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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842.

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Hauptbeschäftigung ausmacht, während Viehzucht und N002
Ackerbau nur als Nebengeschäft angesehen werden. N003
Pallas hat den Fischfang im Ural ausführlich be- N004
schrieben und führt zugleich an, dass er nirgends in N005
Russland durch Gewohnheitsgesetze so genau und so N006
wohl eingeschränkt und angeordnet betrieben würde, N007
als hier 1). Die Fische, welche hier gefangen wer- N008
den, sind besonders die grossen Wanderfische, Hau- N009
sen (Belugi), Störe (Ossetra), die sogenannten Se- N010
wrugen und die Sterlede, die zu gewissen Zeiten im N011
Jahre, im Frühling und im Herbst, wenn ihre Laich- N012
zeit ist, in grossen Schaaren aus dem kaspischem N013
Meere stromaufwärts ziehen. Der Fang darauf ge- N014
schieht im Ural dreimal im Jahre, im Januar, vom An- N015
fang des Mais bis zum Juni und im October; ausser- N016
dem wird noch im Anfang des Decembers in den Ne- N017
benflüssen des Ural und in den fischreichen Seen der N018
Steppe mit Netzen, die unter dem Eise gezogen wer- N019
den, gefischt, und dieses kann für den vierten Fisch- N020
zug gelten, doch hat er unter allen am wenigsten zu N021
bedeuten, weil man alsdann meistens nur geringe Fisch-

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die als solche in der Kriegs-Kanzlei eingeschrieben sind und das N002
Recht haben, den Fischfang im Ural zu treiben, dagegen auch ver- N003
pflichtet sind, Kriegsdienste zu leisten, und, sobald es gefordert wird, N004
sich zu stellen. Gewöhnlich befinden sich gegen 3000 Mann in be- N005
ständigem aktiven Dienste, sobald aber die Noth es erfordert, sind N006
sie verbunden 10 Regimenter zu stellen, das Regiment zu 500 N007
Mann; in welchem Falle also nur etwa 500 Mann eingeschrie- N008
bene Kosaken zur Bewachung der Linie zurück bleiben. Von den N009
3000 in beständigem Dienste begriffenen Kosaken verrichten 1500 N010
Mann den Dienst auf der Linie vom kaspischen Meere den Ural N011
650 Werste aufwärts; die übrigen befinden sich in verschiedenen Ge- N012
genden des russischen Reichs, in der Moldau, im Astrachanschen, in N013
Petersburg, Nischne-Nowgorod und Kasan. Die vom aktiven Dienst N014
noch übrig bleiben, d. h. diejenigen, welche die Dienenden gemiethet N015
haben, beschäftigen sich mit dem Fischfange und nur diese haben für N016
die Zeit ein Recht daran." Vergl. Eversmann in der Hertha von N017
Berghaus B. XII, S. 326.
[footnote reference] N001
1) Pallas Reise durch versch. Prov. Th. I S. 283.

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Hauptbeschäftigung ausmacht, während Viehzucht und N002
Ackerbau nur als Nebengeschäft angesehen werden. N003
Pallas hat den Fischfang im Ural ausführlich be- N004
schrieben und führt zugleich an, dass er nirgends in N005
Russland durch Gewohnheitsgesetze so genau und so N006
wohl eingeschränkt und angeordnet betrieben würde, N007
als hier 1). Die Fische, welche hier gefangen wer- N008
den, sind besonders die grossen Wanderfische, Hau- N009
sen (Belugi), Störe (Ossetra), die sogenannten Se- N010
wrugen und die Sterlede, die zu gewissen Zeiten im N011
Jahre, im Frühling und im Herbst, wenn ihre Laich- N012
zeit ist, in grossen Schaaren aus dem kaspischem N013
Meere stromaufwärts ziehen. Der Fang darauf ge- N014
schieht im Ural dreimal im Jahre, im Januar, vom An- N015
fang des Mais bis zum Juni und im October; ausser- N016
dem wird noch im Anfang des Decembers in den Ne- N017
benflüssen des Ural und in den fischreichen Seen der N018
Steppe mit Netzen, die unter dem Eise gezogen wer- N019
den, gefischt, und dieses kann für den vierten Fisch- N020
zug gelten, doch hat er unter allen am wenigsten zu N021
bedeuten, weil man alsdann meistens nur geringe Fisch-

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die als solche in der Kriegs-Kanzlei eingeschrieben sind und das N002
Recht haben, den Fischfang im Ural zu treiben, dagegen auch ver- N003
pflichtet sind, Kriegsdienste zu leisten, und, sobald es gefordert wird, N004
sich zu stellen. Gewöhnlich befinden sich gegen 3000 Mann in be- N005
ständigem aktiven Dienste, sobald aber die Noth es erfordert, sind N006
sie verbunden 10 Regimenter zu stellen, das Regiment zu 500 N007
Mann; in welchem Falle also nur etwa 500 Mann eingeschrie- N008
bene Kosaken zur Bewachung der Linie zurück bleiben. Von den N009
3000 in beständigem Dienste begriffenen Kosaken verrichten 1500 N010
Mann den Dienst auf der Linie vom kaspischen Meere den Ural N011
650 Werste aufwärts; die übrigen befinden sich in verschiedenen Ge- N012
genden des russischen Reichs, in der Moldau, im Astrachanschen, in N013
Petersburg, Nischne-Nowgorod und Kasan. Die vom aktiven Dienst N014
noch übrig bleiben, d. h. diejenigen, welche die Dienenden gemiethet N015
haben, beschäftigen sich mit dem Fischfange und nur diese haben für N016
die Zeit ein Recht daran.“ Vergl. Eversmann in der Hertha von N017
Berghaus B. XII, S. 326.
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1) Pallas Reise durch versch. Prov. Th. I S. 283.
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[233/0251] N001 Hauptbeschäftigung ausmacht, während Viehzucht und N002 Ackerbau nur als Nebengeschäft angesehen werden. N003 Pallas hat den Fischfang im Ural ausführlich be- N004 schrieben und führt zugleich an, dass er nirgends in N005 Russland durch Gewohnheitsgesetze so genau und so N006 wohl eingeschränkt und angeordnet betrieben würde, N007 als hier 1). Die Fische, welche hier gefangen wer- N008 den, sind besonders die grossen Wanderfische, Hau- N009 sen (Belugi), Störe (Ossetra), die sogenannten Se- N010 wrugen und die Sterlede, die zu gewissen Zeiten im N011 Jahre, im Frühling und im Herbst, wenn ihre Laich- N012 zeit ist, in grossen Schaaren aus dem kaspischem N013 Meere stromaufwärts ziehen. Der Fang darauf ge- N014 schieht im Ural dreimal im Jahre, im Januar, vom An- N015 fang des Mais bis zum Juni und im October; ausser- N016 dem wird noch im Anfang des Decembers in den Ne- N017 benflüssen des Ural und in den fischreichen Seen der N018 Steppe mit Netzen, die unter dem Eise gezogen wer- N019 den, gefischt, und dieses kann für den vierten Fisch- N020 zug gelten, doch hat er unter allen am wenigsten zu N021 bedeuten, weil man alsdann meistens nur geringe Fisch- [footnote-continued reference] [footnote reference] [footnote-continued reference] N001 die als solche in der Kriegs-Kanzlei eingeschrieben sind und das N002 Recht haben, den Fischfang im Ural zu treiben, dagegen auch ver- N003 pflichtet sind, Kriegsdienste zu leisten, und, sobald es gefordert wird, N004 sich zu stellen. Gewöhnlich befinden sich gegen 3000 Mann in be- N005 ständigem aktiven Dienste, sobald aber die Noth es erfordert, sind N006 sie verbunden 10 Regimenter zu stellen, das Regiment zu 500 N007 Mann; in welchem Falle also nur etwa 500 Mann eingeschrie- N008 bene Kosaken zur Bewachung der Linie zurück bleiben. Von den N009 3000 in beständigem Dienste begriffenen Kosaken verrichten 1500 N010 Mann den Dienst auf der Linie vom kaspischen Meere den Ural N011 650 Werste aufwärts; die übrigen befinden sich in verschiedenen Ge- N012 genden des russischen Reichs, in der Moldau, im Astrachanschen, in N013 Petersburg, Nischne-Nowgorod und Kasan. Die vom aktiven Dienst N014 noch übrig bleiben, d. h. diejenigen, welche die Dienenden gemiethet N015 haben, beschäftigen sich mit dem Fischfange und nur diese haben für N016 die Zeit ein Recht daran.“ Vergl. Eversmann in der Hertha von N017 Berghaus B. XII, S. 326. [footnote reference] N001 1) Pallas Reise durch versch. Prov. Th. I S. 283.

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/251>, abgerufen am 22.11.2024.