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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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hält, um nicht zusammenzubrechen, endlich aber doch
niederstürzt in das Grab, das ihm jenes Wasser
heimtückisch gegraben hat. Jenes Wasser, welches
er durch seinen Nebelthau gestärkt, durch seine dich-
ten Kronen vor dem Lechzen des Windes geschützt,
durch seinen Schatten vor dem zehrenden Kusse der
Sonne bewahrt hat. -- Und auf den luftigen
Wipfeln hackt der Specht, und unter den Rinden
frißt die Borke, und das Sägerad der Zeit geht
allerwege, und die Späne fliegen -- im Frühlinge
als Blüten, im Herbste als gedörrte Nadeln und
Blätter.

Es geht ewig zu Ende und im Ende keimt
ewig der Anfang.

Da naht nun erst der Mensch mit seiner
Zerstörungswuth. Da schallt das Schlagen und
Pochen, da surrt die Säge, da klingt das Beil auf
das Stemmeisen im dunkeln Grunde; -- wenn du
oben hinblickest über das stille Meer der Wipfel,
so ahnst du es nicht, welchen es angeht.

Aber das Stemmeisen und der Keil dringt
tiefer und tiefer; da schüttelt einer der Hundert-
jährigen sein hohes Haupt, er weiß doch gar nicht,
was die Menschlein wollen da unten, die kleinen,
possierlichen Wesen -- er kann nicht begreifen und
schüttelt wieder das Haupt. Da geht ihm der Stoß
in's Herz; -- unten knistert es, schnalzt es, und

hält, um nicht zuſammenzubrechen, endlich aber doch
niederſtürzt in das Grab, das ihm jenes Waſſer
heimtückiſch gegraben hat. Jenes Waſſer, welches
er durch ſeinen Nebelthau geſtärkt, durch ſeine dich-
ten Kronen vor dem Lechzen des Windes geſchützt,
durch ſeinen Schatten vor dem zehrenden Kuſſe der
Sonne bewahrt hat. — Und auf den luftigen
Wipfeln hackt der Specht, und unter den Rinden
frißt die Borke, und das Sägerad der Zeit geht
allerwege, und die Späne fliegen — im Frühlinge
als Blüten, im Herbſte als gedörrte Nadeln und
Blätter.

Es geht ewig zu Ende und im Ende keimt
ewig der Anfang.

Da naht nun erſt der Menſch mit ſeiner
Zerſtörungswuth. Da ſchallt das Schlagen und
Pochen, da ſurrt die Säge, da klingt das Beil auf
das Stemmeiſen im dunkeln Grunde; — wenn du
oben hinblickeſt über das ſtille Meer der Wipfel,
ſo ahnſt du es nicht, welchen es angeht.

Aber das Stemmeiſen und der Keil dringt
tiefer und tiefer; da ſchüttelt einer der Hundert-
jährigen ſein hohes Haupt, er weiß doch gar nicht,
was die Menſchlein wollen da unten, die kleinen,
poſſierlichen Weſen — er kann nicht begreifen und
ſchüttelt wieder das Haupt. Da geht ihm der Stoß
in’s Herz; — unten kniſtert es, ſchnalzt es, und

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[119/0129] hält, um nicht zuſammenzubrechen, endlich aber doch niederſtürzt in das Grab, das ihm jenes Waſſer heimtückiſch gegraben hat. Jenes Waſſer, welches er durch ſeinen Nebelthau geſtärkt, durch ſeine dich- ten Kronen vor dem Lechzen des Windes geſchützt, durch ſeinen Schatten vor dem zehrenden Kuſſe der Sonne bewahrt hat. — Und auf den luftigen Wipfeln hackt der Specht, und unter den Rinden frißt die Borke, und das Sägerad der Zeit geht allerwege, und die Späne fliegen — im Frühlinge als Blüten, im Herbſte als gedörrte Nadeln und Blätter. Es geht ewig zu Ende und im Ende keimt ewig der Anfang. Da naht nun erſt der Menſch mit ſeiner Zerſtörungswuth. Da ſchallt das Schlagen und Pochen, da ſurrt die Säge, da klingt das Beil auf das Stemmeiſen im dunkeln Grunde; — wenn du oben hinblickeſt über das ſtille Meer der Wipfel, ſo ahnſt du es nicht, welchen es angeht. Aber das Stemmeiſen und der Keil dringt tiefer und tiefer; da ſchüttelt einer der Hundert- jährigen ſein hohes Haupt, er weiß doch gar nicht, was die Menſchlein wollen da unten, die kleinen, poſſierlichen Weſen — er kann nicht begreifen und ſchüttelt wieder das Haupt. Da geht ihm der Stoß in’s Herz; — unten kniſtert es, ſchnalzt es, und

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/129>, abgerufen am 23.11.2024.