leeren Haus mag Eins nicht leiden; über den gan- zen Winter hindurch der Schnee hereinfliegen, das ist keine gute Sach'. Die Sennin muß es eilig gehabt haben, wie sie ab in's Thal getrieben hat -- das ist schon die Rechte, die Alles offen läßt. -- Nu, ich geh' darauf hinein, mach' die Thür zu, und rammle von innen ein par Holzstücke vor, steig' nachher auf die Bank, will durch's Rauch- fenster hinaus, und verklemm mich da, das schon des Teufels ist."
Ich hab dem Burschen aber noch nicht getraut und guck' ihm eine Weile zu, wie er zappelt.
"Und stecken bleiben, meinst, wolltest nicht da unter dem Dach, bis morgen ein par Leut' kommen und dich kennen thäten?"
Da knirscht er mit seinen Zähnen, und macht die heftigsten Anstrengungen, aus seiner bösen Lage zu entkommen.
"Muß morgen in aller Früh zu Holdenschlag sein," murmelt er.
"Was willst denn zu Holdenschlag?" sage ich.
"Nu mein Gott, weil eine Hochzeit ist!" brummt er schon recht unwirsch.
"Und mußt leicht wol dabei sein?"
Er will nicht mehr antworten. "Jessas und Anna, weil ich dazu gehör'!" stößt er endlich heraus.
leeren Haus mag Eins nicht leiden; über den gan- zen Winter hindurch der Schnee hereinfliegen, das iſt keine gute Sach’. Die Sennin muß es eilig gehabt haben, wie ſie ab in’s Thal getrieben hat — das iſt ſchon die Rechte, die Alles offen läßt. — Nu, ich geh’ darauf hinein, mach’ die Thür zu, und rammle von innen ein par Holzſtücke vor, ſteig’ nachher auf die Bank, will durch’s Rauch- fenſter hinaus, und verklemm mich da, das ſchon des Teufels iſt.“
Ich hab dem Burſchen aber noch nicht getraut und guck’ ihm eine Weile zu, wie er zappelt.
„Und ſtecken bleiben, meinſt, wollteſt nicht da unter dem Dach, bis morgen ein par Leut’ kommen und dich kennen thäten?“
Da knirſcht er mit ſeinen Zähnen, und macht die heftigſten Anſtrengungen, aus ſeiner böſen Lage zu entkommen.
„Muß morgen in aller Früh zu Holdenſchlag ſein,“ murmelt er.
„Was willſt denn zu Holdenſchlag?“ ſage ich.
„Nu mein Gott, weil eine Hochzeit iſt!“ brummt er ſchon recht unwirſch.
„Und mußt leicht wol dabei ſein?“
Er will nicht mehr antworten. „Jeſſas und Anna, weil ich dazu gehör’!“ ſtößt er endlich heraus.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0167"n="157"/>
leeren Haus mag Eins nicht leiden; über den gan-<lb/>
zen Winter hindurch der Schnee hereinfliegen, das<lb/>
iſt keine gute Sach’. Die Sennin muß es eilig<lb/>
gehabt haben, wie ſie ab in’s Thal getrieben hat<lb/>— das iſt ſchon die Rechte, die Alles offen läßt. —<lb/>
Nu, ich geh’ darauf hinein, mach’ die Thür zu,<lb/>
und rammle von innen ein par Holzſtücke vor,<lb/>ſteig’ nachher auf die Bank, will durch’s Rauch-<lb/>
fenſter hinaus, und verklemm mich da, das ſchon<lb/>
des Teufels iſt.“</p><lb/><p>Ich hab dem Burſchen aber noch nicht getraut<lb/>
und guck’ ihm eine Weile zu, wie er zappelt.</p><lb/><p>„Und ſtecken bleiben, meinſt, wollteſt nicht da<lb/>
unter dem Dach, bis morgen ein par Leut’ kommen<lb/>
und dich kennen thäten?“</p><lb/><p>Da knirſcht er mit ſeinen Zähnen, und macht<lb/>
die heftigſten Anſtrengungen, aus ſeiner böſen Lage<lb/>
zu entkommen.</p><lb/><p>„Muß morgen in aller Früh zu Holdenſchlag<lb/>ſein,“ murmelt er.</p><lb/><p>„Was willſt denn zu Holdenſchlag?“ſage ich.</p><lb/><p>„Nu mein Gott, weil eine Hochzeit iſt!“<lb/>
brummt er ſchon recht unwirſch.</p><lb/><p>„Und mußt leicht wol dabei ſein?“</p><lb/><p>Er will nicht mehr antworten. „Jeſſas und<lb/>
Anna, weil ich dazu gehör’!“ſtößt er endlich<lb/>
heraus.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[157/0167]
leeren Haus mag Eins nicht leiden; über den gan-
zen Winter hindurch der Schnee hereinfliegen, das
iſt keine gute Sach’. Die Sennin muß es eilig
gehabt haben, wie ſie ab in’s Thal getrieben hat
— das iſt ſchon die Rechte, die Alles offen läßt. —
Nu, ich geh’ darauf hinein, mach’ die Thür zu,
und rammle von innen ein par Holzſtücke vor,
ſteig’ nachher auf die Bank, will durch’s Rauch-
fenſter hinaus, und verklemm mich da, das ſchon
des Teufels iſt.“
Ich hab dem Burſchen aber noch nicht getraut
und guck’ ihm eine Weile zu, wie er zappelt.
„Und ſtecken bleiben, meinſt, wollteſt nicht da
unter dem Dach, bis morgen ein par Leut’ kommen
und dich kennen thäten?“
Da knirſcht er mit ſeinen Zähnen, und macht
die heftigſten Anſtrengungen, aus ſeiner böſen Lage
zu entkommen.
„Muß morgen in aller Früh zu Holdenſchlag
ſein,“ murmelt er.
„Was willſt denn zu Holdenſchlag?“ ſage ich.
„Nu mein Gott, weil eine Hochzeit iſt!“
brummt er ſchon recht unwirſch.
„Und mußt leicht wol dabei ſein?“
Er will nicht mehr antworten. „Jeſſas und
Anna, weil ich dazu gehör’!“ ſtößt er endlich
heraus.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/167>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.