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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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Wir Gemeindehäupter trinken nie einen Tropfen
davon. Nun, trinken wir nicht, umsomehr bleibt
für die Anderen.

Der Pfarrer hat schon mehrmals scharf vor
diesen Getränken gewarnt. Letztlich hat er in seinem
Zorn den Branntwein einen Höllenbrunnen, ein
Gift für Leib und Seele, und die Branntwein-
brenner und Schenker mit heller Stimme Gift-
mischer geheißen.

Der alte Graßsteiger hat an seiner Nase hinab-
gelugt, und nicht lange darnach hat er bekannt werden
lassen, daß bei ihm frischer Obstmost angekommen sei.

Der Kranabethannes aber hat es so glatt
nicht abgehen lassen. Mit einem größeren Stock,
als er sonst gewöhnlich bei sich trägt, ist er vor
zwei Tagen im Pfarrhofe erschienen.

Er klopft an die Thür; und selbst als der
Pfarrer schon zweimal vernehmlich herein ruft, klopft
er noch ein drittesmal. Schwerhörig ist er nicht;
er will nur zeigen, daß, wenn gleich ein Waldteufel,
er bei den Herren doch Schick und Anstand zu halten
weiß, und wäre es auch vor seinem Feind, den er
heute niederschmettern will.

Endlich in der Stube, bleibt er eng an der
Thür stehen, preßt die Hutkrempe in die Faust und
murmelt in seinen fahlen Stoppelbart: "Hätt' ein
Wörtel zu reden mit dem Herrn Pfarrer."


Wir Gemeindehäupter trinken nie einen Tropfen
davon. Nun, trinken wir nicht, umſomehr bleibt
für die Anderen.

Der Pfarrer hat ſchon mehrmals ſcharf vor
dieſen Getränken gewarnt. Letztlich hat er in ſeinem
Zorn den Branntwein einen Höllenbrunnen, ein
Gift für Leib und Seele, und die Branntwein-
brenner und Schenker mit heller Stimme Gift-
miſcher geheißen.

Der alte Graßſteiger hat an ſeiner Naſe hinab-
gelugt, und nicht lange darnach hat er bekannt werden
laſſen, daß bei ihm friſcher Obſtmoſt angekommen ſei.

Der Kranabethannes aber hat es ſo glatt
nicht abgehen laſſen. Mit einem größeren Stock,
als er ſonſt gewöhnlich bei ſich trägt, iſt er vor
zwei Tagen im Pfarrhofe erſchienen.

Er klopft an die Thür; und ſelbſt als der
Pfarrer ſchon zweimal vernehmlich herein ruft, klopft
er noch ein drittesmal. Schwerhörig iſt er nicht;
er will nur zeigen, daß, wenn gleich ein Waldteufel,
er bei den Herren doch Schick und Anſtand zu halten
weiß, und wäre es auch vor ſeinem Feind, den er
heute niederſchmettern will.

Endlich in der Stube, bleibt er eng an der
Thür ſtehen, preßt die Hutkrempe in die Fauſt und
murmelt in ſeinen fahlen Stoppelbart: „Hätt’ ein
Wörtel zu reden mit dem Herrn Pfarrer.“


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[367/0377] Wir Gemeindehäupter trinken nie einen Tropfen davon. Nun, trinken wir nicht, umſomehr bleibt für die Anderen. Der Pfarrer hat ſchon mehrmals ſcharf vor dieſen Getränken gewarnt. Letztlich hat er in ſeinem Zorn den Branntwein einen Höllenbrunnen, ein Gift für Leib und Seele, und die Branntwein- brenner und Schenker mit heller Stimme Gift- miſcher geheißen. Der alte Graßſteiger hat an ſeiner Naſe hinab- gelugt, und nicht lange darnach hat er bekannt werden laſſen, daß bei ihm friſcher Obſtmoſt angekommen ſei. Der Kranabethannes aber hat es ſo glatt nicht abgehen laſſen. Mit einem größeren Stock, als er ſonſt gewöhnlich bei ſich trägt, iſt er vor zwei Tagen im Pfarrhofe erſchienen. Er klopft an die Thür; und ſelbſt als der Pfarrer ſchon zweimal vernehmlich herein ruft, klopft er noch ein drittesmal. Schwerhörig iſt er nicht; er will nur zeigen, daß, wenn gleich ein Waldteufel, er bei den Herren doch Schick und Anſtand zu halten weiß, und wäre es auch vor ſeinem Feind, den er heute niederſchmettern will. Endlich in der Stube, bleibt er eng an der Thür ſtehen, preßt die Hutkrempe in die Fauſt und murmelt in ſeinen fahlen Stoppelbart: „Hätt’ ein Wörtel zu reden mit dem Herrn Pfarrer.“

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/377>, abgerufen am 21.11.2024.