Haus; zuletzt ist's heilig Paradeis zu eng, sie müssen in die weit' Welt hinaus. Müssen hinaus in den wilden Wald und auf stockfremde Hei- den, müssen leiden und meiden und zuletzt wie- der scheiden. Da hat der lieb' Herrgott seinen Sohn geschickt, daß er sollt die Schäflein weiden. Ich hör' auf das Kreuz wol drei Hammerschläg' klingen, zur Rechten, zur Linken, zu Füßen -- da möcht' Einem das Herz zerspringen. Darauf ist geronnen das rosenfarbne Blut, das thut uns den Himmel erwerben. Dir bring' ich das Glas, o Gotteslamm, für dein heiliges Leiden und Sterben!"
Da ist es still gewesen in der ganzen, weiten Stube, und der alte Mann hat das Glas getrunken.
Bald aber füllt er es zum zweiten Mal und spricht: "Ihm sei die Ehr', aber es soll der Herr nun in Freuden auch bei uns sein, und darum laden wir zu diesem Ehrentag auch den Herrn Jesus ein, wie auf der Hochzeit zu Galilä, auf daß er uns mache das Wasser zu Wein, den gan- zen Winkelbach, heut' und alle Tag'. Und der Wein ist hell und rein, weiß und roth zusammengossen, wie die zwei jungen Herzen sein zusammengeschlossen in Lieb' und Ehr', und sonst keiner mehr. Der Wein wird gewachsen sein bei Sonn- und Monden- schein zwischen Himmel und Erden, so wie unsere Seel' von oben ist, und der Leib von der Erden.
Haus; zuletzt iſt’s heilig Paradeis zu eng, ſie müſſen in die weit’ Welt hinaus. Müſſen hinaus in den wilden Wald und auf ſtockfremde Hei- den, müſſen leiden und meiden und zuletzt wie- der ſcheiden. Da hat der lieb’ Herrgott ſeinen Sohn geſchickt, daß er ſollt die Schäflein weiden. Ich hör’ auf das Kreuz wol drei Hammerſchläg’ klingen, zur Rechten, zur Linken, zu Füßen — da möcht’ Einem das Herz zerſpringen. Darauf iſt geronnen das roſenfarbne Blut, das thut uns den Himmel erwerben. Dir bring’ ich das Glas, o Gotteslamm, für dein heiliges Leiden und Sterben!“
Da iſt es ſtill geweſen in der ganzen, weiten Stube, und der alte Mann hat das Glas getrunken.
Bald aber füllt er es zum zweiten Mal und ſpricht: „Ihm ſei die Ehr’, aber es ſoll der Herr nun in Freuden auch bei uns ſein, und darum laden wir zu dieſem Ehrentag auch den Herrn Jeſus ein, wie auf der Hochzeit zu Galilä, auf daß er uns mache das Waſſer zu Wein, den gan- zen Winkelbach, heut’ und alle Tag’. Und der Wein iſt hell und rein, weiß und roth zuſammengoſſen, wie die zwei jungen Herzen ſein zuſammengeſchloſſen in Lieb’ und Ehr’, und ſonſt keiner mehr. Der Wein wird gewachſen ſein bei Sonn- und Monden- ſchein zwiſchen Himmel und Erden, ſo wie unſere Seel’ von oben iſt, und der Leib von der Erden.
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Haus; zuletzt iſt’s heilig Paradeis zu eng, ſie
müſſen in die weit’ Welt hinaus. Müſſen hinaus
in den wilden Wald und auf ſtockfremde Hei-
den, müſſen leiden und meiden und zuletzt wie-
der ſcheiden. Da hat der lieb’ Herrgott ſeinen
Sohn geſchickt, daß er ſollt die Schäflein weiden.
Ich hör’ auf das Kreuz wol drei Hammerſchläg’
klingen, zur Rechten, zur Linken, zu Füßen —
da möcht’ Einem das Herz zerſpringen. Darauf
iſt geronnen das roſenfarbne Blut, das thut uns
den Himmel erwerben. Dir bring’ ich das Glas, o
Gotteslamm, für dein heiliges Leiden und Sterben!“
Da iſt es ſtill geweſen in der ganzen, weiten
Stube, und der alte Mann hat das Glas getrunken.
Bald aber füllt er es zum zweiten Mal und
ſpricht: „Ihm ſei die Ehr’, aber es ſoll der Herr
nun in Freuden auch bei uns ſein, und darum
laden wir zu dieſem Ehrentag auch den Herrn
Jeſus ein, wie auf der Hochzeit zu Galilä, auf
daß er uns mache das Waſſer zu Wein, den gan-
zen Winkelbach, heut’ und alle Tag’. Und der Wein
iſt hell und rein, weiß und roth zuſammengoſſen,
wie die zwei jungen Herzen ſein zuſammengeſchloſſen
in Lieb’ und Ehr’, und ſonſt keiner mehr. Der
Wein wird gewachſen ſein bei Sonn- und Monden-
ſchein zwiſchen Himmel und Erden, ſo wie unſere
Seel’ von oben iſt, und der Leib von der Erden.
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/180>, abgerufen am 21.11.2024.
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