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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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aber was Anderes gewesen sein. -- Nicht wahr,
jetzt kommt schon die Nacht?"

Fast verwirrt hat mich der Mann angeblickt,
als hätte er von mir die Beantwortung seiner
Frage erwartet.

"Die Nacht kann das noch nicht sein;" habe
ich entgegnet, "der finstere Nebel legt sich so über
den Wald."

"Ja, ja," fährt der seltsame Erzähler wie
träumend fort, "es kommt die Nacht. Junger
Freund, ihr werdet sehen, es kommt die finstere
Nacht."

Nun ist es eine Weile so still, daß man ver-
meint, den Nebel spinnen zu hören in dem Geäste
der Tannen. Nachher fährt der Mann wieder fort:

"In einem großen Dorfe ist es gewesen. Ich
sitze noch spät Abends im Beichtstuhl. Die Kirche
ist endlich leer geworden und die Ampel des Altares
legt ihren mattrothen Schein schon an die Wände.
Ein einziger Mann steht noch neben dem Beicht-
stuhle und scheint unentschlossen, ob er sich nähern
oder auch die Kirche verlassen soll.

Ich winke ihm. Er schrickt zusammen, tritt
näher und sinkt auf die Kniee vor dem Schuber
des Beichtstuhles. Sein Bekreuzen ist ein krampf-
haftes Zucken der rechten Hand über das Gesicht.
Er sagt nicht das übliche Gebet; in wirren und

aber was Anderes geweſen ſein. — Nicht wahr,
jetzt kommt ſchon die Nacht?“

Faſt verwirrt hat mich der Mann angeblickt,
als hätte er von mir die Beantwortung ſeiner
Frage erwartet.

„Die Nacht kann das noch nicht ſein;“ habe
ich entgegnet, „der finſtere Nebel legt ſich ſo über
den Wald.“

„Ja, ja,“ fährt der ſeltſame Erzähler wie
träumend fort, „es kommt die Nacht. Junger
Freund, ihr werdet ſehen, es kommt die finſtere
Nacht.“

Nun iſt es eine Weile ſo ſtill, daß man ver-
meint, den Nebel ſpinnen zu hören in dem Geäſte
der Tannen. Nachher fährt der Mann wieder fort:

„In einem großen Dorfe iſt es geweſen. Ich
ſitze noch ſpät Abends im Beichtſtuhl. Die Kirche
iſt endlich leer geworden und die Ampel des Altares
legt ihren mattrothen Schein ſchon an die Wände.
Ein einziger Mann ſteht noch neben dem Beicht-
ſtuhle und ſcheint unentſchloſſen, ob er ſich nähern
oder auch die Kirche verlaſſen ſoll.

Ich winke ihm. Er ſchrickt zuſammen, tritt
näher und ſinkt auf die Kniee vor dem Schuber
des Beichtſtuhles. Sein Bekreuzen iſt ein krampf-
haftes Zucken der rechten Hand über das Geſicht.
Er ſagt nicht das übliche Gebet; in wirren und

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[281/0291] aber was Anderes geweſen ſein. — Nicht wahr, jetzt kommt ſchon die Nacht?“ Faſt verwirrt hat mich der Mann angeblickt, als hätte er von mir die Beantwortung ſeiner Frage erwartet. „Die Nacht kann das noch nicht ſein;“ habe ich entgegnet, „der finſtere Nebel legt ſich ſo über den Wald.“ „Ja, ja,“ fährt der ſeltſame Erzähler wie träumend fort, „es kommt die Nacht. Junger Freund, ihr werdet ſehen, es kommt die finſtere Nacht.“ Nun iſt es eine Weile ſo ſtill, daß man ver- meint, den Nebel ſpinnen zu hören in dem Geäſte der Tannen. Nachher fährt der Mann wieder fort: „In einem großen Dorfe iſt es geweſen. Ich ſitze noch ſpät Abends im Beichtſtuhl. Die Kirche iſt endlich leer geworden und die Ampel des Altares legt ihren mattrothen Schein ſchon an die Wände. Ein einziger Mann ſteht noch neben dem Beicht- ſtuhle und ſcheint unentſchloſſen, ob er ſich nähern oder auch die Kirche verlaſſen ſoll. Ich winke ihm. Er ſchrickt zuſammen, tritt näher und ſinkt auf die Kniee vor dem Schuber des Beichtſtuhles. Sein Bekreuzen iſt ein krampf- haftes Zucken der rechten Hand über das Geſicht. Er ſagt nicht das übliche Gebet; in wirren und

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/291>, abgerufen am 23.11.2024.