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Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603.

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Basiliscum ambulabis. Gott werde nicht allen seinen Her-
ligen durch die Engel tragen lassen/ sondern wann sie gleich zu
suß gehen/ werden sie vber Ottern vnd Basilischen vnuerletzt
frey Passieren. Es ist aber diß gantz vnd gar von vnmügli-
chen dingen/ gleich spotweis zusamen gesatzt.

Denn erstlich lesset man einen Hauß Hahnen selten neun
jahr alt werden. Man versetzet jhn gemeinlich mit einem
newen/ der besser zur Haußhaltung dienet/ vnd lesset den alten
sieden oder braten. Darnach legen die Hüner Eyer/ nicht
die Hahnen. Vnd wann er das legen solte/ were es bequemer
in der jugend/ denn im alter. Es ist aber zu der zeit die Fabel
von diesem Basilischen wahr/ wenn nun der Hahn ein Ey
legt. Es findet sich bißweilen/ wann ein Hahn geschlachtet
wird/ oder kranckheit halben stirbt/ ein gewechs in seinem
leibe/ mit einer weissen Haut ohne schalen vberzogen/ inwen-
dig mit gelieder durchwachsen/ wiee in vberbein. Aber das er
nicht gebieret/ darin auch nichts formlichs oder lebendiges ist
oder wird.

Zum dritten/ ist kein Exempel in der gantzen Welt/ das
aus dem allerbesten vnd gesundesten Viehe/ natürlicher weise
das aller gifftigste solt geboren werden. Wie auch der HErr
Christus sagt: Es kan kein guter Baum böse Früchte tra-
gen.

Zum vierten/ ist die gantze Welt voll Hahnen/ vnd ist
in keiner glaubwirdigen Historia zu finden/ das jemals ein
solcher Basilisch gefunden were. Das aber im Gebirge vnter
der Erden bißweilen ein Gifftiger Dampff oder Schwad entste-
het/ vnd die Alchymisten von einem Basilischtn zu machen
schreiben/ stehet auff jhre deuteleye.

Es könte aber sein/ das ehemals ein verirter Schiffman/ ei-
nen Calecutischen Hahnen in Africa oder India gesehen het-
te/ der sich auffgeblasen/ vnd die rote Nase grewlich nie-
dergehenckt/ vnd hernach wie ein Hahn auffgeschrien hette.

Dafür

Baſiliſcum ambulabis. Gott werde nicht allen ſeinen Her-
ligen durch die Engel tragen laſſen/ ſondern wann ſie gleich zu
ſuß gehen/ werden ſie vber Ottern vnd Baſiliſchen vnuerletzt
frey Paſsieren. Es iſt aber diß gantz vnd gar von vnmuͤgli-
chen dingen/ gleich ſpotweis zuſamen geſatzt.

Denn erſtlich leſſet man einen Hauß Hahnen ſelten neun
jahr alt werden. Man verſetzet jhn gemeinlich mit einem
newen/ der beſſer zur Haußhaltung dienet/ vnd leſſet den alten
ſieden oder braten. Darnach legen die Huͤner Eyer/ nicht
die Hahnen. Vnd wann er das legen ſolte/ were es bequemer
in der jugend/ denn im alter. Es iſt aber zu der zeit die Fabel
von dieſem Baſiliſchen wahr/ wenn nun der Hahn ein Ey
legt. Es findet ſich bißweilen/ wann ein Hahn geſchlachtet
wird/ oder kranckheit halben ſtirbt/ ein gewechs in ſeinem
leibe/ mit einer weiſſen Haut ohne ſchalen vberzogen/ inwen-
dig mit gelieder durchwachſen/ wiee in vberbein. Aber das er
nicht gebieret/ darin auch nichts formlichs oder lebendiges iſt
oder wird.

Zum dritten/ iſt kein Exempel in der gantzen Welt/ das
aus dem allerbeſten vnd geſundeſten Viehe/ natuͤrlicher weiſe
das aller gifftigſte ſolt geboren werden. Wie auch der HErr
Chriſtus ſagt: Es kan kein guter Baum boͤſe Fruͤchte tra-
gen.

Zum vierten/ iſt die gantze Welt voll Hahnen/ vnd iſt
in keiner glaubwirdigen Hiſtoria zu finden/ das jemals ein
ſolcher Baſiliſch gefunden were. Das aber im Gebirge vnter
der Erdē bißweilen ein Gifftiger Dampff oder Schwad entſte-
het/ vnd die Alchymiſten von einem Baſiliſchtn zu machen
ſchreiben/ ſtehet auff jhre deuteleye.

Es koͤnte aber ſein/ das ehemals ein verirter Schiffman/ ei-
nen Calecutiſchen Hahnen in Africa oder India geſehen het-
te/ der ſich auffgeblaſen/ vnd die rote Naſe grewlich nie-
dergehenckt/ vnd hernach wie ein Hahn auffgeſchrien hette.

Dafuͤr
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[210/0220] Baſiliſcum ambulabis. Gott werde nicht allen ſeinen Her- ligen durch die Engel tragen laſſen/ ſondern wann ſie gleich zu ſuß gehen/ werden ſie vber Ottern vnd Baſiliſchen vnuerletzt frey Paſsieren. Es iſt aber diß gantz vnd gar von vnmuͤgli- chen dingen/ gleich ſpotweis zuſamen geſatzt. Denn erſtlich leſſet man einen Hauß Hahnen ſelten neun jahr alt werden. Man verſetzet jhn gemeinlich mit einem newen/ der beſſer zur Haußhaltung dienet/ vnd leſſet den alten ſieden oder braten. Darnach legen die Huͤner Eyer/ nicht die Hahnen. Vnd wann er das legen ſolte/ were es bequemer in der jugend/ denn im alter. Es iſt aber zu der zeit die Fabel von dieſem Baſiliſchen wahr/ wenn nun der Hahn ein Ey legt. Es findet ſich bißweilen/ wann ein Hahn geſchlachtet wird/ oder kranckheit halben ſtirbt/ ein gewechs in ſeinem leibe/ mit einer weiſſen Haut ohne ſchalen vberzogen/ inwen- dig mit gelieder durchwachſen/ wiee in vberbein. Aber das er nicht gebieret/ darin auch nichts formlichs oder lebendiges iſt oder wird. Zum dritten/ iſt kein Exempel in der gantzen Welt/ das aus dem allerbeſten vnd geſundeſten Viehe/ natuͤrlicher weiſe das aller gifftigſte ſolt geboren werden. Wie auch der HErr Chriſtus ſagt: Es kan kein guter Baum boͤſe Fruͤchte tra- gen. Zum vierten/ iſt die gantze Welt voll Hahnen/ vnd iſt in keiner glaubwirdigen Hiſtoria zu finden/ das jemals ein ſolcher Baſiliſch gefunden were. Das aber im Gebirge vnter der Erdē bißweilen ein Gifftiger Dampff oder Schwad entſte- het/ vnd die Alchymiſten von einem Baſiliſchtn zu machen ſchreiben/ ſtehet auff jhre deuteleye. Es koͤnte aber ſein/ das ehemals ein verirter Schiffman/ ei- nen Calecutiſchen Hahnen in Africa oder India geſehen het- te/ der ſich auffgeblaſen/ vnd die rote Naſe grewlich nie- dergehenckt/ vnd hernach wie ein Hahn auffgeſchrien hette. Dafuͤr

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Zitationshilfe: Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/220>, abgerufen am 27.11.2024.