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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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Und der süße, guldene Wein soll Braut und Bräu-
tigam zur Gesundheit sein."

Das ist jetzt eine Lust und ein Geschrei, und
die Pfeifen und Geigen klingen drein, und der
Braut gießen sie Wein auf ihren grünen Kranz.

Jeder hebt nun sein Glas und bringt seinen
Hochzeitsspruch, sein Brautlied aus dem Stegreif
dar. Zuletzt torkelt die alte Rußkathl empor und
mit unglaublich heller Stimme singt sie:

"Schneid Birnbam,
Schneid Buxbam,
Schneid birn-buxbam'ni Lad'n,
Mei Schatz will a buxbam'as Bettstadl hab'n!"

Das ist ihr Trinklied und Hochzeitsspruch ge-
wesen. Wie's jetzt angegangen, da hab ich gemeint,
der Hall und Schall drücke alle vier Wände hinaus
in den ruhsamen Abend.

Nach und nach ist es wol wieder stiller ge-
worden und die Leute haben ihre Augen auf mich
gelenkt, ob ich, der gelehrte Mann, denn keinen
Brautspruch wisse.

So bin ich denn aufgestanden: "Glück und
Segen dem Brautpaar! Und wenn nach fünfund-
zwanzig Jahren seine Nachkommen in den Ehestand
treten, so wird es in der Pfarrkirche am Stege der
Winkel sein. Das möge kommen! ich leere den
Becher!"


Und der ſüße, guldene Wein ſoll Braut und Bräu-
tigam zur Geſundheit ſein.“

Das iſt jetzt eine Luſt und ein Geſchrei, und
die Pfeifen und Geigen klingen drein, und der
Braut gießen ſie Wein auf ihren grünen Kranz.

Jeder hebt nun ſein Glas und bringt ſeinen
Hochzeitsſpruch, ſein Brautlied aus dem Stegreif
dar. Zuletzt torkelt die alte Rußkathl empor und
mit unglaublich heller Stimme ſingt ſie:

„Schneid Birnbam,
Schneid Buxbam,
Schneid birn-buxbam’ni Lad’n,
Mei Schatz will a buxbam’as Bettſtadl hab’n!“

Das iſt ihr Trinklied und Hochzeitsſpruch ge-
weſen. Wie’s jetzt angegangen, da hab ich gemeint,
der Hall und Schall drücke alle vier Wände hinaus
in den ruhſamen Abend.

Nach und nach iſt es wol wieder ſtiller ge-
worden und die Leute haben ihre Augen auf mich
gelenkt, ob ich, der gelehrte Mann, denn keinen
Brautſpruch wiſſe.

So bin ich denn aufgeſtanden: „Glück und
Segen dem Brautpaar! Und wenn nach fünfund-
zwanzig Jahren ſeine Nachkommen in den Eheſtand
treten, ſo wird es in der Pfarrkirche am Stege der
Winkel ſein. Das möge kommen! ich leere den
Becher!“


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[171/0181] Und der ſüße, guldene Wein ſoll Braut und Bräu- tigam zur Geſundheit ſein.“ Das iſt jetzt eine Luſt und ein Geſchrei, und die Pfeifen und Geigen klingen drein, und der Braut gießen ſie Wein auf ihren grünen Kranz. Jeder hebt nun ſein Glas und bringt ſeinen Hochzeitsſpruch, ſein Brautlied aus dem Stegreif dar. Zuletzt torkelt die alte Rußkathl empor und mit unglaublich heller Stimme ſingt ſie: „Schneid Birnbam, Schneid Buxbam, Schneid birn-buxbam’ni Lad’n, Mei Schatz will a buxbam’as Bettſtadl hab’n!“ Das iſt ihr Trinklied und Hochzeitsſpruch ge- weſen. Wie’s jetzt angegangen, da hab ich gemeint, der Hall und Schall drücke alle vier Wände hinaus in den ruhſamen Abend. Nach und nach iſt es wol wieder ſtiller ge- worden und die Leute haben ihre Augen auf mich gelenkt, ob ich, der gelehrte Mann, denn keinen Brautſpruch wiſſe. So bin ich denn aufgeſtanden: „Glück und Segen dem Brautpaar! Und wenn nach fünfund- zwanzig Jahren ſeine Nachkommen in den Eheſtand treten, ſo wird es in der Pfarrkirche am Stege der Winkel ſein. Das möge kommen! ich leere den Becher!“

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/181>, abgerufen am 21.11.2024.