Wie ich darüber noch sinne, kommt die alte Haushälterin des Winkelhüterhauses, meine ehmalige Wirtin, herbeigewackelt. Sie guckt auch in die Grube, fährt sich mit der Hand hastig über das Gesicht, tappt nach meinem Arm und sagt: "Gott geb' ihm den ewigen Frieden! Das ist ein braver Mann gewesen. Aber ein Fabelhans auch -- ein arger Fabelhans! Wie ein toller Vogel ist sein Sinn herumgeflogen in der weiten Welt, und auf keinem Fleck, hat er gesagt, wär' die Welt mit Brettern verschlagen. Und jetzt -- gucket einmal recht hinab, Schulmeister! da unten ist sie -- Gott geb' ihm den ewigen Frieden -- da unten ist sie mit Brettern verschlagen."
Das Wort ist gesagt und hastig humpelt sie auf ihren Krücken davon.
Die Alte hat Recht. So unbegrenzt der mensch- liche Geist auch fliegen mag in den Weiten, sein großes Ziel wird umschlossen von den Brettern des Sarges. -- Glücklicher Schläfer, dir ist ein unend- licher Raum jetzt die Truhe. Noch nicht lang, und dir war zu eng die unendliche Welt. --
Großer Dichter, vergib, daß ich dein Wiegen- lied zur Grabschrift wandle.
Wie ich darüber noch ſinne, kommt die alte Haushälterin des Winkelhüterhauſes, meine ehmalige Wirtin, herbeigewackelt. Sie guckt auch in die Grube, fährt ſich mit der Hand haſtig über das Geſicht, tappt nach meinem Arm und ſagt: „Gott geb’ ihm den ewigen Frieden! Das iſt ein braver Mann geweſen. Aber ein Fabelhans auch — ein arger Fabelhans! Wie ein toller Vogel iſt ſein Sinn herumgeflogen in der weiten Welt, und auf keinem Fleck, hat er geſagt, wär’ die Welt mit Brettern verſchlagen. Und jetzt — gucket einmal recht hinab, Schulmeiſter! da unten iſt ſie — Gott geb’ ihm den ewigen Frieden — da unten iſt ſie mit Brettern verſchlagen.“
Das Wort iſt geſagt und haſtig humpelt ſie auf ihren Krücken davon.
Die Alte hat Recht. So unbegrenzt der menſch- liche Geiſt auch fliegen mag in den Weiten, ſein großes Ziel wird umſchloſſen von den Brettern des Sarges. — Glücklicher Schläfer, dir iſt ein unend- licher Raum jetzt die Truhe. Noch nicht lang, und dir war zu eng die unendliche Welt. —
Großer Dichter, vergib, daß ich dein Wiegen- lied zur Grabſchrift wandle.
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Wie ich darüber noch ſinne, kommt die alte
Haushälterin des Winkelhüterhauſes, meine ehmalige
Wirtin, herbeigewackelt. Sie guckt auch in die
Grube, fährt ſich mit der Hand haſtig über das
Geſicht, tappt nach meinem Arm und ſagt: „Gott
geb’ ihm den ewigen Frieden! Das iſt ein braver
Mann geweſen. Aber ein Fabelhans auch — ein
arger Fabelhans! Wie ein toller Vogel iſt ſein
Sinn herumgeflogen in der weiten Welt, und auf
keinem Fleck, hat er geſagt, wär’ die Welt mit
Brettern verſchlagen. Und jetzt — gucket einmal
recht hinab, Schulmeiſter! da unten iſt ſie — Gott
geb’ ihm den ewigen Frieden — da unten iſt ſie
mit Brettern verſchlagen.“
Das Wort iſt geſagt und haſtig humpelt ſie
auf ihren Krücken davon.
Die Alte hat Recht. So unbegrenzt der menſch-
liche Geiſt auch fliegen mag in den Weiten, ſein
großes Ziel wird umſchloſſen von den Brettern des
Sarges. — Glücklicher Schläfer, dir iſt ein unend-
licher Raum jetzt die Truhe. Noch nicht lang, und
dir war zu eng die unendliche Welt. —
Großer Dichter, vergib, daß ich dein Wiegen-
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/384>, abgerufen am 21.11.2024.
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