butten- und die Wachholderfrüchte für den Brannt- weiner. Und die Jungen, denen noch das Höschen nicht trocken wird den ganzen Tag, helfen schon auch den Branntwein trinken.
Vor einiger Zeit habe ich einer Kinderschaar zugesehen. Sie spielen unter Lärchbäumen. Die niedergefallenen Lärchzapfen sind ihre Hirschen und Rehe, denen sie grünes Reisig vorlegen zum Fressen. Andere laufen umher und spielen hinter Gebüsch "Versteckens," "Salzhalten," "Geier austreiben," "Himmel- und Höllfahren," und wie sie die Schalk- heiten und Leibesbewegungen alle heißen. -- Man sieht ihnen gerne zu; sie sind zwar alle halbnackt, haben wohlgebildete und gesunde Glieder, und ihre Spiele sind so kindlich heiter -- wie ich anderwärts noch nie Kinder spielen gesehen habe. -- Hier ist die verwundbare Stelle des gehörnten Siegfrieds, den sie den "Waldteufel" heißen.
Ich habe den Kleinen unter den Lärchen fort- wegs zugelächelt, aber sie haben mich kaum ange- blickt; nur daß sich die Jüngsten vor mir gefürchtet. Nach einer Weile hab ich es versucht, mich in ihre Spiele zu mengen; wie sich da die Meisten gleich verblüfft zurückgezogen haben! Nur Wenige geben sich mit mir ab; wie ich aber von diesen Wenigen im Wettlaufen und Haschen einigemale überlistet werde, da kommen auch die Andern wieder herbei.
butten- und die Wachholderfrüchte für den Brannt- weiner. Und die Jungen, denen noch das Höschen nicht trocken wird den ganzen Tag, helfen ſchon auch den Branntwein trinken.
Vor einiger Zeit habe ich einer Kinderſchaar zugeſehen. Sie ſpielen unter Lärchbäumen. Die niedergefallenen Lärchzapfen ſind ihre Hirſchen und Rehe, denen ſie grünes Reiſig vorlegen zum Freſſen. Andere laufen umher und ſpielen hinter Gebüſch „Verſteckens,“ „Salzhalten,“ „Geier austreiben,“ „Himmel- und Höllfahren,“ und wie ſie die Schalk- heiten und Leibesbewegungen alle heißen. — Man ſieht ihnen gerne zu; ſie ſind zwar alle halbnackt, haben wohlgebildete und geſunde Glieder, und ihre Spiele ſind ſo kindlich heiter — wie ich anderwärts noch nie Kinder ſpielen geſehen habe. — Hier iſt die verwundbare Stelle des gehörnten Siegfrieds, den ſie den „Waldteufel“ heißen.
Ich habe den Kleinen unter den Lärchen fort- wegs zugelächelt, aber ſie haben mich kaum ange- blickt; nur daß ſich die Jüngſten vor mir gefürchtet. Nach einer Weile hab ich es verſucht, mich in ihre Spiele zu mengen; wie ſich da die Meiſten gleich verblüfft zurückgezogen haben! Nur Wenige geben ſich mit mir ab; wie ich aber von dieſen Wenigen im Wettlaufen und Haſchen einigemale überliſtet werde, da kommen auch die Andern wieder herbei.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0117"n="107"/>
butten- und die Wachholderfrüchte für den Brannt-<lb/>
weiner. Und die Jungen, denen noch das Höschen<lb/>
nicht trocken wird den ganzen Tag, helfen ſchon<lb/>
auch den Branntwein trinken.</p><lb/><p>Vor einiger Zeit habe ich einer Kinderſchaar<lb/>
zugeſehen. Sie ſpielen unter Lärchbäumen. Die<lb/>
niedergefallenen Lärchzapfen ſind ihre Hirſchen und<lb/>
Rehe, denen ſie grünes Reiſig vorlegen zum Freſſen.<lb/>
Andere laufen umher und ſpielen hinter Gebüſch<lb/>„Verſteckens,“„Salzhalten,“„Geier austreiben,“<lb/>„Himmel- und Höllfahren,“ und wie ſie die Schalk-<lb/>
heiten und Leibesbewegungen alle heißen. — Man<lb/>ſieht ihnen gerne zu; ſie ſind zwar alle halbnackt,<lb/>
haben wohlgebildete und geſunde Glieder, und ihre<lb/>
Spiele ſind ſo kindlich heiter — wie ich anderwärts<lb/>
noch nie Kinder ſpielen geſehen habe. — Hier iſt<lb/>
die verwundbare Stelle des gehörnten Siegfrieds,<lb/>
den ſie den „Waldteufel“ heißen.</p><lb/><p>Ich habe den Kleinen unter den Lärchen fort-<lb/>
wegs zugelächelt, aber ſie haben mich kaum ange-<lb/>
blickt; nur daß ſich die Jüngſten vor mir gefürchtet.<lb/>
Nach einer Weile hab ich es verſucht, mich in ihre<lb/>
Spiele zu mengen; wie ſich da die Meiſten gleich<lb/>
verblüfft zurückgezogen haben! Nur Wenige geben<lb/>ſich mit mir ab; wie ich aber von dieſen Wenigen<lb/>
im Wettlaufen und Haſchen einigemale überliſtet<lb/>
werde, da kommen auch die Andern wieder herbei.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[107/0117]
butten- und die Wachholderfrüchte für den Brannt-
weiner. Und die Jungen, denen noch das Höschen
nicht trocken wird den ganzen Tag, helfen ſchon
auch den Branntwein trinken.
Vor einiger Zeit habe ich einer Kinderſchaar
zugeſehen. Sie ſpielen unter Lärchbäumen. Die
niedergefallenen Lärchzapfen ſind ihre Hirſchen und
Rehe, denen ſie grünes Reiſig vorlegen zum Freſſen.
Andere laufen umher und ſpielen hinter Gebüſch
„Verſteckens,“ „Salzhalten,“ „Geier austreiben,“
„Himmel- und Höllfahren,“ und wie ſie die Schalk-
heiten und Leibesbewegungen alle heißen. — Man
ſieht ihnen gerne zu; ſie ſind zwar alle halbnackt,
haben wohlgebildete und geſunde Glieder, und ihre
Spiele ſind ſo kindlich heiter — wie ich anderwärts
noch nie Kinder ſpielen geſehen habe. — Hier iſt
die verwundbare Stelle des gehörnten Siegfrieds,
den ſie den „Waldteufel“ heißen.
Ich habe den Kleinen unter den Lärchen fort-
wegs zugelächelt, aber ſie haben mich kaum ange-
blickt; nur daß ſich die Jüngſten vor mir gefürchtet.
Nach einer Weile hab ich es verſucht, mich in ihre
Spiele zu mengen; wie ſich da die Meiſten gleich
verblüfft zurückgezogen haben! Nur Wenige geben
ſich mit mir ab; wie ich aber von dieſen Wenigen
im Wettlaufen und Haſchen einigemale überliſtet
werde, da kommen auch die Andern wieder herbei.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/117>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.