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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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welche mir zu groß und unbillig dauchten, ver-
heyrathete Waysen und arme Jungfrauen,
halff denen Wittwen und bedrängten Leuten:
Jch ließ mir angelegen seyn, daß, wo ich mich
mit meinem Hoff-Lager auff hielte oder damit
durchzoge, durch meine Leute keinem Menschen
einiger Verdruß und Schade wiederführe.
Wenn Fürsten und Herren sich iezuweilen die
Mühe geben solten, dergleichen nützliche Reisen
anzustellen, und auf solchen dahin zu trachten, wie
ihren ruinirten Städten durch Wiederherstel-
lung der verfallenen Nahrung, und andere gute
Veranstaltungen aufzuhelffen, und das wegen
Mangel hinlänglicher Cultivirung öffters öde
liegende und unnutzbare Terrain zu bessern An-
bau zu bringen, so würde sich mancher da-
durch weit mächtiger als so machen.

§. 27. Nachdem auch manches Land und
Fürstenthum in Teuschland an etzlichen Orten
die Landes-Fürstl. und Obrigkeitl. Hoheit nicht
allein, sondern mit andern Fürsten und Stän-
den gemein hat, so ist solche auf diese Weise
in Acht zunehmen (1.) daß im Fall gewisse
Verträge etwa bey denen Erbtheilungen oder
sonst hierüber aufgerichtet sind, über denselben
fleißiglich gehalten werde, und man zusehe,
daß nach ihrem rechten Verstande und Jnn-
halt von und mit den andern Fürstl. Theilha-

bern



welche mir zu groß und unbillig dauchten, ver-
heyrathete Wayſen und arme Jungfrauen,
halff denen Wittwen und bedraͤngten Leuten:
Jch ließ mir angelegen ſeyn, daß, wo ich mich
mit meinem Hoff-Lager auff hielte oder damit
durchzoge, durch meine Leute keinem Menſchen
einiger Verdruß und Schade wiederfuͤhre.
Wenn Fuͤrſten und Herren ſich iezuweilen die
Muͤhe geben ſolten, dergleichen nuͤtzliche Reiſen
anzuſtellen, uñ auf ſolchen dahin zu trachten, wie
ihren ruinirten Staͤdten durch Wiederherſtel-
lung der verfallenen Nahrung, und andere gute
Veranſtaltungen aufzuhelffen, und das wegen
Mangel hinlaͤnglicher Cultivirung oͤffters oͤde
liegende und unnutzbare Terrain zu beſſern An-
bau zu bringen, ſo wuͤrde ſich mancher da-
durch weit maͤchtiger als ſo machen.

§. 27. Nachdem auch manches Land und
Fuͤrſtenthum in Teuſchland an etzlichen Orten
die Landes-Fuͤrſtl. und Obrigkeitl. Hoheit nicht
allein, ſondern mit andern Fuͤrſten und Staͤn-
den gemein hat, ſo iſt ſolche auf dieſe Weiſe
in Acht zunehmen (1.) daß im Fall gewiſſe
Vertraͤge etwa bey denen Erbtheilungen oder
ſonſt hieruͤber aufgerichtet ſind, uͤber denſelben
fleißiglich gehalten werde, und man zuſehe,
daß nach ihrem rechten Verſtande und Jnn-
halt von und mit den andern Fuͤrſtl. Theilha-

bern
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[62/0082] welche mir zu groß und unbillig dauchten, ver- heyrathete Wayſen und arme Jungfrauen, halff denen Wittwen und bedraͤngten Leuten: Jch ließ mir angelegen ſeyn, daß, wo ich mich mit meinem Hoff-Lager auff hielte oder damit durchzoge, durch meine Leute keinem Menſchen einiger Verdruß und Schade wiederfuͤhre. Wenn Fuͤrſten und Herren ſich iezuweilen die Muͤhe geben ſolten, dergleichen nuͤtzliche Reiſen anzuſtellen, uñ auf ſolchen dahin zu trachten, wie ihren ruinirten Staͤdten durch Wiederherſtel- lung der verfallenen Nahrung, und andere gute Veranſtaltungen aufzuhelffen, und das wegen Mangel hinlaͤnglicher Cultivirung oͤffters oͤde liegende und unnutzbare Terrain zu beſſern An- bau zu bringen, ſo wuͤrde ſich mancher da- durch weit maͤchtiger als ſo machen. §. 27. Nachdem auch manches Land und Fuͤrſtenthum in Teuſchland an etzlichen Orten die Landes-Fuͤrſtl. und Obrigkeitl. Hoheit nicht allein, ſondern mit andern Fuͤrſten und Staͤn- den gemein hat, ſo iſt ſolche auf dieſe Weiſe in Acht zunehmen (1.) daß im Fall gewiſſe Vertraͤge etwa bey denen Erbtheilungen oder ſonſt hieruͤber aufgerichtet ſind, uͤber denſelben fleißiglich gehalten werde, und man zuſehe, daß nach ihrem rechten Verſtande und Jnn- halt von und mit den andern Fuͤrſtl. Theilha- bern

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/82>, abgerufen am 18.05.2024.