N001 den von Astrachan und den Stürmen des Winters nur N002 kümmerlich zu gedeihen scheinen. Nördlich von dem N003 Anfange dieses Kanals befindet sich in der Wolga der N004 Hafen 1).
N001 Nachdem wir die Strassen durchfahren und eine N002 Vorstellung von dem Aeussern der Stadt erhalten hat- N003 ten, fuhren wir nach einem der grösseren Weingär- N004 ten, ausserhalb der Stadt, um den hiesigen Weinbau N005 kennen zu lernen, der einen so grossen Nahrungs- N006 zweig der Stadt ausmacht. Die Reben wurden in die- N007 sem wie in allen übrigen Weingärten nicht an ein- N008 zelnen Stäben, sondern an Spalieren gezogen, die rei- N009 henweise neben einander stehen; im Sommer werden N010 sie wegen der grossen Dürre bewässert und im N011 Winter unter die Erde gelegt. Auf das Bewässern N012 wendet man vorzüglichen Fleiss. Ueberall sieht man N013 in den Weingärten unseren Windmühlen ähnliche N014 Thürme, die auf einem gewöhnlich ausgemauerten N015 Bassin stehen, aus welchem Eimer, die durch Räder N016 in Bewegung gesetzt werden, Wasser in die Höhe N017 heben, und in ein Reservoir ausgiessen, aus wel- N018 chem es dann durch hölzerne Röhren in alle Theile N019 des Gartens, wo es nöthig ist, geleitet, und durch N020 verschliessbare Oeffnungen in die Furchen, in welchen N021 die Reben stehen, abgelassen werden kann. Man zieht N022 in diesen Weingärten verschiedene Weinsorten, die N023 aber meistens alle sehr grosse und saftige Beeren ha- N024 ben. Am häufigsten ist eine Art, deren Trauben dick- N025 hülsig, aber sehr süss und wohlschmeckend, und im N026 Ansehen und Geschmack mit den Malagaischen zu N027 vergleichen sind. Dann zieht man auch häufig den N028 sogenannten Kischmisch, eine Weinsorte, deren Bee-
[footnote reference]
[footnote reference]N001 1) Vergl. die Beschreibungen und Pläne der Stadt in den citirten N002 Werken von Gmelin Th. II S. 85 bis 105, und Erdmann Th. II, N003 Abth. 1 S. 139 bis 141.
N001 den von Astrachan und den Stürmen des Winters nur N002 kümmerlich zu gedeihen scheinen. Nördlich von dem N003 Anfange dieses Kanals befindet sich in der Wolga der N004 Hafen 1).
N001 Nachdem wir die Strassen durchfahren und eine N002 Vorstellung von dem Aeussern der Stadt erhalten hat- N003 ten, fuhren wir nach einem der grösseren Weingär- N004 ten, ausserhalb der Stadt, um den hiesigen Weinbau N005 kennen zu lernen, der einen so grossen Nahrungs- N006 zweig der Stadt ausmacht. Die Reben wurden in die- N007 sem wie in allen übrigen Weingärten nicht an ein- N008 zelnen Stäben, sondern an Spalieren gezogen, die rei- N009 henweise neben einander stehen; im Sommer werden N010 sie wegen der grossen Dürre bewässert und im N011 Winter unter die Erde gelegt. Auf das Bewässern N012 wendet man vorzüglichen Fleiss. Ueberall sieht man N013 in den Weingärten unseren Windmühlen ähnliche N014 Thürme, die auf einem gewöhnlich ausgemauerten N015 Bassin stehen, aus welchem Eimer, die durch Räder N016 in Bewegung gesetzt werden, Wasser in die Höhe N017 heben, und in ein Reservoir ausgiessen, aus wel- N018 chem es dann durch hölzerne Röhren in alle Theile N019 des Gartens, wo es nöthig ist, geleitet, und durch N020 verschliessbare Oeffnungen in die Furchen, in welchen N021 die Reben stehen, abgelassen werden kann. Man zieht N022 in diesen Weingärten verschiedene Weinsorten, die N023 aber meistens alle sehr grosse und saftige Beeren ha- N024 ben. Am häufigsten ist eine Art, deren Trauben dick- N025 hülsig, aber sehr süss und wohlschmeckend, und im N026 Ansehen und Geschmack mit den Malagaischen zu N027 vergleichen sind. Dann zieht man auch häufig den N028 sogenannten Kischmisch, eine Weinsorte, deren Bee-
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[footnote reference]N001 1) Vergl. die Beschreibungen und Pläne der Stadt in den citirten N002 Werken von Gmelin Th. II S. 85 bis 105, und Erdmann Th. II, N003 Abth. 1 S. 139 bis 141.
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den von Astrachan und den Stürmen des Winters nur N002
kümmerlich zu gedeihen scheinen. Nördlich von dem N003
Anfange dieses Kanals befindet sich in der Wolga der N004
Hafen 1).
N001
Nachdem wir die Strassen durchfahren und eine N002
Vorstellung von dem Aeussern der Stadt erhalten hat- N003
ten, fuhren wir nach einem der grösseren Weingär- N004
ten, ausserhalb der Stadt, um den hiesigen Weinbau N005
kennen zu lernen, der einen so grossen Nahrungs- N006
zweig der Stadt ausmacht. Die Reben wurden in die- N007
sem wie in allen übrigen Weingärten nicht an ein- N008
zelnen Stäben, sondern an Spalieren gezogen, die rei- N009
henweise neben einander stehen; im Sommer werden N010
sie wegen der grossen Dürre bewässert und im N011
Winter unter die Erde gelegt. Auf das Bewässern N012
wendet man vorzüglichen Fleiss. Ueberall sieht man N013
in den Weingärten unseren Windmühlen ähnliche N014
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Bassin stehen, aus welchem Eimer, die durch Räder N016
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verschliessbare Oeffnungen in die Furchen, in welchen N021
die Reben stehen, abgelassen werden kann. Man zieht N022
in diesen Weingärten verschiedene Weinsorten, die N023
aber meistens alle sehr grosse und saftige Beeren ha- N024
ben. Am häufigsten ist eine Art, deren Trauben dick- N025
hülsig, aber sehr süss und wohlschmeckend, und im N026
Ansehen und Geschmack mit den Malagaischen zu N027
vergleichen sind. Dann zieht man auch häufig den N028
sogenannten Kischmisch, eine Weinsorte, deren Bee-
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[footnote reference] N001
1) Vergl. die Beschreibungen und Pläne der Stadt in den citirten N002
Werken von Gmelin Th. II S. 85 bis 105, und Erdmann Th. II, N003
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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/315>, abgerufen am 24.11.2024.
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