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Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603.

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Es ist aber diß ein schön Vorbild schüldiger Danckbarkeit ge-
gen seine Oberkeit/ vnd Wirth/ der vns Herberg vnd Schutz
gönnet. Das bedarff aber das gewönliche Haußviehe nicht.
Denn das gehört ohn das zum Haußgesind/ vnd mus nach
jhres Herren wolgefallen/ seine Herberg vnd Speiß mit Gut
vnd Blut bezahlen. Die wilden Genß aber/ Enten vnd Hü-
ner bedürffen keines einlagers zu jhrer Kinderzucht/ sondern ge-
hen also bald mit jhren Kindern dauon. Das ist auch ein son-
derlichs/ das fast alle Vogel/ nach dem lengsten Tag/ oder Sol-
stitio aestivo,
gegen den Winter/ wenn erstlich die Meyse/ dar-
nach der Storch/ den anfang gemacht hat/ nach einander weg
ziehen. Dieweil es noch warm ist/ vnd sie vnterwegens zeh-
rung finden. Vnter den grossen aber sind die grösten Raub-
Vogel/ Eulen vnd Krahen die letzten. Vnter den kleinen der
Zaunkönig/ vnd ziehen all in vnserm Lande/ nach dem Süde-
west wind/ Africus genant/ der zu der zeit mehrer theils we-
het. Wenn aber die Winde zwischen Morgen vnd Mitter-
nacht wehen/ halten sie stille. Dahinnaus ligt fretum Her-
culis,
da die Süder See am engsten ist/ vnd sie entweder im
Welschen vnd Hispanischen Gebirge bleiben/ oder bald in A-
fricam vnd Barbareyen hinnüber setzen können.

Das 14. Capittel/ von dem Le-
wen vnd Luchsstein.

VOn der Lewin wird auch geschrieben/ das sie jhr lebe-
lang nur einmal gebere. Denn wenn die zeit der geburt
da sey/ reisse sie aus vngedult die Mutter mit der frucht
heraus/ vnd werden also hinfort nicht mehr trechtigk.

Der junge Lewe aber/ der also mit gewalt aus Mutter-
leib gerissen werde/ sey allzen tod. Das erbarme den Vater/
der schreye so erschrecklich/ das der junge Lewe widerumb er-
wache/ vnd lebendig werde. Damit kan man beweisen/ das
auch der Lewe aus dem Stamm Juda/ vnser HERR Jhesus

Chri

Es iſt aber diß ein ſchoͤn Vorbild ſchuͤldiger Danckbarkeit ge-
gen ſeine Oberkeit/ vnd Wirth/ der vns Herberg vnd Schutz
goͤnnet. Das bedarff aber das gewoͤnliche Haußviehe nicht.
Denn das gehoͤrt ohn das zum Haußgeſind/ vnd mus nach
jhres Herren wolgefallen/ ſeine Herberg vnd Speiß mit Gut
vnd Blut bezahlen. Die wilden Genß aber/ Enten vnd Huͤ-
ner beduͤrffen keines einlagers zu jhrer Kinderzucht/ ſondern ge-
hen alſo bald mit jhren Kindern dauon. Das iſt auch ein ſon-
derlichs/ das faſt alle Vogel/ nach dem lengſten Tag/ oder Sol-
ſtitio æſtivo,
gegen den Winter/ wenn erſtlich die Meyſe/ dar-
nach der Storch/ den anfang gemacht hat/ nach einander weg
ziehen. Dieweil es noch warm iſt/ vnd ſie vnterwegens zeh-
rung finden. Vnter den groſſen aber ſind die groͤſten Raub-
Vogel/ Eulen vnd Krahen die letzten. Vnter den kleinen der
Zaunkoͤnig/ vnd ziehen all in vnſerm Lande/ nach dem Suͤde-
weſt wind/ Africus genant/ der zu der zeit mehrer theils we-
het. Wenn aber die Winde zwiſchen Morgen vnd Mitter-
nacht wehen/ halten ſie ſtille. Dahinnaus ligt fretum Her-
culis,
da die Suͤder See am engſten iſt/ vnd ſie entweder im
Welſchen vnd Hiſpaniſchen Gebirge bleiben/ oder bald in A-
fricam vnd Barbareyen hinnuͤber ſetzen koͤnnen.

Das 14. Capittel/ von dem Le-
wen vnd Luchsſtein.

VOn der Lewin wird auch geſchrieben/ das ſie jhr lebe-
lang nur einmal gebere. Denn wenn die zeit der geburt
da ſey/ reiſſe ſie aus vngedult die Mutter mit der frucht
heraus/ vnd werden alſo hinfort nicht mehr trechtigk.

Der junge Lewe aber/ der alſo mit gewalt aus Mutter-
leib geriſſen werde/ ſey allzen tod. Das erbarme den Vater/
der ſchreye ſo erſchrecklich/ das der junge Lewe widerumb er-
wache/ vnd lebendig werde. Damit kan man beweiſen/ das
auch der Lewe aus dem Stamm Juda/ vnſer HERR Jheſus

Chri
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[260/0270] Es iſt aber diß ein ſchoͤn Vorbild ſchuͤldiger Danckbarkeit ge- gen ſeine Oberkeit/ vnd Wirth/ der vns Herberg vnd Schutz goͤnnet. Das bedarff aber das gewoͤnliche Haußviehe nicht. Denn das gehoͤrt ohn das zum Haußgeſind/ vnd mus nach jhres Herren wolgefallen/ ſeine Herberg vnd Speiß mit Gut vnd Blut bezahlen. Die wilden Genß aber/ Enten vnd Huͤ- ner beduͤrffen keines einlagers zu jhrer Kinderzucht/ ſondern ge- hen alſo bald mit jhren Kindern dauon. Das iſt auch ein ſon- derlichs/ das faſt alle Vogel/ nach dem lengſten Tag/ oder Sol- ſtitio æſtivo, gegen den Winter/ wenn erſtlich die Meyſe/ dar- nach der Storch/ den anfang gemacht hat/ nach einander weg ziehen. Dieweil es noch warm iſt/ vnd ſie vnterwegens zeh- rung finden. Vnter den groſſen aber ſind die groͤſten Raub- Vogel/ Eulen vnd Krahen die letzten. Vnter den kleinen der Zaunkoͤnig/ vnd ziehen all in vnſerm Lande/ nach dem Suͤde- weſt wind/ Africus genant/ der zu der zeit mehrer theils we- het. Wenn aber die Winde zwiſchen Morgen vnd Mitter- nacht wehen/ halten ſie ſtille. Dahinnaus ligt fretum Her- culis, da die Suͤder See am engſten iſt/ vnd ſie entweder im Welſchen vnd Hiſpaniſchen Gebirge bleiben/ oder bald in A- fricam vnd Barbareyen hinnuͤber ſetzen koͤnnen. Das 14. Capittel/ von dem Le- wen vnd Luchsſtein. VOn der Lewin wird auch geſchrieben/ das ſie jhr lebe- lang nur einmal gebere. Denn wenn die zeit der geburt da ſey/ reiſſe ſie aus vngedult die Mutter mit der frucht heraus/ vnd werden alſo hinfort nicht mehr trechtigk. Der junge Lewe aber/ der alſo mit gewalt aus Mutter- leib geriſſen werde/ ſey allzen tod. Das erbarme den Vater/ der ſchreye ſo erſchrecklich/ das der junge Lewe widerumb er- wache/ vnd lebendig werde. Damit kan man beweiſen/ das auch der Lewe aus dem Stamm Juda/ vnſer HERR Jheſus Chri

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Zitationshilfe: Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/270>, abgerufen am 24.11.2024.