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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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nicht ganz todt; es sind zuweilen aus der Asche
noch Funken gestoben.

"Wir haben den Winter vor der Thür,"
redet der Herr weiter, "Sie bleiben den Winter
über in meinem Hause und pflegen reiflicher Ueber-
legung, und wenn wieder der Sommer kommt,
und es gefällt Ihnen mein Antrag noch, so gehen
Sie in die Wälder."

So oft ich im Vorzimmer ein Kleid hab'
rauschen gehört, bin ich erschrocken, und letztlich
hab' ich den Herrn gebeten, er möge mich über
den Winter ziehen lassen; mit den Schwalben
würde ich wieder kommen und seinen Vorschlag
annehmen.

Er hat sich's nicht nehmen lassen, mir die
"Mittel" für den Winter zu spenden; dann aber
bin ich geflohen. Im Vorsaale ist eine Frauen-
gestalt gestanden, an der bin ich vorübergehuscht,
wie ein Wicht.

Einen Tag bin ich gewandert bis in's Wald-
land an den See, wo meine Kindheit und meine
Mutter begraben liegt. Und hier im Ort hab' ich
mir für den Winter ein Stübchen gemiethet. Oft-
mals steige ich die Schneelehnen hinan, und stehe
unter bemoosten Bäumen, wo es mir ist, als sei
ich einmal mit meiner Mutter, mit meinem Vater
gestanden; oftmals gehe ich über den gefrornen

nicht ganz todt; es ſind zuweilen aus der Aſche
noch Funken geſtoben.

„Wir haben den Winter vor der Thür,“
redet der Herr weiter, „Sie bleiben den Winter
über in meinem Hauſe und pflegen reiflicher Ueber-
legung, und wenn wieder der Sommer kommt,
und es gefällt Ihnen mein Antrag noch, ſo gehen
Sie in die Wälder.“

So oft ich im Vorzimmer ein Kleid hab’
rauſchen gehört, bin ich erſchrocken, und letztlich
hab’ ich den Herrn gebeten, er möge mich über
den Winter ziehen laſſen; mit den Schwalben
würde ich wieder kommen und ſeinen Vorſchlag
annehmen.

Er hat ſich’s nicht nehmen laſſen, mir die
„Mittel“ für den Winter zu ſpenden; dann aber
bin ich geflohen. Im Vorſaale iſt eine Frauen-
geſtalt geſtanden, an der bin ich vorübergehuſcht,
wie ein Wicht.

Einen Tag bin ich gewandert bis in’s Wald-
land an den See, wo meine Kindheit und meine
Mutter begraben liegt. Und hier im Ort hab’ ich
mir für den Winter ein Stübchen gemiethet. Oft-
mals ſteige ich die Schneelehnen hinan, und ſtehe
unter bemooſten Bäumen, wo es mir iſt, als ſei
ich einmal mit meiner Mutter, mit meinem Vater
geſtanden; oftmals gehe ich über den gefrornen

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[63/0073] nicht ganz todt; es ſind zuweilen aus der Aſche noch Funken geſtoben. „Wir haben den Winter vor der Thür,“ redet der Herr weiter, „Sie bleiben den Winter über in meinem Hauſe und pflegen reiflicher Ueber- legung, und wenn wieder der Sommer kommt, und es gefällt Ihnen mein Antrag noch, ſo gehen Sie in die Wälder.“ So oft ich im Vorzimmer ein Kleid hab’ rauſchen gehört, bin ich erſchrocken, und letztlich hab’ ich den Herrn gebeten, er möge mich über den Winter ziehen laſſen; mit den Schwalben würde ich wieder kommen und ſeinen Vorſchlag annehmen. Er hat ſich’s nicht nehmen laſſen, mir die „Mittel“ für den Winter zu ſpenden; dann aber bin ich geflohen. Im Vorſaale iſt eine Frauen- geſtalt geſtanden, an der bin ich vorübergehuſcht, wie ein Wicht. Einen Tag bin ich gewandert bis in’s Wald- land an den See, wo meine Kindheit und meine Mutter begraben liegt. Und hier im Ort hab’ ich mir für den Winter ein Stübchen gemiethet. Oft- mals ſteige ich die Schneelehnen hinan, und ſtehe unter bemooſten Bäumen, wo es mir iſt, als ſei ich einmal mit meiner Mutter, mit meinem Vater geſtanden; oftmals gehe ich über den gefrornen

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/73>, abgerufen am 27.11.2024.