Fleiß sich in die Gespräche ihrer Officianten und Beamten, die sie von Person nicht sonder- lich kennen, eingelassen, damit sie die intriguen, wie sie von einem und andern bißher hintergan- gen worden, entdecken möchten. Solches hat gethan Henricus III. König in Castilien, der auf solche Art, als er zu Abend bey Toleto einen Königlichen Intendanten gespeiset, alle die Betrügereyen, auf was vor Art der Köni- gliche Zoll-Einnehmer die Zölle betrogen, ent- decket hat. Die andere Classe begreifft die- jenigen Regenten, die sich in den Bier-Schen- cken oder auch in den Häusern der Privat-Per- sonen mit Bauern, Bürgern und gemeinen Leu- ten in einen discours eingelassen, damit sie ihre raisonnemens vernehmen möchten, was sie so wohl von denen Unter-als hohen Landes-Obrig- keiten urtheilen, dergleichen nach Anführung des Aureliani Marcellini Rer. Gest. L. XIV. Cod. I. p. 5. Käyser Gallus soll gethan haben.
§. 21. Jn der dritten Classe stellen sich, die durch Offerirung einer gewissen Summa Gel- des die Treue der Jhrigen probirt haben. Leo V. Constantinopolitanischer Käyser, der im neunten Seculo regieret hat, ist in der Nacht wieder das von ihm gethane Verboth auf den Gaßen herum gegangen. Da er zur ersten Schildwache kömmt, sagte er wieder sie, er
such-
Fleiß ſich in die Geſpraͤche ihrer Officianten und Beamten, die ſie von Perſon nicht ſonder- lich kennen, eingelaſſen, damit ſie die intriguen, wie ſie von einem und andern bißher hintergan- gen worden, entdecken moͤchten. Solches hat gethan Henricus III. Koͤnig in Caſtilien, der auf ſolche Art, als er zu Abend bey Toleto einen Koͤniglichen Intendanten geſpeiſet, alle die Betruͤgereyen, auf was vor Art der Koͤni- gliche Zoll-Einnehmer die Zoͤlle betrogen, ent- decket hat. Die andere Claſſe begreifft die- jenigen Regenten, die ſich in den Bier-Schen- cken oder auch in den Haͤuſern der Privat-Per- ſonen mit Bauern, Buͤrgern und gemeinen Leu- ten in einen diſcours eingelaſſen, damit ſie ihre raiſonnemens vernehmen moͤchten, was ſie ſo wohl von denen Unter-als hohen Landes-Obrig- keiten urtheilen, dergleichen nach Anfuͤhrung des Aureliani Marcellini Rer. Geſt. L. XIV. Cod. I. p. 5. Kaͤyſer Gallus ſoll gethan haben.
§. 21. Jn der dritten Claſſe ſtellen ſich, die durch Offerirung einer gewiſſen Summa Gel- des die Treue der Jhrigen probirt haben. Leo V. Conſtantinopolitaniſcher Kaͤyſer, der im neunten Seculo regieret hat, iſt in der Nacht wieder das von ihm gethane Verboth auf den Gaßen herum gegangen. Da er zur erſten Schildwache koͤmmt, ſagte er wieder ſie, er
ſuch-
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Fleiß ſich in die Geſpraͤche ihrer Officianten
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wie ſie von einem und andern bißher hintergan-
gen worden, entdecken moͤchten. Solches
hat gethan Henricus III. Koͤnig in Caſtilien,
der auf ſolche Art, als er zu Abend bey Toleto
einen Koͤniglichen Intendanten geſpeiſet, alle
die Betruͤgereyen, auf was vor Art der Koͤni-
gliche Zoll-Einnehmer die Zoͤlle betrogen, ent-
decket hat. Die andere Claſſe begreifft die-
jenigen Regenten, die ſich in den Bier-Schen-
cken oder auch in den Haͤuſern der Privat-Per-
ſonen mit Bauern, Buͤrgern und gemeinen Leu-
ten in einen diſcours eingelaſſen, damit ſie ihre
raiſonnemens vernehmen moͤchten, was ſie ſo
wohl von denen Unter-als hohen Landes-Obrig-
keiten urtheilen, dergleichen nach Anfuͤhrung
des Aureliani Marcellini Rer. Geſt. L. XIV.
Cod. I. p. 5. Kaͤyſer Gallus ſoll gethan haben.
§. 21. Jn der dritten Claſſe ſtellen ſich, die
durch Offerirung einer gewiſſen Summa Gel-
des die Treue der Jhrigen probirt haben.
Leo V. Conſtantinopolitaniſcher Kaͤyſer, der
im neunten Seculo regieret hat, iſt in der Nacht
wieder das von ihm gethane Verboth auf den
Gaßen herum gegangen. Da er zur erſten
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/76>, abgerufen am 21.11.2024.
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