Und der süße, guldene Wein soll Braut und Bräu- tigam zur Gesundheit sein."
Das ist jetzt eine Lust und ein Geschrei, und die Pfeifen und Geigen klingen drein, und der Braut gießen sie Wein auf ihren grünen Kranz.
Jeder hebt nun sein Glas und bringt seinen Hochzeitsspruch, sein Brautlied aus dem Stegreif dar. Zuletzt torkelt die alte Rußkathl empor und mit unglaublich heller Stimme singt sie:
"Schneid Birnbam, Schneid Buxbam, Schneid birn-buxbam'ni Lad'n, Mei Schatz will a buxbam'as Bettstadl hab'n!"
Das ist ihr Trinklied und Hochzeitsspruch ge- wesen. Wie's jetzt angegangen, da hab ich gemeint, der Hall und Schall drücke alle vier Wände hinaus in den ruhsamen Abend.
Nach und nach ist es wol wieder stiller ge- worden und die Leute haben ihre Augen auf mich gelenkt, ob ich, der gelehrte Mann, denn keinen Brautspruch wisse.
So bin ich denn aufgestanden: "Glück und Segen dem Brautpaar! Und wenn nach fünfund- zwanzig Jahren seine Nachkommen in den Ehestand treten, so wird es in der Pfarrkirche am Stege der Winkel sein. Das möge kommen! ich leere den Becher!"
Und der ſüße, guldene Wein ſoll Braut und Bräu- tigam zur Geſundheit ſein.“
Das iſt jetzt eine Luſt und ein Geſchrei, und die Pfeifen und Geigen klingen drein, und der Braut gießen ſie Wein auf ihren grünen Kranz.
Jeder hebt nun ſein Glas und bringt ſeinen Hochzeitsſpruch, ſein Brautlied aus dem Stegreif dar. Zuletzt torkelt die alte Rußkathl empor und mit unglaublich heller Stimme ſingt ſie:
„Schneid Birnbam, Schneid Buxbam, Schneid birn-buxbam’ni Lad’n, Mei Schatz will a buxbam’as Bettſtadl hab’n!“
Das iſt ihr Trinklied und Hochzeitsſpruch ge- weſen. Wie’s jetzt angegangen, da hab ich gemeint, der Hall und Schall drücke alle vier Wände hinaus in den ruhſamen Abend.
Nach und nach iſt es wol wieder ſtiller ge- worden und die Leute haben ihre Augen auf mich gelenkt, ob ich, der gelehrte Mann, denn keinen Brautſpruch wiſſe.
So bin ich denn aufgeſtanden: „Glück und Segen dem Brautpaar! Und wenn nach fünfund- zwanzig Jahren ſeine Nachkommen in den Eheſtand treten, ſo wird es in der Pfarrkirche am Stege der Winkel ſein. Das möge kommen! ich leere den Becher!“
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0181"n="171"/>
Und der ſüße, guldene Wein ſoll Braut und Bräu-<lb/>
tigam zur Geſundheit ſein.“</p><lb/><p>Das iſt jetzt eine Luſt und ein Geſchrei, und<lb/>
die Pfeifen und Geigen klingen drein, und der<lb/>
Braut gießen ſie Wein auf ihren grünen Kranz.</p><lb/><p>Jeder hebt nun ſein Glas und bringt ſeinen<lb/>
Hochzeitsſpruch, ſein Brautlied aus dem Stegreif<lb/>
dar. Zuletzt torkelt die alte Rußkathl empor und<lb/>
mit unglaublich heller Stimme ſingt ſie:</p><lb/><lgtype="poem"><l>„Schneid Birnbam,</l><lb/><l>Schneid Buxbam,</l><lb/><l>Schneid birn-buxbam’ni Lad’n,</l><lb/><l>Mei Schatz will a buxbam’as Bettſtadl hab’n!“</l></lg><lb/><p>Das iſt ihr Trinklied und Hochzeitsſpruch ge-<lb/>
weſen. Wie’s jetzt angegangen, da hab ich gemeint,<lb/>
der Hall und Schall drücke alle vier Wände hinaus<lb/>
in den ruhſamen Abend.</p><lb/><p>Nach und nach iſt es wol wieder ſtiller ge-<lb/>
worden und die Leute haben ihre Augen auf mich<lb/>
gelenkt, ob ich, der gelehrte Mann, denn keinen<lb/>
Brautſpruch wiſſe.</p><lb/><p>So bin ich denn aufgeſtanden: „Glück und<lb/>
Segen dem Brautpaar! Und wenn nach fünfund-<lb/>
zwanzig Jahren ſeine Nachkommen in den Eheſtand<lb/>
treten, ſo wird es in der Pfarrkirche am Stege der<lb/>
Winkel ſein. Das möge kommen! ich leere den<lb/>
Becher!“</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[171/0181]
Und der ſüße, guldene Wein ſoll Braut und Bräu-
tigam zur Geſundheit ſein.“
Das iſt jetzt eine Luſt und ein Geſchrei, und
die Pfeifen und Geigen klingen drein, und der
Braut gießen ſie Wein auf ihren grünen Kranz.
Jeder hebt nun ſein Glas und bringt ſeinen
Hochzeitsſpruch, ſein Brautlied aus dem Stegreif
dar. Zuletzt torkelt die alte Rußkathl empor und
mit unglaublich heller Stimme ſingt ſie:
„Schneid Birnbam,
Schneid Buxbam,
Schneid birn-buxbam’ni Lad’n,
Mei Schatz will a buxbam’as Bettſtadl hab’n!“
Das iſt ihr Trinklied und Hochzeitsſpruch ge-
weſen. Wie’s jetzt angegangen, da hab ich gemeint,
der Hall und Schall drücke alle vier Wände hinaus
in den ruhſamen Abend.
Nach und nach iſt es wol wieder ſtiller ge-
worden und die Leute haben ihre Augen auf mich
gelenkt, ob ich, der gelehrte Mann, denn keinen
Brautſpruch wiſſe.
So bin ich denn aufgeſtanden: „Glück und
Segen dem Brautpaar! Und wenn nach fünfund-
zwanzig Jahren ſeine Nachkommen in den Eheſtand
treten, ſo wird es in der Pfarrkirche am Stege der
Winkel ſein. Das möge kommen! ich leere den
Becher!“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/181>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.