heiligen Leib unverrichteter Sach muß zurückkehren, tanzen die Teufel nach bis zur Kirchenthür!"
"Du närrisch Weibmensch, du!" schreit der Bartelmei, "jetztund Kindergeschichten erzählen, daß dich der Herr Pfarrer recht mag auslachen. -- 's wär mir doch alleins und gern möcht ich das Teig- blättlein verschlucken, daß der Herr unangefochten könnt' nach Haus gehen, aber ich halt nichts drauf und da, hab' ich oftmalen gehört, wär's eine groß- mächtige Sünd', wollt' Einer in vorwitziger Weis' das Sakrament empfangen."
Auf dieses Wort hat der Pfarrer des Kranken Hand wol innig gedrückt. "Hochmüthig, Bartelmei, mußt du desweg nicht werden, jetzt in deinen alten Tagen; aber das sag' ich dir, du denkest schon das Rechte. Du bist tugendreich, du glaubst an Gott und an der Seele ewiges Leben; ob du dir's gestehen magst oder nicht, ob du das heiligste Brot zu dir nimmst oder nicht, rein ist dein Herz und dein ist das Reich und die Seligkeit!"
Da soll sich der alte Mann hoch empor- gerichtet haben; die Hände hätte er ausgebreitet, mit nassen Augen hätte er gelächelt und gerufen: "Jetzt hab' ich das Rechte gehört. Der Pfarrer mag so gut sein und mir die Wegzehrung reichen. Nachher mag er kommen, der Knochenhans -- Jesus, Jesus! was ist das? die Marian!" schreit der
heiligen Leib unverrichteter Sach muß zurückkehren, tanzen die Teufel nach bis zur Kirchenthür!“
„Du närriſch Weibmenſch, du!“ ſchreit der Bartelmei, „jetztund Kindergeſchichten erzählen, daß dich der Herr Pfarrer recht mag auslachen. — ’s wär mir doch alleins und gern möcht ich das Teig- blättlein verſchlucken, daß der Herr unangefochten könnt’ nach Haus gehen, aber ich halt nichts drauf und da, hab’ ich oftmalen gehört, wär’s eine groß- mächtige Sünd’, wollt’ Einer in vorwitziger Weiſ’ das Sakrament empfangen.“
Auf dieſes Wort hat der Pfarrer des Kranken Hand wol innig gedrückt. „Hochmüthig, Bartelmei, mußt du desweg nicht werden, jetzt in deinen alten Tagen; aber das ſag’ ich dir, du denkeſt ſchon das Rechte. Du biſt tugendreich, du glaubſt an Gott und an der Seele ewiges Leben; ob du dir’s geſtehen magſt oder nicht, ob du das heiligſte Brot zu dir nimmſt oder nicht, rein iſt dein Herz und dein iſt das Reich und die Seligkeit!“
Da ſoll ſich der alte Mann hoch empor- gerichtet haben; die Hände hätte er ausgebreitet, mit naſſen Augen hätte er gelächelt und gerufen: „Jetzt hab’ ich das Rechte gehört. Der Pfarrer mag ſo gut ſein und mir die Wegzehrung reichen. Nachher mag er kommen, der Knochenhans — Jeſus, Jeſus! was iſt das? die Marian!“ ſchreit der
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heiligen Leib unverrichteter Sach muß zurückkehren,
tanzen die Teufel nach bis zur Kirchenthür!“
„Du närriſch Weibmenſch, du!“ ſchreit der
Bartelmei, „jetztund Kindergeſchichten erzählen, daß
dich der Herr Pfarrer recht mag auslachen. — ’s
wär mir doch alleins und gern möcht ich das Teig-
blättlein verſchlucken, daß der Herr unangefochten
könnt’ nach Haus gehen, aber ich halt nichts drauf
und da, hab’ ich oftmalen gehört, wär’s eine groß-
mächtige Sünd’, wollt’ Einer in vorwitziger Weiſ’
das Sakrament empfangen.“
Auf dieſes Wort hat der Pfarrer des Kranken
Hand wol innig gedrückt. „Hochmüthig, Bartelmei,
mußt du desweg nicht werden, jetzt in deinen alten
Tagen; aber das ſag’ ich dir, du denkeſt ſchon das
Rechte. Du biſt tugendreich, du glaubſt an Gott
und an der Seele ewiges Leben; ob du dir’s
geſtehen magſt oder nicht, ob du das heiligſte Brot
zu dir nimmſt oder nicht, rein iſt dein Herz und
dein iſt das Reich und die Seligkeit!“
Da ſoll ſich der alte Mann hoch empor-
gerichtet haben; die Hände hätte er ausgebreitet,
mit naſſen Augen hätte er gelächelt und gerufen:
„Jetzt hab’ ich das Rechte gehört. Der Pfarrer
mag ſo gut ſein und mir die Wegzehrung reichen.
Nachher mag er kommen, der Knochenhans — Jeſus,
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/373>, abgerufen am 21.11.2024.
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