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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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Lebens besser bestanden habe und noch bestehen
mag, als die Schule der Bücher und todten Lehr-
sätze. Ich bin zur Erkenntniß gekommen und mein
Gemüth ist ruhig geworden. Wie ich meine Erleb-
nisse und Verhältnisse, meine Eigenschaften und
Neigungen genau überdacht habe, so glaube ich, es
ist keine Vermessenheit, den Vorschlag des Frei-
herrn von Schrankenheim anzunehmen.

Bin ich von außen gleichwol noch recht jung,
von innen bin ich hochbetagt. Von einem alten
Mann ein guter Rath darf wol den Waldleuten
willkommen sein.



Salzburg.
Am Tage des heiligen Antoni von Padua 1814.

Es ist richtig, ich gehe in den Wald. Ich
bin ausgerüstet und mit Allen fertig. Der Freiherr
hat mir in Allem seinen Beistand zugesagt. Sein
Sohn Hermann hat mich wieder mit einer freund-
lichen Verbeugung begrüßt. Der junge Herr ist ein
wenig blaß; er wird viel lernen. Seine Schwester
. . . . (hier waren in der Urschrift zwei Zeilen so
vielfach durchstrichen, daß sie vollständig unlesbar
geworden sind).

Meiner Muhme soll es wohl gehen. Ich habe
ihr nicht das Leid anthun mögen, das sie bei mei-

Rosegger: Waldschulmeister. 5

Lebens beſſer beſtanden habe und noch beſtehen
mag, als die Schule der Bücher und todten Lehr-
ſätze. Ich bin zur Erkenntniß gekommen und mein
Gemüth iſt ruhig geworden. Wie ich meine Erleb-
niſſe und Verhältniſſe, meine Eigenſchaften und
Neigungen genau überdacht habe, ſo glaube ich, es
iſt keine Vermeſſenheit, den Vorſchlag des Frei-
herrn von Schrankenheim anzunehmen.

Bin ich von außen gleichwol noch recht jung,
von innen bin ich hochbetagt. Von einem alten
Mann ein guter Rath darf wol den Waldleuten
willkommen ſein.



Salzburg.
Am Tage des heiligen Antoni von Padua 1814.

Es iſt richtig, ich gehe in den Wald. Ich
bin ausgerüſtet und mit Allen fertig. Der Freiherr
hat mir in Allem ſeinen Beiſtand zugeſagt. Sein
Sohn Hermann hat mich wieder mit einer freund-
lichen Verbeugung begrüßt. Der junge Herr iſt ein
wenig blaß; er wird viel lernen. Seine Schweſter
. . . . (hier waren in der Urſchrift zwei Zeilen ſo
vielfach durchſtrichen, daß ſie vollſtändig unlesbar
geworden ſind).

Meiner Muhme ſoll es wohl gehen. Ich habe
ihr nicht das Leid anthun mögen, das ſie bei mei-

Roſegger: Waldſchulmeiſter. 5
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[65/0075] Lebens beſſer beſtanden habe und noch beſtehen mag, als die Schule der Bücher und todten Lehr- ſätze. Ich bin zur Erkenntniß gekommen und mein Gemüth iſt ruhig geworden. Wie ich meine Erleb- niſſe und Verhältniſſe, meine Eigenſchaften und Neigungen genau überdacht habe, ſo glaube ich, es iſt keine Vermeſſenheit, den Vorſchlag des Frei- herrn von Schrankenheim anzunehmen. Bin ich von außen gleichwol noch recht jung, von innen bin ich hochbetagt. Von einem alten Mann ein guter Rath darf wol den Waldleuten willkommen ſein. Salzburg. Am Tage des heiligen Antoni von Padua 1814. Es iſt richtig, ich gehe in den Wald. Ich bin ausgerüſtet und mit Allen fertig. Der Freiherr hat mir in Allem ſeinen Beiſtand zugeſagt. Sein Sohn Hermann hat mich wieder mit einer freund- lichen Verbeugung begrüßt. Der junge Herr iſt ein wenig blaß; er wird viel lernen. Seine Schweſter . . . . (hier waren in der Urſchrift zwei Zeilen ſo vielfach durchſtrichen, daß ſie vollſtändig unlesbar geworden ſind). Meiner Muhme ſoll es wohl gehen. Ich habe ihr nicht das Leid anthun mögen, das ſie bei mei- Roſegger: Waldſchulmeiſter. 5

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/75>, abgerufen am 23.11.2024.