rä- then. Diese müssen sich zusammen setzen, und eine Proceß-Ordnung abfassen, auch dem Lan- des-Herrn hernach zur Confirmation und Un- tersuchung einreichen. Es müsten aber zu sol- chen Vorhaben gelehrte, aufrichtige, gewissen- haffte und uninteressirte Leute genommen wer- den, die sich um den Schaden Josephs, wie demselbigen nemlich abzuhelffen wäre, recht- schaffen zu bekümmern pflegten.
§. 3. Ob es nun gleich an Vorschlägen, wie die Processe zu beschleunigen und zu verkür- tzen wären, nicht fehlet, und in den meisten Pro- vintzien verbesserte Proceß-Ordnungen nöthig wären, so ist doch dergleichen nicht zu vermu- then. Die Raison ist klar, weil nemlich gar viele von denjenigen die Advocaten- und Rich-
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terialien zu Veꝛbeſſerung der Juſtitz-Oꝛdnungen eingeſchicket werden, ſo muͤſſen alle dieſe Sa- chen von dem Landes-Herrn gewiſſen Perſonen aufgetragen werden, als nemlich zwey gelehr- ten und beruͤhmten Theoreticis auf Univerſi- taͤten, e. g. Profeſſoribus Juris, zwey geſchick- ten Advocaten, zweyen, die in Juriſten-Facul- taͤten und Schoͤppen-Stuͤhlen ſitzen, zwey Be- amten, die gewiſſe Aemter zu dirigiren haben, zwey Adelichen Gerichtshaltern, zwey Adeli- chen Regierungs-Raͤthen, die in einem Juſtitz- Collegio ſitzen, und zwey Appellations-Raͤ- then. Dieſe muͤſſen ſich zuſammen ſetzen, und eine Proceß-Ordnung abfaſſen, auch dem Lan- des-Herrn hernach zur Confirmation und Un- terſuchung einreichen. Es muͤſten aber zu ſol- chen Vorhaben gelehrte, aufrichtige, gewiſſen- haffte und unintereſſirte Leute genommen wer- den, die ſich um den Schaden Joſephs, wie demſelbigen nemlich abzuhelffen waͤre, recht- ſchaffen zu bekuͤmmern pflegten.
§. 3. Ob es nun gleich an Vorſchlaͤgen, wie die Proceſſe zu beſchleunigen und zu verkuͤr- tzen waͤren, nicht fehlet, und in den meiſten Pro- vintzien verbeſſerte Proceß-Ordnungen noͤthig waͤren, ſo iſt doch dergleichen nicht zu vermu- then. Die Raiſon iſt klar, weil nemlich gar viele von denjenigen die Advocaten- und Rich-
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terialien zu Veꝛbeſſerung der Juſtitz-Oꝛdnungen
eingeſchicket werden, ſo muͤſſen alle dieſe Sa-
chen von dem Landes-Herrn gewiſſen Perſonen
aufgetragen werden, als nemlich zwey gelehr-
ten und beruͤhmten Theoreticis auf Univerſi-
taͤten, e. g. Profeſſoribus Juris, zwey geſchick-
ten Advocaten, zweyen, die in Juriſten-Facul-
taͤten und Schoͤppen-Stuͤhlen ſitzen, zwey Be-
amten, die gewiſſe Aemter zu dirigiren haben,
zwey Adelichen Gerichtshaltern, zwey Adeli-
chen Regierungs-Raͤthen, die in einem Juſtitz-
Collegio ſitzen, und zwey Appellations-Raͤ-
then. Dieſe muͤſſen ſich zuſammen ſetzen, und
eine Proceß-Ordnung abfaſſen, auch dem Lan-
des-Herrn hernach zur Confirmation und Un-
terſuchung einreichen. Es muͤſten aber zu ſol-
chen Vorhaben gelehrte, aufrichtige, gewiſſen-
haffte und unintereſſirte Leute genommen wer-
den, die ſich um den Schaden Joſephs, wie
demſelbigen nemlich abzuhelffen waͤre, recht-
ſchaffen zu bekuͤmmern pflegten.
§. 3. Ob es nun gleich an Vorſchlaͤgen,
wie die Proceſſe zu beſchleunigen und zu verkuͤr-
tzen waͤren, nicht fehlet, und in den meiſten Pro-
vintzien verbeſſerte Proceß-Ordnungen noͤthig
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 707. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/727>, abgerufen am 22.11.2024.
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