hätten, die Jäger, so wär' jetztund das Gered' nicht vonnöthen, und ich müßt dem Herrn Pfarrer nicht so schmerzlich zu Gnaden fallen. -- Ei, der tau- send, jetzt hab' ich mich dennoch wol angestrengt; es steigen mir die Aengsten auf."
Sie haben ihn mit kaltem Wasser gelabt. Der Pfarrer hat seine Hände gefaßt, hat ihn mit guten Worten versichert, daß er bei dem Waldherrn Ver- zeihung erwirken werde. Darnach hat er dem Kran- ken die Lossprechung ertheilt.
"Bedank' mich, bedank' mich fleißig," sagt drauf der Bartelmei mit leiser Stimme, "nachher wär' ich so weit fertig, und -- Pfarrer, jetzt thät's mich bei meiner Seel' schon selber freuen, wenn es wahr wär', dasselb, von der Ewigkeit, und wenn ich nach der unruhvollen Lebenszeit und nach dem bitteren Tod schön langsam könnt' in den Himmel einrücken. Wär' wol eine rechtschaffen bequeme Sach', das!"
So hat sich in dem armen, schwerkranken Mann das hohe Bedürfniß und die Sehnsucht nach Glauben und Hoffen ausgesprochen. Unser Herr Pfarrer hat ihn dann gefragt, ob er die heilige Wegzehrung empfangen wolle.
"Nicht vonnöthen," ist die Antwort gewesen.
"Mußt doch, Bruder, mußt doch," meint die Anna Maria, "einem Geistlichen, der mit dem
hätten, die Jäger, ſo wär’ jetztund das Gered’ nicht vonnöthen, und ich müßt dem Herrn Pfarrer nicht ſo ſchmerzlich zu Gnaden fallen. — Ei, der tau- ſend, jetzt hab’ ich mich dennoch wol angeſtrengt; es ſteigen mir die Aengſten auf.“
Sie haben ihn mit kaltem Waſſer gelabt. Der Pfarrer hat ſeine Hände gefaßt, hat ihn mit guten Worten verſichert, daß er bei dem Waldherrn Ver- zeihung erwirken werde. Darnach hat er dem Kran- ken die Losſprechung ertheilt.
„Bedank’ mich, bedank’ mich fleißig,“ ſagt drauf der Bartelmei mit leiſer Stimme, „nachher wär’ ich ſo weit fertig, und — Pfarrer, jetzt thät’s mich bei meiner Seel’ ſchon ſelber freuen, wenn es wahr wär’, dasſelb, von der Ewigkeit, und wenn ich nach der unruhvollen Lebenszeit und nach dem bitteren Tod ſchön langſam könnt’ in den Himmel einrücken. Wär’ wol eine rechtſchaffen bequeme Sach’, das!“
So hat ſich in dem armen, ſchwerkranken Mann das hohe Bedürfniß und die Sehnſucht nach Glauben und Hoffen ausgeſprochen. Unſer Herr Pfarrer hat ihn dann gefragt, ob er die heilige Wegzehrung empfangen wolle.
„Nicht vonnöthen,“ iſt die Antwort geweſen.
„Mußt doch, Bruder, mußt doch,“ meint die Anna Maria, „einem Geiſtlichen, der mit dem
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hätten, die Jäger, ſo wär’ jetztund das Gered’ nicht
vonnöthen, und ich müßt dem Herrn Pfarrer nicht
ſo ſchmerzlich zu Gnaden fallen. — Ei, der tau-
ſend, jetzt hab’ ich mich dennoch wol angeſtrengt;
es ſteigen mir die Aengſten auf.“
Sie haben ihn mit kaltem Waſſer gelabt. Der
Pfarrer hat ſeine Hände gefaßt, hat ihn mit guten
Worten verſichert, daß er bei dem Waldherrn Ver-
zeihung erwirken werde. Darnach hat er dem Kran-
ken die Losſprechung ertheilt.
„Bedank’ mich, bedank’ mich fleißig,“ ſagt
drauf der Bartelmei mit leiſer Stimme, „nachher
wär’ ich ſo weit fertig, und — Pfarrer, jetzt thät’s
mich bei meiner Seel’ ſchon ſelber freuen, wenn es
wahr wär’, dasſelb, von der Ewigkeit, und wenn
ich nach der unruhvollen Lebenszeit und nach dem
bitteren Tod ſchön langſam könnt’ in den Himmel
einrücken. Wär’ wol eine rechtſchaffen bequeme
Sach’, das!“
So hat ſich in dem armen, ſchwerkranken
Mann das hohe Bedürfniß und die Sehnſucht nach
Glauben und Hoffen ausgeſprochen. Unſer Herr
Pfarrer hat ihn dann gefragt, ob er die heilige
Wegzehrung empfangen wolle.
„Nicht vonnöthen,“ iſt die Antwort geweſen.
„Mußt doch, Bruder, mußt doch,“ meint die
Anna Maria, „einem Geiſtlichen, der mit dem
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/372>, abgerufen am 21.11.2024.
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