N001 so berühmten und erfahrenen Naturforschers bewirkte, dass in N002 allen Gold- und Platinwäschereien wieder mit der grössten N003 Aufmerksamkeit nach Diamanten gesucht wurde, allein auch N004 jetzt ohne Erfolg; während der Anwesenheit des Herrn von N005 Humboldt fand sich durchaus keine bestimmtere Spur von N006 Diamanten an der Ostseite des Urals.
N001 Endlich war der Graf Polier, welcher den Baron von N002 Humboldt auf einem Theile seiner Reise begleitete und sich N003 dann von ihm trennte, um die an der Westseite des Gebirges N004 gelegenen Besitzungen seiner Gemahlin zu besuchen, so glück- N005 lich, zu Krestowosdwischenskoi, unter einer Menge Proben der N006 bei dem Waschen des goldhaltigen Sandes gefundenen Quarz- N007 und Schwefelkies-Krystalle, welche ihm in Folge eines frühern N008 Befehles vorgelegt wurden, am 23sten Juni 1829, den er- N009 sten uralischen Diamanten zu entdecken. Dieser N010 Krystall war durch seinen ungewöhnlichen Glanz, am vorherge- N011 henden Tage einem dreizehnjährigen Bauerknaben, Paul Po- N012 poff 1 ) beim Waschen aufgefallen und er hatte ihn dem Auf- N013 seher mit der Bemerkung abgeliefert: "dieser glänzt ganz an- N014 ders als die übrigen." Der Aufseher aber, weniger scharfsich- N015 tig als der Knabe, fand nichts ausserordentliches an dem Stein- N016 chen und warf es unter die andern Krystallproben, wo es wahr- N017 scheinlich verloren gewesen wäre, wenn nicht der Graf und N018 der Direktor der Goldwäschereien, Schmidt, bei genauerer N019 Prüfung den kostbaren Krystall unter dem Gemengsel heraus- N020 gefunden hätten. -- Diesem ersten folgten bald mehrere Dia- N021 manten, deren zwar keiner von bedeutender Grösse ist, die N022 aber nach dem Urtheile der Kenner den brasilischen durchaus N023 an Güte und Schönheit nicht nachstehen.
N001 Diese brillante Erfüllung seiner frühern Andeutung be- N002 wog den Professor Engelhardt im Sommer des Jahres 1830, N003 eine zweite Reise nach dem Ural zu unternehmen, um die N004 Felsbeschaffenheit des Fundortes der Diamanten genauer zu N005 untersuchen. Er hat die Resultate seiner Forschungen in einer N006 Schrift: die Lagerstätte der Diamanten im Uralge- N007 birge u. s. w. niedergelegt, welche unter andern das für die N008 Wissenschaft gewiss höchst interessante Resultat enthält, dass
[footnote reference]
[footnote reference]N001 1) "Der Bursche hat eigentlich bei dem Funde mehr erlangt, als N002 seine Herrschaft; diese hat einige glänzende Steinchen gewonnen, er N003 aber das köstlichste Juwel, seine persönliche Freiheit, die ihm nebst N004 einer Summe Geldes geschenkt worden ist."
N001 so berühmten und erfahrenen Naturforschers bewirkte, dass in N002 allen Gold- und Platinwäschereien wieder mit der grössten N003 Aufmerksamkeit nach Diamanten gesucht wurde, allein auch N004 jetzt ohne Erfolg; während der Anwesenheit des Herrn von N005 Humboldt fand sich durchaus keine bestimmtere Spur von N006 Diamanten an der Ostseite des Urals.
N001 Endlich war der Graf Polier, welcher den Baron von N002 Humboldt auf einem Theile seiner Reise begleitete und sich N003 dann von ihm trennte, um die an der Westseite des Gebirges N004 gelegenen Besitzungen seiner Gemahlin zu besuchen, so glück- N005 lich, zu Krestowosdwischenskoi, unter einer Menge Proben der N006 bei dem Waschen des goldhaltigen Sandes gefundenen Quarz- N007 und Schwefelkies-Krystalle, welche ihm in Folge eines frühern N008 Befehles vorgelegt wurden, am 23sten Juni 1829, den er- N009 sten uralischen Diamanten zu entdecken. Dieser N010 Krystall war durch seinen ungewöhnlichen Glanz, am vorherge- N011 henden Tage einem dreizehnjährigen Bauerknaben, Paul Po- N012 poff 1 ) beim Waschen aufgefallen und er hatte ihn dem Auf- N013 seher mit der Bemerkung abgeliefert: „dieser glänzt ganz an- N014 ders als die übrigen." Der Aufseher aber, weniger scharfsich- N015 tig als der Knabe, fand nichts ausserordentliches an dem Stein- N016 chen und warf es unter die andern Krystallproben, wo es wahr- N017 scheinlich verloren gewesen wäre, wenn nicht der Graf und N018 der Direktor der Goldwäschereien, Schmidt, bei genauerer N019 Prüfung den kostbaren Krystall unter dem Gemengsel heraus- N020 gefunden hätten. — Diesem ersten folgten bald mehrere Dia- N021 manten, deren zwar keiner von bedeutender Grösse ist, die N022 aber nach dem Urtheile der Kenner den brasilischen durchaus N023 an Güte und Schönheit nicht nachstehen.
N001 Diese brillante Erfüllung seiner frühern Andeutung be- N002 wog den Professor Engelhardt im Sommer des Jahres 1830, N003 eine zweite Reise nach dem Ural zu unternehmen, um die N004 Felsbeschaffenheit des Fundortes der Diamanten genauer zu N005 untersuchen. Er hat die Resultate seiner Forschungen in einer N006 Schrift: die Lagerstätte der Diamanten im Uralge- N007 birge u. s. w. niedergelegt, welche unter andern das für die N008 Wissenschaft gewiss höchst interessante Resultat enthält, dass
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[footnote reference]N001 1) „Der Bursche hat eigentlich bei dem Funde mehr erlangt, als N002 seine Herrschaft; diese hat einige glänzende Steinchen gewonnen, er N003 aber das köstlichste Juwel, seine persönliche Freiheit, die ihm nebst N004 einer Summe Geldes geschenkt worden ist.”
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so berühmten und erfahrenen Naturforschers bewirkte, dass in N002
allen Gold- und Platinwäschereien wieder mit der grössten N003
Aufmerksamkeit nach Diamanten gesucht wurde, allein auch N004
jetzt ohne Erfolg; während der Anwesenheit des Herrn von N005
Humboldt fand sich durchaus keine bestimmtere Spur von N006
Diamanten an der Ostseite des Urals.
N001
Endlich war der Graf Polier, welcher den Baron von N002
Humboldt auf einem Theile seiner Reise begleitete und sich N003
dann von ihm trennte, um die an der Westseite des Gebirges N004
gelegenen Besitzungen seiner Gemahlin zu besuchen, so glück- N005
lich, zu Krestowosdwischenskoi, unter einer Menge Proben der N006
bei dem Waschen des goldhaltigen Sandes gefundenen Quarz- N007
und Schwefelkies-Krystalle, welche ihm in Folge eines frühern N008
Befehles vorgelegt wurden, am 23sten Juni 1829, den er- N009
sten uralischen Diamanten zu entdecken. Dieser N010
Krystall war durch seinen ungewöhnlichen Glanz, am vorherge- N011
henden Tage einem dreizehnjährigen Bauerknaben, Paul Po- N012
poff 1 ) beim Waschen aufgefallen und er hatte ihn dem Auf- N013
seher mit der Bemerkung abgeliefert: „dieser glänzt ganz an- N014
ders als die übrigen." Der Aufseher aber, weniger scharfsich- N015
tig als der Knabe, fand nichts ausserordentliches an dem Stein- N016
chen und warf es unter die andern Krystallproben, wo es wahr- N017
scheinlich verloren gewesen wäre, wenn nicht der Graf und N018
der Direktor der Goldwäschereien, Schmidt, bei genauerer N019
Prüfung den kostbaren Krystall unter dem Gemengsel heraus- N020
gefunden hätten. — Diesem ersten folgten bald mehrere Dia- N021
manten, deren zwar keiner von bedeutender Grösse ist, die N022
aber nach dem Urtheile der Kenner den brasilischen durchaus N023
an Güte und Schönheit nicht nachstehen.
N001
Diese brillante Erfüllung seiner frühern Andeutung be- N002
wog den Professor Engelhardt im Sommer des Jahres 1830, N003
eine zweite Reise nach dem Ural zu unternehmen, um die N004
Felsbeschaffenheit des Fundortes der Diamanten genauer zu N005
untersuchen. Er hat die Resultate seiner Forschungen in einer N006
Schrift: die Lagerstätte der Diamanten im Uralge- N007
birge u. s. w. niedergelegt, welche unter andern das für die N008
Wissenschaft gewiss höchst interessante Resultat enthält, dass
[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) „Der Bursche hat eigentlich bei dem Funde mehr erlangt, als N002
seine Herrschaft; diese hat einige glänzende Steinchen gewonnen, er N003
aber das köstlichste Juwel, seine persönliche Freiheit, die ihm nebst N004
einer Summe Geldes geschenkt worden ist.”
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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/397>, abgerufen am 22.11.2024.
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