Schnurgerade bin ich nach Hause gegangen an demselbigen Tag, bin hingetreten vor den Vater meines Zöglings: "Herr, ich habe großen Dank für Ihre Güte zu mir. Länger kann ich in Ihrem Hause nicht bleiben."
Er sieht mich sehr verwundert an und ent- gegnet nach einer Weile: "Was wollen Sie denn beginnen?"
"Ich muß fortgehen von dieser Stadt."
"Und wo werden Sie hingehen?"
"Das weiß ich nicht."
Der gute Mann hat mir mit ruhigen Wor- ten gesagt, daß ich überspannt und wol krank sein müsse. Was mir geschehen, könne auch Anderen geschehen; er wolle mich pflegen lassen, und im Frieden seines Hauses würde ich mich wieder erholen und über's Jahr die Prüfung gewiß mit Glück bestehen.
Hierauf habe ich meine Absicht, fortzugehen, noch bestimmter dargethan; ich habe es wol gewußt, die Ursache meines Falles ist die deutsche Rede über die lateinischen Weltunterjocher gewesen, und in meinen Verhältnissen würde ich eine Haupt- prüfung nimmer bestehen. Heinrich hat Recht gehabt.
"Gut, mein Herr," ist der Bescheid des Edel- mannes, "ich entlasse sie denn."
Bei wem soll ich mich verabschieden? Bei meinem jungen Zögling? Bei der Jungfrau?
Schnurgerade bin ich nach Hauſe gegangen an demſelbigen Tag, bin hingetreten vor den Vater meines Zöglings: „Herr, ich habe großen Dank für Ihre Güte zu mir. Länger kann ich in Ihrem Hauſe nicht bleiben.“
Er ſieht mich ſehr verwundert an und ent- gegnet nach einer Weile: „Was wollen Sie denn beginnen?“
„Ich muß fortgehen von dieſer Stadt.“
„Und wo werden Sie hingehen?“
„Das weiß ich nicht.“
Der gute Mann hat mir mit ruhigen Wor- ten geſagt, daß ich überſpannt und wol krank ſein müſſe. Was mir geſchehen, könne auch Anderen geſchehen; er wolle mich pflegen laſſen, und im Frieden ſeines Hauſes würde ich mich wieder erholen und über’s Jahr die Prüfung gewiß mit Glück beſtehen.
Hierauf habe ich meine Abſicht, fortzugehen, noch beſtimmter dargethan; ich habe es wol gewußt, die Urſache meines Falles iſt die deutſche Rede über die lateiniſchen Weltunterjocher geweſen, und in meinen Verhältniſſen würde ich eine Haupt- prüfung nimmer beſtehen. Heinrich hat Recht gehabt.
„Gut, mein Herr,“ iſt der Beſcheid des Edel- mannes, „ich entlaſſe ſie denn.“
Bei wem ſoll ich mich verabſchieden? Bei meinem jungen Zögling? Bei der Jungfrau?
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Schnurgerade bin ich nach Hauſe gegangen
an demſelbigen Tag, bin hingetreten vor den Vater
meines Zöglings: „Herr, ich habe großen Dank
für Ihre Güte zu mir. Länger kann ich in Ihrem
Hauſe nicht bleiben.“
Er ſieht mich ſehr verwundert an und ent-
gegnet nach einer Weile: „Was wollen Sie denn
beginnen?“
„Ich muß fortgehen von dieſer Stadt.“
„Und wo werden Sie hingehen?“
„Das weiß ich nicht.“
Der gute Mann hat mir mit ruhigen Wor-
ten geſagt, daß ich überſpannt und wol krank ſein
müſſe. Was mir geſchehen, könne auch Anderen
geſchehen; er wolle mich pflegen laſſen, und im
Frieden ſeines Hauſes würde ich mich wieder erholen
und über’s Jahr die Prüfung gewiß mit Glück beſtehen.
Hierauf habe ich meine Abſicht, fortzugehen,
noch beſtimmter dargethan; ich habe es wol gewußt,
die Urſache meines Falles iſt die deutſche Rede
über die lateiniſchen Weltunterjocher geweſen, und
in meinen Verhältniſſen würde ich eine Haupt-
prüfung nimmer beſtehen. Heinrich hat Recht gehabt.
„Gut, mein Herr,“ iſt der Beſcheid des Edel-
mannes, „ich entlaſſe ſie denn.“
Bei wem ſoll ich mich verabſchieden? Bei
meinem jungen Zögling? Bei der Jungfrau?
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/58>, abgerufen am 27.11.2024.
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