amten Capacite die Aemter verpachten. Man hält zwar insgemein solche Verpachtung vor einen modum, die Cammer-Intraden zu ver- mehren, welches auf gewisse Maasse passiren kan, und als etwas billiges Grund hat, wenn nemlich die Verpachtung so eingerichtet, daß ein Beamter auch sein Stück Brod darbey hat, er auch vor seine Person nicht interessiret, und nicht um des Interesse, sondern um des von GOtt gesetzten Endzweckes Willen den Pacht übernommen. Gleichwie aber dieses etwas rares, und sonderlich bey ietzigen Zeiten, da die gantze Welt fast an der Geld-Kranckheit labo- rirt, man dessen von den wenigsten versichert, und die Verpachtung zu der Unterthanen Ruin Anlaß geben kan, gleichwohl aber der Schatz einer Herrschafftlichen Cammer auf der Un- terthanen Wohlbefinden und Vermögen sich gründet, so stehet dahin, ob dieser fundus der Cammer, in Ermangelung angeführter Um- stände und Versicherung, offt nicht eher schäd- lich als nützlich sey. Ja da offt bey Gebung eines widrigen ob schon rechtmäßigen Beschei- des, oder aber rechtmäßiger Forderung der ver- ursachten Unkosten böse Leute Gelegenheit neh- men, auf das schimpfflichste von denen Amt- Leuten zu reden, und die heilsame Justitz, unter dem nichtigen Vorwand, der Richter habe
dieses
amten Capacite die Aemter verpachten. Man haͤlt zwar insgemein ſolche Verpachtung vor einen modum, die Cammer-Intraden zu ver- mehren, welches auf gewiſſe Maaſſe paſſiren kan, und als etwas billiges Grund hat, wenn nemlich die Verpachtung ſo eingerichtet, daß ein Beamter auch ſein Stuͤck Brod darbey hat, er auch vor ſeine Perſon nicht intereſſiret, und nicht um des Intereſſe, ſondern um des von GOtt geſetzten Endzweckes Willen den Pacht uͤbernommen. Gleichwie aber dieſes etwas rares, und ſonderlich bey ietzigen Zeiten, da die gantze Welt faſt an der Geld-Kranckheit labo- rirt, man deſſen von den wenigſten verſichert, und die Verpachtung zu der Unterthanen Ruin Anlaß geben kan, gleichwohl aber der Schatz einer Herrſchafftlichen Cammer auf der Un- terthanen Wohlbefinden und Vermoͤgen ſich gruͤndet, ſo ſtehet dahin, ob dieſer fundus der Cammer, in Ermangelung angefuͤhrter Um- ſtaͤnde und Verſicherung, offt nicht eher ſchaͤd- lich als nuͤtzlich ſey. Ja da offt bey Gebung eines widrigen ob ſchon rechtmaͤßigen Beſchei- des, oder aber rechtmaͤßiger Forderung der ver- urſachten Unkoſten boͤſe Leute Gelegenheit neh- men, auf das ſchimpfflichſte von denen Amt- Leuten zu reden, und die heilſame Juſtitz, unter dem nichtigen Vorwand, der Richter habe
dieſes
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amten Capacite die Aemter verpachten. Man
haͤlt zwar insgemein ſolche Verpachtung vor
einen modum, die Cammer-Intraden zu ver-
mehren, welches auf gewiſſe Maaſſe paſſiren
kan, und als etwas billiges Grund hat, wenn
nemlich die Verpachtung ſo eingerichtet, daß
ein Beamter auch ſein Stuͤck Brod darbey hat,
er auch vor ſeine Perſon nicht intereſſiret, und
nicht um des Intereſſe, ſondern um des von
GOtt geſetzten Endzweckes Willen den Pacht
uͤbernommen. Gleichwie aber dieſes etwas
rares, und ſonderlich bey ietzigen Zeiten, da die
gantze Welt faſt an der Geld-Kranckheit labo-
rirt, man deſſen von den wenigſten verſichert,
und die Verpachtung zu der Unterthanen Ruin
Anlaß geben kan, gleichwohl aber der Schatz
einer Herrſchafftlichen Cammer auf der Un-
terthanen Wohlbefinden und Vermoͤgen ſich
gruͤndet, ſo ſtehet dahin, ob dieſer fundus der
Cammer, in Ermangelung angefuͤhrter Um-
ſtaͤnde und Verſicherung, offt nicht eher ſchaͤd-
lich als nuͤtzlich ſey. Ja da offt bey Gebung
eines widrigen ob ſchon rechtmaͤßigen Beſchei-
des, oder aber rechtmaͤßiger Forderung der ver-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 829. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/849>, abgerufen am 22.11.2024.
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