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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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wieder einen Unterscheid machen, ob er mit ei-
nem andern Fürsten oder mit einer privat-Per-
son contrahiret habe. Jn jenem Fall, wenn er
auff die restitution dringt, der andere aber bey
dem Contract verbleiben will, wird der Rich-
ter ermangeln, und es scheinet nicht, daß man
demjenigen die restitution zu gestehen solle, der
ein lebendiges Gesetze selbst gewesen, aber in
diesem Fall möchte es eher angehen, denn es
wäre doch unbillig, wenn man einem Fürsten
dasjenige versagen wolte, was den privat-Leu-
ten in Ansehung ihres zarten Alters, wenn sie
laediret worden, concediret wird.

§. 12. Ferner fragt sichs: Ob bey denen
Printzen das Senatus consultum Macedonia-
num
Statt habe? Nun scheinets zwar, daß man
solches verneinen solte, indem die Gesetze die
Fürstl. Personen nichts angehen, und dieses
eine Wohlthat ist, die vor die privat-Perso-
nen eingeführet ist, und die privat Rechte auff
die Fürstl. Negotien sich nicht appliciren lassen.
Jedennoch ist es sicherer, daß man dieses bene-
ficium
auch bey denen Printzen zuläst, indem
nirgends verbothen, daß die Printzen hiervon
ausgeschlossen seyn sollen. Und ob schon die
Fürsten von den Gesetzen exemt, so sind sie
doch derer denen Unterthanen concedirten
Privilegien nicht zu berauben, und ist vielmehr

zu



wieder einen Unterſcheid machen, ob er mit ei-
nem andern Fuͤrſten oder mit einer privat-Per-
ſon contrahiret habe. Jn jenem Fall, wenn er
auff die reſtitution dringt, der andere aber bey
dem Contract verbleiben will, wird der Rich-
ter ermangeln, und es ſcheinet nicht, daß man
demjenigen die reſtitution zu geſtehen ſolle, der
ein lebendiges Geſetze ſelbſt geweſen, aber in
dieſem Fall moͤchte es eher angehen, denn es
waͤre doch unbillig, wenn man einem Fuͤrſten
dasjenige verſagen wolte, was den privat-Leu-
ten in Anſehung ihres zarten Alters, wenn ſie
lædiret worden, concediret wird.

§. 12. Ferner fragt ſichs: Ob bey denen
Printzen das Senatus conſultum Macedonia-
num
Statt habe? Nun ſcheinets zwar, daß man
ſolches verneinen ſolte, indem die Geſetze die
Fuͤrſtl. Perſonen nichts angehen, und dieſes
eine Wohlthat iſt, die vor die privat-Perſo-
nen eingefuͤhret iſt, und die privat Rechte auff
die Fuͤrſtl. Negotien ſich nicht appliciren laſſen.
Jedennoch iſt es ſicherer, daß man dieſes bene-
ficium
auch bey denen Printzen zulaͤſt, indem
nirgends verbothen, daß die Printzen hiervon
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[78/0098] wieder einen Unterſcheid machen, ob er mit ei- nem andern Fuͤrſten oder mit einer privat-Per- ſon contrahiret habe. Jn jenem Fall, wenn er auff die reſtitution dringt, der andere aber bey dem Contract verbleiben will, wird der Rich- ter ermangeln, und es ſcheinet nicht, daß man demjenigen die reſtitution zu geſtehen ſolle, der ein lebendiges Geſetze ſelbſt geweſen, aber in dieſem Fall moͤchte es eher angehen, denn es waͤre doch unbillig, wenn man einem Fuͤrſten dasjenige verſagen wolte, was den privat-Leu- ten in Anſehung ihres zarten Alters, wenn ſie lædiret worden, concediret wird. §. 12. Ferner fragt ſichs: Ob bey denen Printzen das Senatus conſultum Macedonia- num Statt habe? Nun ſcheinets zwar, daß man ſolches verneinen ſolte, indem die Geſetze die Fuͤrſtl. Perſonen nichts angehen, und dieſes eine Wohlthat iſt, die vor die privat-Perſo- nen eingefuͤhret iſt, und die privat Rechte auff die Fuͤrſtl. Negotien ſich nicht appliciren laſſen. Jedennoch iſt es ſicherer, daß man dieſes bene- ficium auch bey denen Printzen zulaͤſt, indem nirgends verbothen, daß die Printzen hiervon ausgeſchloſſen ſeyn ſollen. Und ob ſchon die Fuͤrſten von den Geſetzen exemt, ſo ſind ſie doch derer denen Unterthanen concedirten Privilegien nicht zu berauben, und iſt vielmehr zu

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/98>, abgerufen am 18.05.2024.