Oeconomie in die allernetteste und schönste Harmonie mit weit mehrern und grössern Vortheil, auch einer leichtern Manier setzen und erhalten können, als wenn er in hoher Per- son, bey allen Collegiis, Tag und Nacht, mit Hindansetzung seiner eigenen Gesundheit praesi- dirte. Zumahl die gantze Landes-Admini- stration sich ohnedieß auf ein mehrers nicht, als derer Regenten Interesse und ihrer Reiche und Länder Wohlseyn resolviret, und dieses ein ie- der, er mag viel, wenig oder gar keine Studia haben, aus dem blossen Triebe der Natur er- kennen, und hiernach alle Relationes selbst exa- miniren, auch hierbey durch Beystand des Al- lerhöchsten der schweren Regierungs-Last mit viel geringer Incommodität weit glücklicher vorstehen kan, als wenn er bey der bißherigen Art alles noch so genau observiren wolte. Sie- he des Herrn Cammer-Rath Leibs vierdte Probe, wie ein Regente Land und Leute verbes- sern soll. p. 57.
§. 59. Es ist einem grossen Herrn und Po- tentaten gar nützlich, wenn er das Rent-Cam- mer-Collegium mit solchen Leuten besetzt, die nicht allein die Rechnungs-Sachen, die Land- und Feld-Oeconomie, sondern auch die Physic und Mathematic, in so weit sie in Praxi einen Nutzen haben, zugleich mit verstehen, weil diese
geschick-
Oeconomie in die allernetteſte und ſchoͤnſte Harmonie mit weit mehrern und groͤſſern Vortheil, auch einer leichtern Manier ſetzen und erhalten koͤnnen, als wenn er in hoher Per- ſon, bey allen Collegiis, Tag und Nacht, mit Hindanſetzung ſeiner eigenen Geſundheit præſi- dirte. Zumahl die gantze Landes-Admini- ſtration ſich ohnedieß auf ein mehrers nicht, als derer Regenten Intereſſe und ihrer Reiche und Laͤnder Wohlſeyn reſolviret, und dieſes ein ie- der, er mag viel, wenig oder gar keine Studia haben, aus dem bloſſen Triebe der Natur er- kennen, und hiernach alle Relationes ſelbſt exa- miniren, auch hierbey durch Beyſtand des Al- lerhoͤchſten der ſchweren Regierungs-Laſt mit viel geringer Incommoditaͤt weit gluͤcklicher vorſtehen kan, als wenn er bey der bißherigen Art alles noch ſo genau obſerviren wolte. Sie- he des Herrn Cammer-Rath Leibs vierdte Probe, wie ein Regente Land und Leute verbeſ- ſern ſoll. p. 57.
§. 59. Es iſt einem groſſen Herrn und Po- tentaten gar nuͤtzlich, wenn er das Rent-Cam- mer-Collegium mit ſolchen Leuten beſetzt, die nicht allein die Rechnungs-Sachen, die Land- und Feld-Oeconomie, ſondern auch die Phyſic und Mathematic, in ſo weit ſie in Praxi einen Nutzen haben, zugleich mit verſtehen, weil dieſe
geſchick-
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Oeconomie in die allernetteſte und ſchoͤnſte
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Vortheil, auch einer leichtern Manier ſetzen
und erhalten koͤnnen, als wenn er in hoher Per-
ſon, bey allen Collegiis, Tag und Nacht, mit
Hindanſetzung ſeiner eigenen Geſundheit præſi-
dirte. Zumahl die gantze Landes-Admini-
ſtration ſich ohnedieß auf ein mehrers nicht, als
derer Regenten Intereſſe und ihrer Reiche und
Laͤnder Wohlſeyn reſolviret, und dieſes ein ie-
der, er mag viel, wenig oder gar keine Studia
haben, aus dem bloſſen Triebe der Natur er-
kennen, und hiernach alle Relationes ſelbſt exa-
miniren, auch hierbey durch Beyſtand des Al-
lerhoͤchſten der ſchweren Regierungs-Laſt mit
viel geringer Incommoditaͤt weit gluͤcklicher
vorſtehen kan, als wenn er bey der bißherigen
Art alles noch ſo genau obſerviren wolte. Sie-
he des Herrn Cammer-Rath Leibs vierdte
Probe, wie ein Regente Land und Leute verbeſ-
ſern ſoll. p. 57.
§. 59. Es iſt einem groſſen Herrn und Po-
tentaten gar nuͤtzlich, wenn er das Rent-Cam-
mer-Collegium mit ſolchen Leuten beſetzt, die
nicht allein die Rechnungs-Sachen, die Land-
und Feld-Oeconomie, ſondern auch die Phyſic
und Mathematic, in ſo weit ſie in Praxi einen
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 836. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/856>, abgerufen am 22.11.2024.
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