Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



dieses oder jenes gethan, weil er das Amt ge-
pachtet, sich gleichsam muß prostituiren lassen,
so siehet man hieraus, daß die Aemter entweder
gar nicht zu verpachten, oder man doch wenig-
stens bey der Verpachtung auf solche Mittel
bedacht seyn muß, wodurch alle diese angeführ-
ten Einwürffe und andere nachtheilige Besorg-
nisse abgethan, und ihnen gleichsam der Paß
verhauen werde.

§. 49. Regenten haben sich bey Anneh-
mung eines Beamten auch zu erkundigen, ob er
ordentlich, und in Ausführung dessen, was er
mit Bedacht resolviret, beständig und accurat.
Offt ist einer redlich fürchtet auch wohl GOtt,
und ist darbey gelehrt, hat aber den Fehler, daß
er sich entweder zu nichts resolviren kan, oder
sich gleichsam zu allen resolvirt, aber nicht exe-
qui
rt. Jn beyden wird pecciret, und da dar-
aus bey Aemtern, da eine gute Resolution, und
deren Ausführung öffters die Seele der fun-
ction
seyn muß, die gröste Unordnung, mithin
Ungerechtigkeit entstehet, so haben sich Regen-
ten wohl zu prospiciren, daß sie nicht solchen
irresoluten, unbeständigen und unordentlichen
die Justitz anvertrauen.

§. 50. Man lasse einen Amtmann bey sei-
nem Amt, und beschwere ihn nicht, ohne die ge-
ringste Raison, mit andern Bedienungen, Mas-

sen



dieſes oder jenes gethan, weil er das Amt ge-
pachtet, ſich gleichſam muß proſtituiren laſſen,
ſo ſiehet man hieraus, daß die Aemter entweder
gar nicht zu verpachten, oder man doch wenig-
ſtens bey der Verpachtung auf ſolche Mittel
bedacht ſeyn muß, wodurch alle dieſe angefuͤhr-
ten Einwuͤrffe und andere nachtheilige Beſorg-
niſſe abgethan, und ihnen gleichſam der Paß
verhauen werde.

§. 49. Regenten haben ſich bey Anneh-
mung eines Beamten auch zu erkundigen, ob er
ordentlich, und in Ausfuͤhrung deſſen, was er
mit Bedacht reſolviret, beſtaͤndig und accurat.
Offt iſt einer redlich fuͤrchtet auch wohl GOtt,
und iſt darbey gelehrt, hat aber den Fehler, daß
er ſich entweder zu nichts reſolviren kan, oder
ſich gleichſam zu allen reſolvirt, aber nicht exe-
qui
rt. Jn beyden wird pecciret, und da dar-
aus bey Aemtern, da eine gute Reſolution, und
deren Ausfuͤhrung oͤffters die Seele der fun-
ction
ſeyn muß, die groͤſte Unordnung, mithin
Ungerechtigkeit entſtehet, ſo haben ſich Regen-
ten wohl zu proſpiciren, daß ſie nicht ſolchen
irreſoluten, unbeſtaͤndigen und unordentlichen
die Juſtitz anvertrauen.

§. 50. Man laſſe einen Amtmann bey ſei-
nem Amt, und beſchwere ihn nicht, ohne die ge-
ringſte Raiſon, mit andern Bedienungen, Maſ-

ſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0850" n="830"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> die&#x017F;es oder jenes gethan, weil er das Amt ge-<lb/>
pachtet, &#x017F;ich gleich&#x017F;am muß <hi rendition="#aq">pro&#x017F;titui</hi>ren la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;iehet man hieraus, daß die Aemter entweder<lb/>
gar nicht zu verpachten, oder man doch wenig-<lb/>
&#x017F;tens bey der Verpachtung auf &#x017F;olche Mittel<lb/>
bedacht &#x017F;eyn muß, wodurch alle die&#x017F;e angefu&#x0364;hr-<lb/>
ten Einwu&#x0364;rffe und andere nachtheilige Be&#x017F;org-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e abgethan, und ihnen gleich&#x017F;am der Paß<lb/>
verhauen werde.</p><lb/>
        <p>§. 49. Regenten haben &#x017F;ich bey Anneh-<lb/>
mung eines Beamten auch zu erkundigen, ob er<lb/>
ordentlich, und in Ausfu&#x0364;hrung de&#x017F;&#x017F;en, was er<lb/>
mit Bedacht <hi rendition="#aq">re&#x017F;olvi</hi>ret, be&#x017F;ta&#x0364;ndig und <hi rendition="#aq">accurat.</hi><lb/>
Offt i&#x017F;t einer redlich fu&#x0364;rchtet auch wohl GOtt,<lb/>
und i&#x017F;t darbey gelehrt, hat aber den Fehler, daß<lb/>
er &#x017F;ich entweder zu nichts <hi rendition="#aq">re&#x017F;olvi</hi>ren kan, oder<lb/>
&#x017F;ich gleich&#x017F;am zu allen <hi rendition="#aq">re&#x017F;olvi</hi>rt, aber nicht <hi rendition="#aq">exe-<lb/>
qui</hi>rt. Jn beyden wird <hi rendition="#aq">pecci</hi>ret, und da dar-<lb/>
aus bey Aemtern, da eine gute <hi rendition="#aq">Re&#x017F;olution,</hi> und<lb/>
deren Ausfu&#x0364;hrung o&#x0364;ffters die Seele der <hi rendition="#aq">fun-<lb/>
ction</hi> &#x017F;eyn muß, die gro&#x0364;&#x017F;te Unordnung, mithin<lb/>
Ungerechtigkeit ent&#x017F;tehet, &#x017F;o haben &#x017F;ich Regen-<lb/>
ten wohl zu <hi rendition="#aq">pro&#x017F;pici</hi>ren, daß &#x017F;ie nicht &#x017F;olchen<lb/><hi rendition="#aq">irre&#x017F;olut</hi>en, unbe&#x017F;ta&#x0364;ndigen und unordentlichen<lb/>
die Ju&#x017F;titz anvertrauen.</p><lb/>
        <p>§. 50. Man la&#x017F;&#x017F;e einen Amtmann bey &#x017F;ei-<lb/>
nem Amt, und be&#x017F;chwere ihn nicht, ohne die ge-<lb/>
ring&#x017F;te <hi rendition="#aq">Rai&#x017F;on,</hi> mit andern Bedienungen, Ma&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[830/0850] dieſes oder jenes gethan, weil er das Amt ge- pachtet, ſich gleichſam muß proſtituiren laſſen, ſo ſiehet man hieraus, daß die Aemter entweder gar nicht zu verpachten, oder man doch wenig- ſtens bey der Verpachtung auf ſolche Mittel bedacht ſeyn muß, wodurch alle dieſe angefuͤhr- ten Einwuͤrffe und andere nachtheilige Beſorg- niſſe abgethan, und ihnen gleichſam der Paß verhauen werde. §. 49. Regenten haben ſich bey Anneh- mung eines Beamten auch zu erkundigen, ob er ordentlich, und in Ausfuͤhrung deſſen, was er mit Bedacht reſolviret, beſtaͤndig und accurat. Offt iſt einer redlich fuͤrchtet auch wohl GOtt, und iſt darbey gelehrt, hat aber den Fehler, daß er ſich entweder zu nichts reſolviren kan, oder ſich gleichſam zu allen reſolvirt, aber nicht exe- quirt. Jn beyden wird pecciret, und da dar- aus bey Aemtern, da eine gute Reſolution, und deren Ausfuͤhrung oͤffters die Seele der fun- ction ſeyn muß, die groͤſte Unordnung, mithin Ungerechtigkeit entſtehet, ſo haben ſich Regen- ten wohl zu proſpiciren, daß ſie nicht ſolchen irreſoluten, unbeſtaͤndigen und unordentlichen die Juſtitz anvertrauen. §. 50. Man laſſe einen Amtmann bey ſei- nem Amt, und beſchwere ihn nicht, ohne die ge- ringſte Raiſon, mit andern Bedienungen, Maſ- ſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/850
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 830. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/850>, abgerufen am 22.11.2024.