N001 den Tag vorher abreisen wollen, war aber auf die N002 Nachricht von der Ankunft des Herrn v. Humboldt N003 noch geblieben. Er trug ein weites, vorn offenes N004 Oberkleid von blauem Tuch mit goldener Borte, ein N005 engeres Unterkleid von eben dem Tuche, das um den N006 Leib mit einem breiten Gürtel zusammen gehalten N007 wurde, und nur auf der Brust etwas geöffnet war, so N008 dass man noch ein wenig die darunter befindliche mit N009 Silber gestickte Weste und die grosse goldene mit Bril- N010 lanten besetzte Medaille, die er vom Kaiser Alexan- N011 der erhalten hatte, sehen konnte. Er hatte ferner N012 weite Beinkleider von violettem Sammet, und auf dem N013 Kopfe eine kleine spitze Mütze von blauem Tuche, die N014 mit Gold gestickt und rund herum mit Zobel besetzt N015 war, und über welche er nachher beim Ausgehen N016 noch eine ähnliche, aber weitere von rothem Sammet N017 setzte, welche er beim Hereintreten in der Hand hielt. N018 Er sprach ebenfalls fertig russisch, konnte aber ausser- N019 dem noch persisch und arabisch sprechen, so dass in N020 letzterer Sprache Professor Ehrenberg sich un- N021 mittelbar mit ihm unterhalten konnte. Er bedauerte N022 sehr, dass wir nicht von Orenburg aus durch seine N023 Steppe gereist wären, er habe diess geglaubt, und N024 deshalb schon Pferde in der Steppe aufstellen lassen. N025 Herr v. Humboldt sprach dann mit ihm von seinem N026 Lehrer Karelin in Orenburg 1), der sich lange bei ihm N027 in der Steppe aufgehalten hatte, und den er sehr zu N028 lieben schien. Dabei wurde in Gläsern auf einem N029 Präsentirteller von lackirtem Eisenblech, Kumis oder N030 Tschigan, wie die Kalmücken die gesäuerte Stuten- N031 milch nennen, das Lieblingsgetränk der Kalmücken N032 und Kirgisen, herumgereicht.
N001 Nachdem wir hier einige Zeit verweilt hatten, N002 fuhren wir in Begleitung des Chans der Kirgisen nach N003 dem Tempel, in welchem der Fürst eine Feier zur
[footnote reference]
[footnote reference]N001 1) Vergl. oben S. 201.
N001 den Tag vorher abreisen wollen, war aber auf die N002 Nachricht von der Ankunft des Herrn v. Humboldt N003 noch geblieben. Er trug ein weites, vorn offenes N004 Oberkleid von blauem Tuch mit goldener Borte, ein N005 engeres Unterkleid von eben dem Tuche, das um den N006 Leib mit einem breiten Gürtel zusammen gehalten N007 wurde, und nur auf der Brust etwas geöffnet war, so N008 dass man noch ein wenig die darunter befindliche mit N009 Silber gestickte Weste und die grosse goldene mit Bril- N010 lanten besetzte Medaille, die er vom Kaiser Alexan- N011 der erhalten hatte, sehen konnte. Er hatte ferner N012 weite Beinkleider von violettem Sammet, und auf dem N013 Kopfe eine kleine spitze Mütze von blauem Tuche, die N014 mit Gold gestickt und rund herum mit Zobel besetzt N015 war, und über welche er nachher beim Ausgehen N016 noch eine ähnliche, aber weitere von rothem Sammet N017 setzte, welche er beim Hereintreten in der Hand hielt. N018 Er sprach ebenfalls fertig russisch, konnte aber ausser- N019 dem noch persisch und arabisch sprechen, so dass in N020 letzterer Sprache Professor Ehrenberg sich un- N021 mittelbar mit ihm unterhalten konnte. Er bedauerte N022 sehr, dass wir nicht von Orenburg aus durch seine N023 Steppe gereist wären, er habe diess geglaubt, und N024 deshalb schon Pferde in der Steppe aufstellen lassen. N025 Herr v. Humboldt sprach dann mit ihm von seinem N026 Lehrer Karelin in Orenburg 1), der sich lange bei ihm N027 in der Steppe aufgehalten hatte, und den er sehr zu N028 lieben schien. Dabei wurde in Gläsern auf einem N029 Präsentirteller von lackirtem Eisenblech, Kumis oder N030 Tschigan, wie die Kalmücken die gesäuerte Stuten- N031 milch nennen, das Lieblingsgetränk der Kalmücken N032 und Kirgisen, herumgereicht.
N001 Nachdem wir hier einige Zeit verweilt hatten, N002 fuhren wir in Begleitung des Chans der Kirgisen nach N003 dem Tempel, in welchem der Fürst eine Feier zur
[footnote reference]
[footnote reference]N001 1) Vergl. oben S. 201.
<TEI><text><body><div><pbfacs="#f0356"xml:id="img_0354"n="338"/><p><lbn="N001"/>
den Tag vorher abreisen wollen, war aber auf die <lbn="N002"/>
Nachricht von der Ankunft des Herrn v. Humboldt <lbn="N003"/>
noch geblieben. Er trug ein weites, vorn offenes <lbn="N004"/>
Oberkleid von blauem Tuch mit goldener Borte, ein <lbn="N005"/>
engeres Unterkleid von eben dem Tuche, das um den <lbn="N006"/>
Leib mit einem breiten Gürtel zusammen gehalten <lbn="N007"/>
wurde, und nur auf der Brust etwas geöffnet war, so <lbn="N008"/>
dass man noch ein wenig die darunter befindliche mit <lbn="N009"/>
Silber gestickte Weste und die grosse goldene mit Bril- <lbn="N010"/>
lanten besetzte Medaille, die er vom Kaiser Alexan- <lbn="N011"/>
der erhalten hatte, sehen konnte. Er hatte ferner <lbn="N012"/>
weite Beinkleider von violettem Sammet, und auf dem <lbn="N013"/>
Kopfe eine kleine spitze Mütze von blauem Tuche, die <lbn="N014"/>
mit Gold gestickt und rund herum mit Zobel besetzt <lbn="N015"/>
war, und über welche er nachher beim Ausgehen <lbn="N016"/>
noch eine ähnliche, aber weitere von rothem Sammet <lbn="N017"/>
setzte, welche er beim Hereintreten in der Hand hielt. <lbn="N018"/>
Er sprach ebenfalls fertig russisch, konnte aber ausser- <lbn="N019"/>
dem noch persisch und arabisch sprechen, so dass in <lbn="N020"/>
letzterer Sprache Professor Ehrenberg sich un- <lbn="N021"/>
mittelbar mit ihm unterhalten konnte. Er bedauerte <lbn="N022"/>
sehr, dass wir nicht von Orenburg aus durch seine <lbn="N023"/>
Steppe gereist wären, er habe diess geglaubt, und <lbn="N024"/>
deshalb schon Pferde in der Steppe aufstellen lassen. <lbn="N025"/>
Herr v. Humboldt sprach dann mit ihm von seinem <lbn="N026"/>
Lehrer Karelin in Orenburg 1), der sich lange bei ihm <lbn="N027"/>
in der Steppe aufgehalten hatte, und den er sehr zu <lbn="N028"/>
lieben schien. Dabei wurde in Gläsern auf einem <lbn="N029"/>
Präsentirteller von lackirtem Eisenblech, Kumis oder <lbn="N030"/>
Tschigan, wie die Kalmücken die gesäuerte Stuten- <lbn="N031"/>
milch nennen, das Lieblingsgetränk der Kalmücken <lbn="N032"/>
und Kirgisen, herumgereicht.</p><p><lbn="N001"/>
Nachdem wir hier einige Zeit verweilt hatten, <lbn="N002"/>
fuhren wir in Begleitung des Chans der Kirgisen nach <lbn="N003"/>
dem Tempel, in welchem der Fürst eine Feier zur</p><noteplace="foot"n="[footnote reference]"><lbn="N001"/>
1) Vergl. oben S. 201.</note></div></body></text></TEI>
[338/0356]
N001
den Tag vorher abreisen wollen, war aber auf die N002
Nachricht von der Ankunft des Herrn v. Humboldt N003
noch geblieben. Er trug ein weites, vorn offenes N004
Oberkleid von blauem Tuch mit goldener Borte, ein N005
engeres Unterkleid von eben dem Tuche, das um den N006
Leib mit einem breiten Gürtel zusammen gehalten N007
wurde, und nur auf der Brust etwas geöffnet war, so N008
dass man noch ein wenig die darunter befindliche mit N009
Silber gestickte Weste und die grosse goldene mit Bril- N010
lanten besetzte Medaille, die er vom Kaiser Alexan- N011
der erhalten hatte, sehen konnte. Er hatte ferner N012
weite Beinkleider von violettem Sammet, und auf dem N013
Kopfe eine kleine spitze Mütze von blauem Tuche, die N014
mit Gold gestickt und rund herum mit Zobel besetzt N015
war, und über welche er nachher beim Ausgehen N016
noch eine ähnliche, aber weitere von rothem Sammet N017
setzte, welche er beim Hereintreten in der Hand hielt. N018
Er sprach ebenfalls fertig russisch, konnte aber ausser- N019
dem noch persisch und arabisch sprechen, so dass in N020
letzterer Sprache Professor Ehrenberg sich un- N021
mittelbar mit ihm unterhalten konnte. Er bedauerte N022
sehr, dass wir nicht von Orenburg aus durch seine N023
Steppe gereist wären, er habe diess geglaubt, und N024
deshalb schon Pferde in der Steppe aufstellen lassen. N025
Herr v. Humboldt sprach dann mit ihm von seinem N026
Lehrer Karelin in Orenburg 1), der sich lange bei ihm N027
in der Steppe aufgehalten hatte, und den er sehr zu N028
lieben schien. Dabei wurde in Gläsern auf einem N029
Präsentirteller von lackirtem Eisenblech, Kumis oder N030
Tschigan, wie die Kalmücken die gesäuerte Stuten- N031
milch nennen, das Lieblingsgetränk der Kalmücken N032
und Kirgisen, herumgereicht.
N001
Nachdem wir hier einige Zeit verweilt hatten, N002
fuhren wir in Begleitung des Chans der Kirgisen nach N003
dem Tempel, in welchem der Fürst eine Feier zur
[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Vergl. oben S. 201.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription.
(2019-10-24T14:59:58Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2019-10-24T14:59:58Z)
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.
Die Transkription erfolgte nach den unter
http://www.ocr-d.de/gt_guidelines
formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst. Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.
Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/356>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.