N001 (Erdgürtel) ist, von Pojas der Gürtel 1), und ich ver- N002 muthen konnte, der Name Ural müsse eine ähnliche N003 Bedeutung in irgend einer Sprache Asiens haben, so N004 richtete ich darüber eine Frage an den sehr unter- N005 richteten Professor der persischen und kirgisischen N006 Sprache bei der asiatischen Schule in Orenburg. Er N007 versicherte mir, dass im türkisch-kirgisischen und im N008 alten türkisch-nogaischen Dialecte Uralmak, umbin- N009 den, zusammenbinden, Uralgan umbunden heisse. N010 Zwar ist der gebräuchlichere Name des Gürtels N011 bei den Kirgisen, nach Klaproth, Bilbow, in den N012 türkischen Dialecten in Kasan Bilbau, in Tobolsk N013 Bilbow; aber es ist sehr wahrscheinlich, dass es frü- N014 her auch eine Wurzel Ural, Gürtel, gegeben habe, und N015 dass uralmak, umbinden, nach Analogie von aghyz- N016 mak, schreien, gebildet sei, worin man aghyz, N017 Mund, erkennt. Herr Schott, Professor der asiati- N018 schen Sprachen an der Universität zu Berlin, bemerkt N019 scharfsinnig, dass im türkisch-uigurischen Dialecte N020 der Gürtel den Namen Kur führt, und dass diese Form N021 mit den kirgisischen Wurzeln Ur und Ural identisch N022 scheint. Die Mongolen pflegen mit dem Namen Gürtel N023 eine lange, aus horizontalen Lagen von Syenit beste- N024 hende Felsenmauer, welche die Gobi im Norden begränzt, N025 zu bezeichnen. "Als wir auf dem Wege von Urga N026 nach Peking, sagt Herr von Bunge, von der Sta- N027 tion der Ruinen (Olonbaiching, wörtlich viel Gebäude) N028 hinabstiegen, sahen wir am Horizont einen schwarzen N029 Streifen; diess war der Bussa-tschilon." Aber Bussa ist N030 nach dem mongolischen Wörterbuch von Schmidt
[footnote reference]
[footnote reference]N001 1) Auf der Karte von Hirschvogel (Hirsfogel), die zu dem Werke N002 des vom Kaiser Maximilian im Jahre 1516 nach Russland ge- N003 sandten Baron Herberstein gehört, findet sich der Name Ural gar N004 nicht, aber eine von dem Parallel von Perm bis zum Eismeere fort- N005 laufende Bergkette fühlt den Namen: Montes dicti Cingulus Terrae, N006 welches Ramusio in seiner Uebersetzung dieser Reise mit Cingolo N007 del Mondo o ver della Terra wiedergiebt.
N001 (Erdgürtel) ist, von Pojas der Gürtel 1), und ich ver- N002 muthen konnte, der Name Ural müsse eine ähnliche N003 Bedeutung in irgend einer Sprache Asiens haben, so N004 richtete ich darüber eine Frage an den sehr unter- N005 richteten Professor der persischen und kirgisischen N006 Sprache bei der asiatischen Schule in Orenburg. Er N007 versicherte mir, dass im türkisch-kirgisischen und im N008 alten türkisch-nogaischen Dialecte Uralmak, umbin- N009 den, zusammenbinden, Uralgan umbunden heisse. N010 Zwar ist der gebräuchlichere Name des Gürtels N011 bei den Kirgisen, nach Klaproth, Bilbow, in den N012 türkischen Dialecten in Kasan Bilbau, in Tobolsk N013 Bilbow; aber es ist sehr wahrscheinlich, dass es frü- N014 her auch eine Wurzel Ural, Gürtel, gegeben habe, und N015 dass uralmak, umbinden, nach Analogie von aghyz- N016 mak, schreien, gebildet sei, worin man aghyz, N017 Mund, erkennt. Herr Schott, Professor der asiati- N018 schen Sprachen an der Universität zu Berlin, bemerkt N019 scharfsinnig, dass im türkisch-uigurischen Dialecte N020 der Gürtel den Namen Kur führt, und dass diese Form N021 mit den kirgisischen Wurzeln Ur und Ural identisch N022 scheint. Die Mongolen pflegen mit dem Namen Gürtel N023 eine lange, aus horizontalen Lagen von Syenit beste- N024 hende Felsenmauer, welche die Gobi im Norden begränzt, N025 zu bezeichnen. „Als wir auf dem Wege von Urga N026 nach Peking, sagt Herr von Bunge, von der Sta- N027 tion der Ruinen (Olonbaiching, wörtlich viel Gebäude) N028 hinabstiegen, sahen wir am Horizont einen schwarzen N029 Streifen; diess war der Bussa-tschilon.” Aber Bussa ist N030 nach dem mongolischen Wörterbuch von Schmidt
[footnote reference]
[footnote reference]N001 1) Auf der Karte von Hirschvogel (Hirsfogel), die zu dem Werke N002 des vom Kaiser Maximilian im Jahre 1516 nach Russland ge- N003 sandten Baron Herberstein gehört, findet sich der Name Ural gar N004 nicht, aber eine von dem Parallel von Perm bis zum Eismeere fort- N005 laufende Bergkette fühlt den Namen: Montes dicti Cingulus Terrae, N006 welches Ramusio in seiner Uebersetzung dieser Reise mit Cingolo N007 del Mondo o ver della Terra wiedergiebt.
<TEI><text><body><div><pbfacs="#f0459"xml:id="img_0457"n="441"/><p><lbn="N001"/>
(Erdgürtel) ist, von Pojas der Gürtel 1), und ich ver- <lbn="N002"/>
muthen konnte, der Name Ural müsse eine ähnliche <lbn="N003"/>
Bedeutung in irgend einer Sprache Asiens haben, so <lbn="N004"/>
richtete ich darüber eine Frage an den sehr unter- <lbn="N005"/>
richteten Professor der persischen und kirgisischen <lbn="N006"/>
Sprache bei der asiatischen Schule in Orenburg. Er <lbn="N007"/>
versicherte mir, dass im türkisch-kirgisischen und im <lbn="N008"/>
alten türkisch-nogaischen Dialecte Uralmak, umbin- <lbn="N009"/>
den, zusammenbinden, Uralgan umbunden heisse. <lbn="N010"/>
Zwar ist der gebräuchlichere Name des Gürtels <lbn="N011"/>
bei den Kirgisen, nach Klaproth, Bilbow, in den <lbn="N012"/>
türkischen Dialecten in Kasan Bilbau, in Tobolsk <lbn="N013"/>
Bilbow; aber es ist sehr wahrscheinlich, dass es frü- <lbn="N014"/>
her auch eine Wurzel Ural, Gürtel, gegeben habe, und <lbn="N015"/>
dass uralmak, umbinden, nach Analogie von aghyz- <lbn="N016"/>
mak, schreien, gebildet sei, worin man aghyz, <lbn="N017"/>
Mund, erkennt. Herr Schott, Professor der asiati- <lbn="N018"/>
schen Sprachen an der Universität zu Berlin, bemerkt <lbn="N019"/>
scharfsinnig, dass im türkisch-uigurischen Dialecte <lbn="N020"/>
der Gürtel den Namen Kur führt, und dass diese Form <lbn="N021"/>
mit den kirgisischen Wurzeln Ur und Ural identisch <lbn="N022"/>
scheint. Die Mongolen pflegen mit dem Namen Gürtel <lbn="N023"/>
eine lange, aus horizontalen Lagen von Syenit beste- <lbn="N024"/>
hende Felsenmauer, welche die Gobi im Norden begränzt, <lbn="N025"/>
zu bezeichnen. „Als wir auf dem Wege von Urga <lbn="N026"/>
nach Peking, sagt Herr von Bunge, von der Sta- <lbn="N027"/>
tion der Ruinen (Olonbaiching, wörtlich viel Gebäude) <lbn="N028"/>
hinabstiegen, sahen wir am Horizont einen schwarzen <lbn="N029"/>
Streifen; diess war der Bussa-tschilon.” Aber Bussa ist <lbn="N030"/>
nach dem mongolischen Wörterbuch von Schmidt</p><noteplace="foot"n="[footnote reference]"><lbn="N001"/>
1) Auf der Karte von Hirschvogel (Hirsfogel), die zu dem Werke <lbn="N002"/>
des vom Kaiser Maximilian im Jahre 1516 nach Russland ge- <lbn="N003"/>
sandten Baron Herberstein gehört, findet sich der Name Ural gar <lbn="N004"/>
nicht, aber eine von dem Parallel von Perm bis zum Eismeere fort- <lbn="N005"/>
laufende Bergkette fühlt den Namen: Montes dicti Cingulus Terrae, <lbn="N006"/>
welches Ramusio in seiner Uebersetzung dieser Reise mit Cingolo <lbn="N007"/>
del Mondo o ver della Terra wiedergiebt.</note></div></body></text></TEI>
[441/0459]
N001
(Erdgürtel) ist, von Pojas der Gürtel 1), und ich ver- N002
muthen konnte, der Name Ural müsse eine ähnliche N003
Bedeutung in irgend einer Sprache Asiens haben, so N004
richtete ich darüber eine Frage an den sehr unter- N005
richteten Professor der persischen und kirgisischen N006
Sprache bei der asiatischen Schule in Orenburg. Er N007
versicherte mir, dass im türkisch-kirgisischen und im N008
alten türkisch-nogaischen Dialecte Uralmak, umbin- N009
den, zusammenbinden, Uralgan umbunden heisse. N010
Zwar ist der gebräuchlichere Name des Gürtels N011
bei den Kirgisen, nach Klaproth, Bilbow, in den N012
türkischen Dialecten in Kasan Bilbau, in Tobolsk N013
Bilbow; aber es ist sehr wahrscheinlich, dass es frü- N014
her auch eine Wurzel Ural, Gürtel, gegeben habe, und N015
dass uralmak, umbinden, nach Analogie von aghyz- N016
mak, schreien, gebildet sei, worin man aghyz, N017
Mund, erkennt. Herr Schott, Professor der asiati- N018
schen Sprachen an der Universität zu Berlin, bemerkt N019
scharfsinnig, dass im türkisch-uigurischen Dialecte N020
der Gürtel den Namen Kur führt, und dass diese Form N021
mit den kirgisischen Wurzeln Ur und Ural identisch N022
scheint. Die Mongolen pflegen mit dem Namen Gürtel N023
eine lange, aus horizontalen Lagen von Syenit beste- N024
hende Felsenmauer, welche die Gobi im Norden begränzt, N025
zu bezeichnen. „Als wir auf dem Wege von Urga N026
nach Peking, sagt Herr von Bunge, von der Sta- N027
tion der Ruinen (Olonbaiching, wörtlich viel Gebäude) N028
hinabstiegen, sahen wir am Horizont einen schwarzen N029
Streifen; diess war der Bussa-tschilon.” Aber Bussa ist N030
nach dem mongolischen Wörterbuch von Schmidt
[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Auf der Karte von Hirschvogel (Hirsfogel), die zu dem Werke N002
des vom Kaiser Maximilian im Jahre 1516 nach Russland ge- N003
sandten Baron Herberstein gehört, findet sich der Name Ural gar N004
nicht, aber eine von dem Parallel von Perm bis zum Eismeere fort- N005
laufende Bergkette fühlt den Namen: Montes dicti Cingulus Terrae, N006
welches Ramusio in seiner Uebersetzung dieser Reise mit Cingolo N007
del Mondo o ver della Terra wiedergiebt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription.
(2019-10-24T14:59:58Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2019-10-24T14:59:58Z)
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.
Die Transkription erfolgte nach den unter
http://www.ocr-d.de/gt_guidelines
formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst. Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.
Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/459>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.